Cato 11 - Die Garde
dafür, dass eure Männer tüchtig kämpfen, denn die Überlebenden werden belohnt werden .«
Die Gladiatoren und die anderen Kämpfer zeigten sich verdrossen über die Ansprache des kaiserlichen Sekretärs und murrten leise.
»Ruhe !« , rief Narcissus. »Nehmt Haltung an und erweist eurem Kaiser Respekt !«
Er wandte sich um und nickte den Hornbläsern zu, die beiderseits des Eingangs zur Tribüne Aufstellung genommen hatten. Sie setzten die Instrumente an, spitzten die Lippen und bliesen eine ansteigende Tonfolge. Als die Fanfare verklang, trat Claudius in den Sonnenschein heraus. Sein ungekämmter schneeweißer Haarkranz leuchtete golden. Der makellose Eindruck seiner mit Stickereien verzierten Toga wurde allerdings ein wenig durch Soßenspritzer beeinträchtigt. Er hielt einen goldenen Becher in der Hand und humpelte zur Brüstung. Narcissus verneigte sich vor ihm und trat beiseite.
»Gladiatoren !« , rief Narcissus. »Begrüßt euren Kaiser !«
Nach kurzer Stille brummelten sie eine kaum verständliche Begrüßung. Der leicht angetrunkene Claudius musste unwillkürlich lachen. Als das Gemurmel erstarb, schüttelte er den Kopf.
»Ich bitte euch, Männer. Ihr k-k-könnt es doch bestimmt besser, hab ich recht ?« Der Kaiser hob die Linke. »Auf mein Kommando! Fertig? Eins, z-z-zwei, drei !«
»Heil Cäsar !« , brüllten die Kämpfer wie mit einer Stimme. »Wir, die Todgeweihten, grüßen dich !«
Claudius, dem nicht entgangen war, dass einige Männer nicht in den Gruß eingestimmt hatten, schüttelte den Kopf. Er hob den Becher und sagte mit lallender Stimme: »Ob ihr todgeweiht seid, wird sich erweisen. Darauf g-gebe ich euch mein Wort .«
Die Gladiatoren wechselten Blicke und überlegten, wie die Bemerkung des Kaisers wohl gemeint sein mochte. Claudius wandte sich an Narcissus und murmelte: »Sie sollen an Bord gehen und die Schlacht beginnen. Das ist r-r-reine Zeitverschwendung .«
»Wie du befiehlst, Majestät .«
Der Kaiser drehte sich um und trat ins Innere des Pavillons, wobei Wein aus seinem Becher überschwappte. Als er sich zurückgezogen hatte, trat wieder Narcissus an die Brüstung.
»Auf die Schiffe! Fertig machen zur Schlacht !«
Cato musterte die Kämpfer aufmerksam. Mehrere von ihnen unterhielten sich angeregt, andere umringten sie und bekundeten lautstark ihre Zustimmung.
»Es gibt Ärger .«
»Was reden die da ?« , fragte Macro. »Ich kann sie nicht verstehen .«
Cato bekam nur hin und wieder ein paar Wortfetzen mit. Er schüttelte den Kopf. Narcissus ließ wieder seine Stimme erklingen, diesmal klang sie schrill und zornig.
»Auf die Schiffe mit euch, sonst lasse ich jeden Einzelnen, der die Schlacht überlebt, kreuzigen, die Götter sind mein Zeuge !«
Die Gruppe der Kämpfer teilte sich, und einer der Gladiatoren trat vor. Die Daumen hinter den Gürtel gehakt, musterte er verächtlich den kaiserlichen Sekretär. »Nichts da. Wir alle haben gehört, was der Kaiser gesagt hat, du auch. Das war klar und deutlich. Wir wurden begnadigt. Der Kampf findet nicht statt .«
Macro wandte sich überrascht Cato zu, und der schüttelte verständnislos den Kopf.
»Was hast du gesagt ?« , fragte Narcissus verblüfft.
»Die Naumachie findet nicht statt. Das hat der Kaiser gesagt .«
»Bist du wahnsinnig? Was redest du ?«
Der Gladiator runzelte die Stirn. »Wir haben’s doch gehört. Er hat gesagt, wir sollen nicht sterben. Er hat sein Wort gegeben. Du hast selbst gehört, was er gesagt hat. Das Wort des Kaisers ist Gesetz. In den Pferchen kam heute Nacht das Gerücht auf, das Schauspiel werde abgesagt. Jetzt hat es sich bewahrheitet .«
»Er hat nichts dergleichen gesagt, Idiot! Und jetzt auf die Schiffe mit euch !«
Der Gladiator wandte sich zu seinen Unterstützern um. Sie besprachen sich halblaut, dann wandte er sich mit verschränkten Armen Narcissus zu. »Wir wurden begnadigt. Das hat der Kaiser selbst gesagt. Wir verlangen, dass wir unverzüglich freigelassen werden .«
»Ihr stellt Forderungen ?« Narcissus erstickte fast vor Wut. »Wie kannst du es wagen, Sklave !« Der kaiserliche Sekretär beugte sich über die Brüstung vor und brüllte zu Tigellinus hinunter: »Centurio, töte den Mann und alle anderen, die sich weigern, ihre Befehle auszuführen .«
Einen Moment lang herrschte Stille. Die Luft vibrierte vor Anspannung, als die Gladiatoren und die anderen Kämpfer zu den Schwertern griffen. Centurio Tigellinus trat vor seine Männer hin und schaute zu Narcissus
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