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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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bereit.«
    »Wie nett von dir«, murmelte Macro, und Cato warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Erzähle ihnen bitte, was du mir erzählt hast, Hamedes«, sagte Petronius.
    »Einverstanden.« Er schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. »Sie kamen in der letzten Tagesstunde. Der Oberpriester hatte die Zeremonie von Ras Eintritt in die Unterwelt begonnen. Die obersten Priester standen am Altar beim Anlegeplatz. Wir anderen knieten um das heilige Boot herum am Flussufer. Da ist mir zum ersten Mal das Segel aufgefallen. Ein römisches Kriegsschiff war vom Meer her in den Fluss eingefahren und hielt aufs Ostufer zu. Der Oberpriester schien dem keine Aufmerksamkeit zu schenken und fuhr mit der Zeremonie fort. Er bereitete einen Scheffel Weizen als Brandopfer für Ra, den Weisen und Gnädigen, vor.« Hamedes faltete kurz die Hände und neigte den Kopf. »Das Schiff nahm Kurs auf die Anlegestelle. Im letzten Moment holten sie das Segel ein und wendeten, um an den Stufen anzulegen, die zum Nil hinunterführen. Die Römer schoben eine Rampe über Bord und gingen an Land.«
    »Waren sie uniformiert?«, fragte Cato. »So wie ich?«
    »Sie trugen Tuniken wie die deine, nur in Weiß. Sie hatten Schwerter, Schilde und Helme, wie Hilfssoldaten sie verwenden.«
    »Dann waren es Marineinfanteristen«, sagte Macro. »Das passt zu dem, was wir schon wissen.«
    Cato nickte. »Fahr fort. Was ist als Nächstes geschehen?«
    »Sie umzingelten uns und zwangen uns, uns um das Boot von Ra, dem Weisen und Gnädigen, zusammenzudrängen.« Hamedes wiederholte seine vorherige Geste. »Nur mit dem Oberpriester verfuhren sie anders. Sie führten ihn beiseite, damit ihr Kommandant ihn verhören konnte. Der ging als Letzter an Land.«
    »Kannst du ihn uns beschreiben?«, fragte Cato gelassen, ohne auf den Blick zu reagieren, den Petronius ihm zuschoss.
    Hamedes runzelte die Stirn. »Er war groß und muskulös. Braune Augen. Er sah eher wie ein Grieche als wie ein Römer aus, aber das ist in Ägypten ja zu erwarten. Er trug einen Schuppenpanzer, einen Helm mit Helmbusch und einen blauen Umhang. Und er hatte ein Schwert von derselben Art, wie alle Römer es tragen.«
    »Dann hast du ihn also aus der Nähe gesehen?«
    »Ja, beim Verhör des Oberpriesters stand ich nicht weit entfernt.«
    »Du würdest also sein Gesicht wiedererkennen, wenn du ihn sehen würdest?«
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Gut.« Cato gab ihm einen Wink. »Fahr bitte fort.«
    Hamedes nickte. »Er sagte dem Priester, dass er auf Befehl des Statthalters von Alexandria handele. Der Offizier verkündete, ein neuer Erlass verlange die Beschlagnahmung aller Gold- und Silberschätze der Tempel. Er verlangte vom Oberpriester, ihm unsere Schatzkammer zu zeigen. Der Oberpriester weigerte sich. Er war wütend. Er sagte dem Offizier, der Tempel sei geheiligt und werde von den Römern entweiht. Er forderte den Offizier auf, seine Männer zu nehmen und zu verschwinden. Stattdessen befahl der Offizier seinen Männern, ihm einen der jüngeren Priester zu bringen. Dann zog er sein Schwert und köpfte den Mann. Erneut fragte er den Oberpriester nach der Schatzkammer und tötete den nächsten Mann, als er keine Antwort erhielt. So tötete er einen nach dem anderen von uns, bis der Oberpriester endlich redete. Er verfluchte den Römer und führte ihn dann zur Schatzkammer. Die Römer ließen vier von uns die Körbe mit Gold- und Silbermünzen zum Schiff schleppen. Als wir fertig waren, tötete er diejenigen von uns, die noch übrig waren. Er begann mit dem Oberpriester.« Hamedes hielt inne, und als er wieder sprach, bebte seine Stimme. »Ich habe gesehen, wie das Blut die Stufen hinunter in den Nil floss … «
    »Hast du versucht zu fliehen?«, fragte Cato. »Hast du dich vielleicht versteckt?«
    »Nein. Ich hatte zu große Angst, um mich zu rühren. Ich glaube, uns allen ging es so. Bevor ich mich’s versah, war ich der Letzte, der noch lebte. Er trat dicht an mich heran, kam mir näher, als wir jetzt beieinanderstehen, und sah mich eine Zeit lang schweigend an. Ich war mir sicher, dass er mich töten würde, und so wandte ich mich nach Westen, um ein letztes Gebet zu sprechen vor Ra, dem Weisen und Gnädigen … «
    »Ja, danke«, unterbrach ihn Macro. »Ich glaube, das wissen wir jetzt schon. Mach weiter.«
    Hamedes warf Macro einen wütenden Blick zu. »Ich betete, doch da packte er mich bei der Schulter und drehte mich herum. Ich sah ihn an. Er sagte, Rom habe genug von der Unverschämtheit

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