Cato 10 - Die Legion
drängten den Feind zurück.
»Los«, schrie Ajax. »Schiebt. Fegt sie zur Seite, Männer. Und dann bringt sie um.«
Wieder keilten sich die Leiber in der schmalen Tür zusammen. Macro wandte sich an einen der Männer, die untätig am Rand standen.
»Du! Stoß nach ihren Beinen!«
Der Legionär nickte, schob sich neben die Kämpfenden, zielte sorgfältig und wartete ab, bis eine Lücke entstand. Die nutzte er aus und stieß sein Schwert in eine Wade. Der Aufständische schrie vor Schmerz auf und wich instinktiv zurück. Dadurch öffnete sich eine Lücke in der Schildwand, die den Römern entgegengereckt wurde. Macro drängte sich vor, manövrierte sich zwischen die Feinde und stieß sein abgewinkeltes Schwert dem Mann zu seiner Rechten in die Seite. Es war kein tödlicher Stoß. Die Klinge war nur durch die Haut gedrungen und von den Rippen aufgehalten worden, aber der Mann taumelte mit einem Stöhnen zurück.
Gerade als die Römer die letzten ihrer Feinde von der Tür vertrieben hatten, ertönte vom Pfad her ein Schrei.
»General! General Ajax!«
Ajax, der in der dritten Reihe seiner Männer stand, blickte sich um und sah den Mann, der über den Pfad auf das Scharmützel zurannte. »Hier!«
Er schob sich zwischen seine Männer hindurch vor und stand vor Anstrengung keuchend da. »Was ist?«
»Mehrere Kriegsschiffe nähern sich, Herr. Sie rudern direkt auf die Hafeneinfahrt zu.«
»Wie weit sind sie noch entfernt?«
»Eine Meile, vielleicht auch weniger.«
Ajax drehte sich wieder um und warf Macro einen enttäuschten und finsteren Blick zu. »Verdammt! Wir müssen das wohl auf später verschieben«, knurrte er. Er starrte Macro in blindem Hass an, fing sich dann aber wieder. »Rückzug, Männer! Zurück zu den Schiffen! So schnell ihr könnt!«
Ajax’ Männer taumelten zurück, und Macro spürte, wie der Druck auf seinen Schild nachließ. Er musste einen Schritt nach vorn machen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit vorgehaltenem Schild und gezogenem Schwert ging er in die Hocke, heftig keuchend. Sein Blick begegnete dem von Ajax, der drei Meter entfernt stand. Der Gladiator streckte den Arm aus und deutete genau auf Macro. »Es ist noch nicht vorbei! Zeus sei mein Zeuge, dass ich dir mit meinem eigenen Schwert den Kopf abschlagen werde.«
Dann tat er es seinen Männern gleich, die vorsichtig ein paar Schritte rückwärts vom Turm zurückwichen, sich dann umdrehten und über den Pfad davonrannten. Macro sah ihm schweren Herzens nach. Falls Cato und seine Schiffe die Einfahrt des Hafens rechtzeitig erreichten, um Ajax’ Flucht zu verhindern, stand die Abrechnung vielleicht doch kurz bevor. Er wartete, bis der letzte Aufständische in sicherer Entfernung war, richtete sich auf und senkte seinen Schild. Als er sich dem Meer zuwandte, erblickte er die Schiffe der alexandrinischen Flotte, die rasch auf die Küste zuruderten.
Kapitel 9
D
ie Sonne stand längst am Horizont, als die Sobek sich der Spitze der Landzunge näherte. Die Küste war in ein warmes, gelbes Licht getaucht, das die roten Segel der Kriegsschiffe noch intensiver leuchten ließ. Der Trierarch stand über den Bug gebeugt und hielt nach Untiefen im Wasser Ausschau, die sein Schiff gefährden konnten. Doch das Meer war ruhig, und eine leichte Dünung schlug gegen die Felsen an der Küste. Cato hatte seine Rüstung angelegt und trug in Erwartung der bevorstehenden Schlacht seinen roten Umhang und den Helm mit dem Helmbusch. Er kletterte auf den Gefechtsturm auf dem Vordeck und spähte zur Küste. Die Spitze der Landzunge ragte die letzte halbe Meile kaum aus dem Wasser heraus, und vom Gefechtsturm aus konnte Cato die Wipfel der Palmen im hinteren Bereich der Bucht erkennen. Bereits zuvor hatte er beobachtet, wie der Feind sich vom Wachturm zurückgezogen hatte, und befürchtete, dass Macro und seine Männer überwältigt worden waren. Doch dann hatte er mit seinen scharfen Augen oben auf dem Turm einen quergestellten Helmbusch entdeckt. Daher wusste er, dass sein Freund noch lebte.
»Herr!«, rief der Ausguck, der rittlings auf einer Spiere hockte, von oben herunter. Er zeigte über die Landspitze hinweg. »Sie haben abgelegt!«
Cato wandte den Kopf. Er hätte das gegnerische Schiff glatt übersehen, hätte er nicht genau danach gesucht. Vor dem Dunstschleier, der über dem Festland lag, war nur ein verschwommener Strich zu erkennen – ein Schiffsmast. Dann erblickte er kurz dahinter einen zweiten Mast. Ajax war auf der Flucht.
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