Cato 10 - Die Legion
Angelegenheit zu Ende zu bringen, die sie beide seit der Rebellion auf Kreta quälte. Cato wandte sich wieder dem nubischen Prinzen zu.
»Nun?« Talmis hob das Kinn. »Wie lautet deine Entscheidung?«
Kapitel 36
E
s war spät am Nachmittag desselben Tages, als Prinz Talmis, der an der Spitze der kleinen Reiterkolonne das Nilufer entlangtrabte, sein Pferd zügelte. Er und seine Leibwächter waren entwaffnet worden und wurden von Cato, Macro, Tribun Junius und einer Kavallerieschwadron begleitet. Talmis deutete über den Strom zu einer kleinen Insel, die zweihundert Schritte vom Ufer entfernt lag. Wie die meisten Inseln, die Cato gesehen hatte, war auch diese niedrig und von Schilf gesäumt. An der stromaufwärts gelegenen Inselspitze erhob sich jedoch ein großer Fels, auf dem ein kleiner Tempel, fünf Säulen lang und vier breit, errichtet worden war. Um den Fuß des Felsens wuchsen Dattelpalmen, und ein kleines Stück entfernt lag ein schmaler Landesteg. Sonst gab es nichts außer Schilf. An dem Landesteg war ein Boot vertäut, und im Eingang des Tempels konnte man eine einzelne Gestalt sehen, die sie beobachtete.
»Ich lasse sie hier im Tempel bewachen«, erklärte Talmis.
»Sie?« Macro zog eine Augenbraue hoch. »Wie viele Männer sind Ajax denn noch geblieben?«
»Dort sind jetzt nur noch Ajax und ein weiterer Mann namens Karim. Die anderen habe ich töten lassen, als der Gladiator mit dem Bericht von seiner Niederlage ins Lager kam. Ajax habe ich für später aufgespart – allerdings hätte ich es vorgezogen, bei eurem Kaiser einen guten Preis für ihn auszuhandeln.«
»Ich bin froh, dass ich nicht dein Verbündeter bin«, erlaubte Macro zu bemerken.
»Ajax war kein Verbündeter. Er hat mir angeboten, mir zu dienen. Er sollte euch ablenken, nicht euch zur Schlacht herausfordern. Aber er wollte vor allen Dingen Römer töten, gleichgültig welchen Preis die Männer, die er führte, dafür bezahlen mussten.« Prinz Talmis betrachtete Macro und Cato. »Ich bin beeindruckt, dass ein Mann euch beide so sehr hassen kann wie Ajax.«
Macro spitzte die Lippen. »Das beruht auf Gegenseitigkeit, Nubier. Wir haben unsere eigenen Gründe, seine Gefühle genauso zu erwidern.«
»Ach, wirklich?« Talmis schlug sich ein Insekt von der Wange. Er forderte Macro mit einer Geste zum Fortfahren auf.
»Das genügt«, unterbrach ihn Cato. »Bald wird es dunkel. Ich möchte mich mit Ajax befassen, bevor das Tageslicht schwindet.« Er wandte sich an den Prinzen. »Wie viele von deinen Männern sind dort auf der Insel?«
»Sechs meiner besten Leute. Ich werde ihnen ihren Hauptmann hinüberschicken, um ihnen die Lage zu erklären und sie zurückzuholen. Dann gehören der Gladiator und sein Freund euch. Und du wirst mich und meine Männer freilassen.«
»Erst wenn ich Ajax habe«, erklärte Cato fest. »Lass deine Männer das Boot herüberrudern. Ich fahre mit deinem Hauptmann und einigen meiner Leute hinüber, um die Gefangenen zu übernehmen. Deine Männer können als Erste zurückkehren, dann seid ihr frei und könnt gehen.«
»Verstehe.« Talmis nickte und blickte ihn mit einem berechnenden Ausdruck an. »Legat, denkst du, dein Sieg hat meinem Ehrgeiz ein Ende gesetzt, den oberen Nil zu erobern?«
»Nein. Aber du wirst Zeit brauchen, eine neue Armee zu sammeln. Bis dahin schickt Rom neue Truppen in die Provinz und verstärkt die Verteidigungsanlagen der Städte und befestigten Lager entlang des Nils. Dann sind deine Erfolgsaussichten sogar noch schlechter als dieses Mal.« Cato sah ihn fest an. »Ich glaube, dass die Römer von nubischer Seite eine Zeit lang nichts zu befürchten haben. Deine Kräfte sind verbraucht. Bei Ajax ist das anders. Das ist der Grund, warum ich bereit bin, ihn gegen dich einzutauschen.«
Ein finsterer Ausdruck huschte über das Gesicht des Prinzen. »Wirklich? Ich glaube, du unterschätzt mich, Römer. Das werden wir ja sehen, vielleicht früher, als du denkst.« Prinz Talmis wandte sich zum Hauptmann seiner Leibwache um. Es folgte ein kurzer Wortwechsel, dann stieg der Hauptmann vom Pferd und kletterte das Ufer zum Wasser hinunter. Er setzte ein kleines Horn an die Lippen und blies viermal hinein. Zwei Männer eilten aus dem Tempel, bestiegen das kleine Boot und ruderten über die Strömung.
Cato winkte den Befehlshaber der Kavallerieschwadron zu sich und sprach dann leise mit dem Decurio. »Ich traue dem Prinzen nicht. Ich möchte, dass deine beiden besten Männer mich begleiten. Wenn
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