Cato 10 - Die Legion
unserer Priester. Er sagte, der Kaiser habe erklärt, es sei Zeit, die alten Religionen auszurotten. Er erklärte mir, er habe mich verschont, damit ich die Nachricht verbreiten könne. Der Offizier sagte, ich solle mir seinen Namen merken, und er handele auf Befehl eures Kaisers Claudius.«
»Des Weisen und Gnädigen«, brummte Macro und schüttelte entschuldigend den Kopf, als Cato ihm einen finsteren Blick zuwarf.
Cato wandte sich wieder dem Priester zu und sah ihn mit festem Blick an. »Und wie hieß dieser Offizier?«
»Genau wie ich es deinem Schreiber gesagt habe«, wandte sich Hamedes an Petronius und nickte zur Ecke hinüber. »Er sagte, er sei ein Präfekt. Präfekt Quintus Licinius Cato.«
»Bist du dir da sicher?«
»Ja. Ich musste es wiederholen.«
»Und dann?«
Dann schlug er mir den Handschutz seines Schwerts gegen den Kopf. Ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf den Leichen der anderen Priester, und mein Gewand war von ihrem Blut durchtränkt. Die Römer waren verschwunden. Sie hatten die Wohnräume der Priester in Brand gesteckt und den Tempel mit Holz, Palmblättern und Öl gefüllt und angezündet. Die Bilder an den Wänden, die heiligen Aufzeichnungen des Tempels, alles ist verbrannt. Das Feuer loderte die ganze Nacht, und am Morgen war nur noch eine ausgebrannte Ruine übrig.« Hamedes zuckte bei der Erinnerung zusammen. »Ich war allein. Den Tempel gab es nicht mehr. Mir blieb nur noch übrig, hierherzukommen und Gerechtigkeit zu suchen. Gerechtigkeit oder Rache. Ich schwöre bei allen Göttern meines Volkes, dass ich diesen Römer, diesen Präfekten Cato, aufspüren und töten werde.«
»Der Mann, der deinen Tempel überfallen hat, ist kein Römer«, erklärte Cato bestimmt. »Er ist ein Sklave, ein Flüchtling, der sich als Römer ausgibt. Seit fast einem Monat ist er entlang der ägyptischen Küste unterwegs und ermordet dein Volk.«
»Er war Römer«, entgegnete Hamedes heftig. »Soll ich etwa das Gegenteil glauben? Haben seine Männer vielleicht ebenfalls nur vorgegeben, Römer zu sein? Hat sein Schiff nur so getan, als wäre es ein römisches Kriegsschiff? Für wie dumm hältst du mich?«
»Das Kriegsschiff war echt. Und er und seine Männer haben römische Uniformen getragen. Der Mann heißt Ajax. Er hat das Schiff gekapert und seine Besatzung getötet. Wir verfolgen ihn jetzt schon seit einigen Monaten.«
Hamedes sah Cato misstrauisch an. »Ich glaube dir nicht.«
Petronius deutete mit einem Nicken auf Cato. »Hast du diesen Offizier schon einmal gesehen? Oder den Mann, der neben ihm sitzt?«
»Nein.«
»Bist du dir da sicher?«
»Vollkommen. Ich bin ihnen nie zuvor begegnet.«
»Würde es dich dann überraschen, wenn ich dir sagte, dass dieser Mann Präfekt Cato ist? Und sein Gefährte ist Centurio Macro.«
Hamedes schüttelte den Kopf. »Was ist das jetzt wieder für eine Scharade?«
»Es ist keine Scharade«, erklärte der Statthalter. »Nun, zumindest hier und jetzt nicht. Dieser Mann ist Präfekt Cato, und er spricht die Wahrheit. Derjenige, der deinen Tempel überfallen und deine Gefährten niedergemetzelt hat, war ein Betrüger. Er beabsichtigt, dein Volk zum Aufstand anzustacheln. Er möchte eure Herzen mit dem Wunsch nach Rache füllen. Und er war bislang äußerst erfolgreich. Jetzt, da du die Wahrheit kennst, brauche ich deine Hilfe, Hamedes.«
Der Ägypter wirkte immer noch verwirrt, und Petronius schlug einen sanfteren Ton an. »Du bist ein Priester. Deine Leute haben Achtung vor dir, und dein Wort hat bei ihnen Gewicht. Ich bitte dich, ihnen die Wahrheit zu sagen. Und nicht nur ihnen, sondern auch den Alexandrinern.«
»Was schlägst du vor, Herr?«
»Ich rufe die Gildenoberhäupter der Kaufleute und der Schiffseigentümer zusammen. Ich gewähre ihnen eine Audienz im Palast, und dort kannst du ihnen berichten, was du hier erfahren hast.«
»Warum sollten sie mir denn glauben? Du weißt doch, wie sehr die Alexandriner auf uns herunterschauen. Warum sollten sie die Worte eines Ägypters für bare Münze nehmen?«
»Weil ich den Verdacht hege, dass die Verachtung der gewöhnlichen Ägypter gegenüber den Römern sogar noch größer ist, als die der Griechen gegenüber den Ägyptern. Wenn du dich auf unsere Seite stellst, haben die Griechen etwas zum Nachdenken. Besser, die Wahrheit über Ajax kommt von dir als von uns.«
Hamedes nickte. »Verstehe. Ich hoffe nur, dass man mir Glauben schenkt.«
Am folgenden Abend saß
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