Cato 10 - Die Legion
haben.«
»Jawohl, Herr.« Macro salutierte und eilte los, um den obersten Vermesser und seine Helfer zu finden. Kurz darauf galoppierten sie davon; sie führten mit Markierpfosten und Vermessungsausrüstung beladene Maultiere hinter sich her.
Cato betrachtete sie einen Augenblick und wandte sich dann an seine Stabsoffiziere. »Lasst die Männer aufstehen. Ich möchte, dass sie bereit sind, das Lager zu errichten, sobald Macros Leute die Umgrenzung markiert haben.«
Der Staubschleier, der den Horizont zwischen dem Fluss und der Wüste verhängte, verwies auf das Vorrücken des nubischen Heeres, lange bevor der erste Mann in Sichtweite des römischen Lagers kam. Die Legionäre bauten noch immer an der Palisade und den Wachtürmen, als die ersten nubischen Patrouillen auftauchten. Es waren kleine Gruppen von Kamelreitern, die kurz vor den römischen Vorposten haltmachten und darauf warteten, dass der Rest der Armee sie einholte. Als die Sonne dem westlichen Horizont entgegensank, badete sie die Landschaft in einem düsteren Rot. In ihrem Schein leuchteten die Panzer, Waffen und Fahnen des Feindes aus der Staubwolke heraus, die langsam auf die römische Stellung zurollte. Die Soldaten verdoppelten ihre Anstrengungen, um die Verteidigungsanlagen rechtzeitig fertigzubekommen. Zusätzlich zum Graben und dem Schutzwall hatten sie vor dem Lager Reihen kleiner Gruben ausgehoben, in deren Boden schräg gestellte Holzpflöcke steckten. An jeder Ecke des Schutzwalls war eine Plattform aus mit Erde beschichteten Palmenstämmen errichtet worden, um als Abschussbasis für die Ballisten zu dienen.
Als die Verteidigungsanlage im Wesentlichen fertiggestellt war, erteilte Cato den Patrouillen den Befehl, sich zurückzuziehen. Die Kavalleristen kehrten dem Feind den Rücken und ritten ins Lager. Dann wurden die Tore verschlossen. Die Armee stellte sich kampfbereit auf für den Fall, dass Prinz Talmis sich sofort beim Eintreffen vor den römischen Befestigungen zum Angriff entschloss. Die Männer und ihre Offiziere standen da und warteten, während das feindliche Heer sich näherte. Die nubische Hauptkolonne spaltete sich in drei Abteilungen auf, und bald verwandelte sich das ganze Land zwischen dem Nil und den Hügeln in eine durchgehende Front feindlicher Infanterie. Dazwischen saßen Kolonnen berittener Krieger zu Pferd oder zu Kamel.
Cato stand auf einem der Wachtürme und spürte die Nervosität seiner Soldaten, die den Feind von der Palisade aus beobachteten. Die Männer der Zweiundzwanzigsten und die Hilfstruppen hatten noch nie einer solchen Bedrohung gegenübergestanden, und nur wenige von ihnen hatten je in einer Schlacht gekämpft. Er konnte nur hoffen, dass ihre Ausbildung und Disziplin gut genug waren, um die Stellung zu halten, sobald es zur Schlacht mit den Nubiern kam.
»Ein beeindruckender Anblick«, sagte Macro an seiner Seite. »Aber Zahlen sind nicht alles, oder?«
Cato antwortete nicht und musterte die dichten Reihen der Feinde. Zum größten Teil schienen sie nur leicht bewaffnet zu sein, aber unter ihnen waren auch mehrere Formationen von Soldaten, die geordnet marschierten, große, ovale Schilde trugen und mit Helmen und Panzern ausgerüstet waren. Außerdem sah er große Einheiten von Männern mit Bündeln von Wurfspeeren. Nur wenige Nubier schienen mit Pfeil und Bogen ausgestattet zu sein, und das beruhigte Cato ein wenig. In der Ferne erschallte ein Horn, und die nubische Armee hielt an. Über ihr wurde der Staubschleier von der über den Nil streichenden Abendbrise langsam zur Seite geweht.
»Was werden sie jetzt tun, Herr?«, fragte Junius. »Werden sie angreifen?«
»Das bezweifle ich, Tribun«, antwortete Cato. »Wir befinden uns in einer starken Stellung, und ein Angriff würde Prinz Talmis teuer zu stehen kommen. Er verfügt zwar über eine große Zahl von Männern, aber nur wenige von ihnen sind ausgebildete Soldaten. Wenn sein erster Angriff scheitert und er schwere Verluste erleidet, ist das ein harter Schlag für die Moral seiner Truppe.«
Macro zeigte nach vorn. »Dort. Wir werden bald wissen, was die Nubier vorhaben.«
Cato und Junius drehten sich um und sahen auf der staubigen Straße, die am Nilufer entlangführte, aus der Richtung der nubischen Armee eine Reitergruppe heranreiten. Sie näherte sich ohne Eile und überquerte die freie Fläche zwischen den beiden wartenden Armeen.
»Ich möchte nicht, dass sie einen zu guten Blick auf unsere Befestigungen werfen können«, entschied
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