Cato 10 - Die Legion
Cato. »Macro, eine Kavallerieschwadron soll sich bereit machen. Wir reiten ihnen entgegen.«
»Jawohl, Herr.« Macro ging zur Leiter und stieg vom Turm hinunter. Cato beobachtete die näher kommenden Reiter noch für einen Augenblick und stieg dann ebenfalls hinunter. Er trat zu seinem Freund, der ein Pferd für ihn bereithielt. Cato schwang sich in den Sattel, ließ sich zwischen den vorderen und den hinteren Sattelhörnern nieder und ergriff die Zügel. Den Schmerz in seiner Schulter beachtete er nicht.
»Schauen wir einmal, was sie wollen.«
Die Legionäre, die das zum Feind gelegene Tor bemannten, beeilten sich, es zu öffnen, als Cato und seine Eskorte heranritten. Gleich darauf verließ die Gruppe das Lager und ritt einen Pfad entlang, der durch ein Weizenfeld bis zur Straße getreten worden war. Dort zügelten sie ihre Pferde. Die Eskorte stellte sich hinter den beiden Offizieren in einer Kampflinie auf, bereit zum Angriff, falls Cato den Befehl erteilte. Die Nubier waren nur noch ein paar hundert Schritte entfernt und näherten sich weiter in gemessenem Tempo. Sie waren zu acht und ritten unter einer Standarte, die einen Löwen darstellte, der das Maul zu einem lautlosen Brüllen geöffnet hatte. Der Anführer war in schimmernde schwarze Seide gehüllt. Ein um einen konischen Helm geschlungenes Tuch verdeckte sein Gesicht bis auf die Augen. Er ritt ein kleines Stück vor dem Rest seiner Männer her, zügelte jetzt sein Pferd zum langsamen Schritt und hielt schließlich an, als er nur noch zehn Schritte von Cato entfernt war. Mit seinen dunklen Augen musterte er die Römer eine Weile. Dann zog er das Tuch vom Gesicht.
»Ich möchte mit dem römischen General sprechen«, sagte er auf Griechisch. »Mit Legat Aurelius.«
»Aurelius ist tot. Ich bin der Befehlshaber der Armee«, erwiderte Cato.
»Du?« Der Nubier zögerte einen Augenblick und zuckte dann mit den Schultern. »Ob das nun stimmt oder nicht hat keinen Einfluss auf das, was ich zu sagen habe. Höre mich also an, Römer. Ich bin Talmis, Prinz von Nubien, Löwe der Wüste und Befehlshaber der Armee, die du vor dir siehst.« Mit einer weit ausholenden Geste zeigte er auf die dichten Reihen von Kämpfern, die das Niltal füllten. »Ich habe die römische Einmischung in unserem Land schon zu lange geduldet. Die Zeit der Vergeltung ist gekommen. Ich werde mein Schwert erst wieder in die Scheide stecken, wenn meiner Ehre Genüge getan ist oder meine Klinge das Blut zahlreicher Römer gekostet hat.«
Macro hüstelte und zeigte gelassen auf die Scheide des Prinzen und den juwelenbesetzten Griff seiner Waffe. »Wenn das hier das, äh, fragliche Schwert ist, darf man wohl gerechterweise darauf hinweisen, dass es schon in seiner Scheide steckt.«
»Macro«, stieß Cato zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sei still!«
Der Prinz trieb sein Pferd vorwärts, dicht an Macro heran, und starrte dem Centurio wütend ins Gesicht. Macro hob fragend die Augenbrauen.
»Ist das dein kleiner Hofnarr, Legat? Ich freue mich schon darauf, zu sehen, wie er lacht, wenn meine Männer ihm den Bauch aufschlitzen.«
»Centurio Macro neigt dazu, offenherziger zu sprechen, als gut für ihn ist«, antwortete Cato gleichmütig. »Er spricht jedoch nicht für Rom. Das tue ich. Was möchtest du mir sagen, Prinz?«
Talmis starrte Macro noch einen Augenblick an, rümpfte dann verächtlich die Nase und wandte sich an Cato.
»Ich komme, um meine Friedensbedingungen zu stellen. Rom wird alles Land südlich von Ombos an Nubien abtreten. Zusätzlich verlange ich die Hälfte der diesjährigen Ernte der Provinz. Und zehn Talente Gold.« In seine Augen trat ein schlauer Blick. »Römische Talente. Nicht ägyptische. Diese Bedingungen sind nicht verhandelbar. Solltest du dich weigern, setze ich meinen Vormarsch an den Ufern des Nil entlang fort, plündere eure Städte und brenne eure Getreidefelder nieder. Ich werde bis nach Alexandria vordringen.«
Macro lachte. »Ich bezweifle, dass Rom das zulassen wird. Wenn du dich Alexandria auch nur auf hundert Meilen näherst, wird der Kaiser genug Legionen herschicken, um dich und deine Armee vollständig zu vernichten.«
Prinz Talmis zuckte mit den Schultern. »Nubien ist ein großes Land, Römer. So groß, dass ich mich darin zurückziehen kann, bis eure Legionen vor Erschöpfung oder Durst sterben. Rom macht mir keine Angst. Nun?«
»Deine Bedingungen sind inakzeptabel«, erwiderte Cato schlicht. »Die Verhandlungen sind
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