Cato 10 - Die Legion
seitlich aus, stieß ihm die linke Hand ins Gesicht, riss den Kopf des Feindes nach hinten und schlug ihn zu Boden. Er nahm sich nicht die Zeit, dem Mann den Todesstoß zu versetzen, sondern wandte sich dem nächsten Gegner zu, einem dunkel gewandeten Araber, der einen Speer schwang. Der Feind stieß die Spitze aufwärts nach Catos Kehle. Cato parierte den Stoß mit dem Schwert und packte den Speer dann mit der freien Hand. Der Araber knurrte einen Fluch und versuchte, die Waffe zurückzureißen. Cato stieß dem Mann sein Schwert in den Arm, einmal und dann noch einmal, bis der Gegner seinen Griff lockerte. Während sie miteinander kämpften, griff der Rest der Reservekohorte an. Die vorderste Reihe fällte die Speere und stieß sie den Feinden entgegen, denen es gelungen war, die Reihen der Ersten Kohorte zu durchbrechen. Die Legionäre strömten zu beiden Seiten an Cato vorbei. Einer blieb stehen, rammte den Araber mit seinem Schild und schleuderte ihn zu Boden. Ein schneller Speerstoß tötete den Mann. Cato nickte dankend, und der Legionär rannte weiter.
Mit dem plötzlichen Eintreffen von vierhundert Soldaten schloss sich die Lücke in den römischen Reihen; der bedrängten Ersten Kohorte wurde der Rücken gestärkt. Cato zog sich vom Kampf zurück und saß wieder auf. Junius starrte ihn an, als wäre es verrückt von ihm gewesen, den Angriff anzuführen. Cato beachtete den Tribun nicht und wandte sich um, um den Blick über das Schlachtfeld schweifen zu lassen. Der Hauptteil von Prinz Talmis’ Armee hatte sich ins Zentrum der römischen Aufstellung locken lassen. Genau wie Cato es gehofft hatte, waren die Gegner dorthin gedrungen, wo die Römer am schwächsten wirkten. An den Flanken stand die Hauptmacht der Legion noch immer in Kolonnen bereit, von den feindlichen Geschossen kaum in Mitleidenschaft gezogen.
Der Moment war gekommen. Cato musste versuchen, die Falle jetzt zu schließen, solange das Zentrum der römischen Stellung noch intakt war.
Er nickte Junius zu. »Erteile den Befehl.«
Der Tribun zögerte. »Herr, ich … «
»Erteile den Befehl!«
Die Bucinabläser hörten das Kommando und warteten nicht ab, bis es an sie weitergegeben wurde. Sie führten die Mundstücke an die Lippen und bliesen. Die schrillen Töne schallten über das Schlachtfeld. Das Signal wurde wiederholt, und bevor der letzte Ton verhallte, rückten die beiden Legionärskolonnen vor. Sie kämpften sich an der nubischen Horde vorbei vorwärts, weg von den bedrängten römischen Einheiten, die das Zentrum hielten. Die Kavalleriekohorten rückten ebenfalls gestaffelt vor und deckten die Flanken der römischen Armee.
Zunächst wirkten die Nubier von den Kolonnen von Legionären, die ihr Heer umschlossen, nicht beunruhigt. Diejenigen, die im Zentrum kämpften, waren noch immer überzeugt, dass der Sieg zum Greifen nahe war; sie kämpften wie die Löwen, um die römischen Reihen noch einmal zu durchbrechen. Cato sah über dem Zentrum der nubischen Reihen ein Seidenbanner wehen und begriff, dass Prinz Talmis persönlich nach vorn gekommen war, um seine Truppen dabei anzuspornen, die schwachen Kräfte zu vernichten, die ihnen jetzt noch entgegenstanden.
Die Flankenkohorten stapften vorwärts, bis die letzte Centurie sich mit der Hauptfront vereinigt hatte. Dann blieben sie stehen. Ein Befehl ging durch die Reihen, und alle Kohorten drehten sich nach innen. Nun blickten die Soldaten auf die Flanken der zusammengedrängten nubischen Armee. Ein weiteres Kommando hallte jeden der verlängerten Flügel entlang, und die Legionäre schlossen ihre Schilde zu einem durchgehenden Wall. Dann rückten sie vor, drängten den Feind vor sich zurück und hieben jeden nieder, der in Reichweite ihrer Kurzschwerter kam.
Während die Legionäre die Falle schlossen, griff die römische Kavallerie an. Unter möglichst lautem Kriegsgeschrei sprengte sie auf die gegnerischen Reiter zu, die ein Stück hinter der nubischen Infanterie die Stellung hielten. Falls der Feind die Nerven behielt, konnten weder Lärm noch Mut die Hilfssoldaten, die in der Minderzahl waren, vor einer Niederlage bewahren. Cato hatte sich ausgerechnet, dass ihre Opferung der römischen Armee genug Zeit erkaufen würde, die Nubier zu besiegen. Doch dann sah er, dass die nubischen Pferde- und Kamelreiter sich aus ihrer Formation lösten, erst nur vereinzelt, dann in kleinen Gruppen, und südwärts davonströmten.
»Verdammt«, rief Junius erbittert. »Was denken die sich eigentlich?
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