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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Banner flatterten im Abendwind. Eine hohe Lehmziegelmauer umschloss den Tempel und verlieh ihm das Aussehen einer großen Festung. Ein steinerner Schiffssteg zog sich über dem Ufer entlang, während ein Holzkai neueren Datums den Rand des Stroms säumte.
    »Karnak«, erklärte Hamedes ehrfurchtsvoll und deutete dann auf einen weiteren, wesentlich kleineren Komplex am Ufer. »Und das ist der Amun-Tempel. Die Stadt liegt dahinter.«
    Der Kapitän des Prahms saß an der Ruderpinne, drückte sie langsam von sich weg und steuerte auf den Kai zu. Einige Soldaten standen auf dem Kai und auf Türmen, die hinter den Mauern aufragten, Wache. Als die Flottille sich näherte, kam eine Gruppe Soldaten von dem prachtvollen, erhöhten Schiffssteg eine Rampe zum Kai hinunter und half beim Vertäuen der Prähme. Die Seeleute warfen ihnen übers Wasser hinweg Taue zu, und eines nach dem anderen wurden die Prahme ans Ufer gezogen und die Taue um abgenutzte Holzpflöcke entlang des Kais geschlungen.
    Die beiden römischen Offiziere und der Priester griffen nach ihren Seesäcken und gingen an Land. Cato wandte sich an den Optio, der die Hafensoldaten befehligte.
    »Wo befindet sich das Hauptquartier?«
    »Wer möchte das wissen?«
    Macro trat vor, um den Optio für seine Aufsässigkeit zusammenzustauchen, aber Cato hob die Hand und gebot ihm Einhalt. Sie trugen nur ganz normale Militärtuniken. Ihre Rüstung und ihre Rangabzeichen lagen in den Seesäcken.
    »Präfekt Quintus Licinius Cato und Centurio Macro melden sich bei der Zweiundzwanzigsten zur Stelle«, antwortete Cato und deutete mit einem Nicken auf Hamedes. »Dies hier ist unser Kundschafter.«
    »Oh, ich bitte um Entschuldigung, Herr.« Der Optio nahm Haltung an. »Ihr wollt zum Priesterquartier, Herr.« Der Optio drehte sich um und zeigte zur Ostseite des Tempelkomplexes. »Dort drüben. Ich gebe euch einen meiner Leute als Führer mit.«
    Cato nickte und warf einen Blick auf den Optio und seine Männer. Die meisten hatten einen dunklen Teint, genau wie die Einheimischen. Einige wenige wiesen die hellere Haut der Griechen oder Römer auf. »Gut.«
    Kurz darauf stiegen sie die Rampe zum Zeremonial-Schiffssteg hinauf, und vor ihnen öffnete sich das Innere des Tempelkomplexes. Tausende von Männern lagerten innerhalb der Mauern. Ihre Zelte erstreckten sich in ordentlichen Reihen über den Tempelbezirk. Weiter entfernt, am hinteren Ende des Komplexes, lagen die Stallungen. Dort standen die Pferde der Hilfskohorten und der vier Schwadronen Legionärskavallerie unter Sonnendächern aus Palmwedeln. Außerhalb der Mauern, zwischen dem Tempelkomplex und der Stadt, breiteten sich die Zelte der Marketender aus. Dort fanden die Soldaten Wein, Tand und Trost in den Armen von Frauen. Zahlreiche zwielichtige griechische Händler betrieben dort Bordelle.
    »Eindrucksvoll.« Hamedes nickte. »Ich habe noch nie eine so mächtige Armee gesehen. Die Nubier müssen bei diesem Anblick erzittern. Ich kann die Zahl der Soldaten gar nicht schätzen.«
    »Ihre Zahl ist weniger beeindruckend, als du vielleicht denkst«, antwortete Macro. »Eine Legion hat eine Sollstärke von fünftausend Mann. Aber die Sollstärke wird nie ganz erreicht. Die Hilfseinheiten belaufen sich auf vielleicht dreitausend Mann. Candidus kann den Nubiern bestenfalls achttausend Mann entgegenstellen.«
    »Aber die römischen Soldaten sind doch gewiss die besten der Welt? Wie sonst hätten sie ein solches Imperium erobern können?«
    »Nicht alle Soldaten sind gleich«, gab Cato ruhig zurück.
    Der Legionär, der den Auftrag hatte, sie zum Hauptquartier zu bringen, führte sie eine kurze Sphingenallee entlang und durch die Tore des ersten Pylonen. Dann durchquerte er mit ihnen einen Hof und trat zwischen zwei hohen Statuen hindurch in eine Halle, in der riesige Säulen aufragten. Am hinteren Ende wandten sie sich nach rechts und näherten sich einem weiteren Pylonen, der nach Süden ging. In den Innenhöfen drängten sich zahlreiche Transportwagen und stapelten sich Tausende von Getreidesäcken, Nachschub für die Armee auf ihrem Marsch zum Kampf mit den Nubiern im Süden. Solche Kriegsvorbereitungen hatte Hamedes noch nie gesehen, und er schaute sich mit unstillbarer Neugier um.
    »He«, rief Macro dem Legionär zu. »Weißt du von irgendwelchen Neuigkeiten über den Feind?«
    Der Mann blickte sich um und schüttelte den Kopf. »Seit Tagen gibt es nichts Neues, Herr. Als Letztes habe ich gehört, dass seine berittenen Truppen

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