Cato 10 - Die Legion
werden, und Cato schleuderte ihn so kräftig er konnte gegen die hintere Zeltwand, wo er leise aufschlug und zu Boden fiel. Dort wand er sich wild, kam aber nicht mehr von der Stelle und verblutete alsbald.
Catos Herz hämmerte heftig, seine Brust fühlte sich kalt an und er zitterte. Er wandte sich Macro zu und sah, dass sein Freund ebenso mitgenommen war. Macro fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sah die Überreste der Schlange an und sagte leise in ernstem Tonfall: »Ich fange wirklich an, diese Provinz zu hassen … «
»Du bist der Mann, der für die Wache verantwortlich ist, richtig?« Macro starrte den Optio wütend an. Der erhob sich rasch zwischen den Männern, die um das Feuer herumsaßen.
»Jawohl, Herr.« Der junge Soldat nickte.
»Dann trifft dich die Schuld, dass das hier in unser Zelt gekommen ist, verdammt nochmal.« Macro schüttelte die Tunika aus, und die beiden Schlangenteile fielen auf den Boden. Der Optio trat instinktiv einen Schritt zurück, und sein Gesicht verzog sich vor Abscheu. Die anderen Männer reckten beim Anblick der toten Schlange die Hälse und murmelten verwundert.
Macro drehte sich um und zeigte auf das Zelt. »Da drin befindet sich der Präfekt. Vor dem Zelt sollte eigentlich ein Wächter stehen, um sicherzustellen, dass ihm nichts zustößt, richtig? Dass keine Feinde oder anderen Bedrohungen ins Zelt gelangen. Das ist die Standardvorschrift, selbst hier in Ägypten.«
»Jawohl, Herr.«
»Und wo ist dieser Wächter dann?« Macro tat so, als blickte er suchend um sich, gab dann auf und hob die Hände. »Nun?«
»Es tut mir leid, Herr.« Der Optio schluckte. »Ich habe einen Mann auf jede Seite des Lagers geschickt. Ich hielt es nicht für nötig, noch weitere Männer aufzustellen.«
»Nur zwei Männer?« Macro schüttelte den Kopf. »Die Provinz befindet sich im Kriegszustand, und jetzt sag mir nicht, dass die Nubier noch weit weg sind. Das interessiert mich nicht. Das ist keine Ausrede für Schlampereien bei der Wache. Lass mich raten. Du bist bei der Zweiundzwanzigsten Legion?«
Der Optio nickte.
»Na großartig … « Macro trat noch einen Schritt vor und hielt dem Optio drohend den Finger unter die Nase. »Ich will, dass jede Nacht angemessene Wachen aufgestellt werden. Es ist deine Pflicht, das Lager und deine Offiziere zu beschützen, und du hast es verpfuscht, mein Sohn. Tatsache ist, dass entweder der Präfekt oder ich selbst oder wir beide ums Leben hätten kommen können, und dann wäre es deine Schuld gewesen.«
»Aber, Herr. Selbst wenn dort ein Wächter gestanden hätte, hätte die Schlange ins Zelt gelangen können.«
»Halt den Mund! Du kennst deine Pflichten. Ich schlage vor, dass du dich daran hältst, oder ich reiße dich mal aus dem Schlaf. Aber dann trete ich dir so kräftig in den Arsch, dass dir die Zähne rausfallen.« Macro trat einen Schritt zurück und stieß den Schlangenkadaver mit der Stiefelspitze an. »Lass das hier wegschaffen.«
Er wollte schon zu seinem Zelt zurückkehren, als der Kapitän ihres Prahms sich kopfschüttelnd neben die Schlange hockte. »Normalerweise machen sie uns beim Lagern keinen Ärger. Euer Zelt muss in der Nähe eines ihrer Nester stehen.«
»Willst du damit sagen, dass hier noch mehr Schlangen sein könnten?«, schnaubte Macro.
»Nein. Sie sind Einzelgänger. Außer natürlich, wenn ihre Jungen schlüpfen.«
»Na, vielen Dank. Jetzt werde ich aber bestimmt gut schlafen.« Er wandte sich wieder an den Optio. »Stell gleich zwei Wächter vors Zelt.«
»Jawohl, Herr.«
Macro machte kehrt, marschierte zum Zelt zurück und zog die Zeltklappe hinter sich zu. Er gab Cato seine Tunika zurück, ging zu seiner Schlafmatte und legte sich nieder. »Der verdammte Optio kommt von der Zweiundzwanzigsten. Anscheinend hattest du recht, dir deshalb Sorgen zu machen.«
Cato saß im Schneidersitz auf seiner Schlafmatte, tief in Gedanken versunken. Er schüttelte den Kopf und blickte sich um. »Entschuldigung?«
»Ich sagte, du hattest recht damit, dass die Zweiundzwanzigste ein bisschen nachlässig ist.«
»Oh, richtig.«
»Hallo, Cato.« Macro winkte ihm zu. »Bist du noch da?«
»Ich denke nur nach.« Cato fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Über die Schlange. Wenn es irgendetwas gibt, was ich wirklich nicht ausstehen kann, dann sind es Schlangen.«
»Warum so wählerisch? Sie sind genau wie alles andere in dieser Provinz: Krokodile, Moskitos und Schlangen – alle drei sind erst zufrieden, wenn sie ihre
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