Cato 11 - Die Garde
hoch. »Herr ?«
Narcissus stieß ihm den Zeigefinger entgegen. »Tu, was ich gesagt habe, sonst teilst du sein Schicksal. Mach schon !«
Tigellinus trat in die Reihe zurück, hob den Schild und zog das Schwert. Er atmete zischend ein und brüllte: »Sechste Centurie! Vorrücken mit angelegtem Speer !«
Es knallte laut, als die Gardisten den ersten Schritt taten, dann senkten sie die Speerspitzen, bis sie auf die Gladiatoren wiesen. Cato schätzte, dass sie mindestens achtzig Männern gegenüberstanden. Das bedeutete, das Kräfteverhältnis wäre mehr oder weniger ausgeglichen, wenn die Situation aus dem Ruder lief. Macro fixierte den Sprecher der Gladiatoren und knurrte: »Ich hatte gehofft, ich müsste nie wieder gegen Sklaven kämpfen. Jedenfalls nicht gegen solche, die auch Gladiatoren sind .«
»Eine Sesterze gegen einen Denar, dass die hier in der Gladiatorenschule von Rom ausgebildet wurden « , murmelte Cato.
Macro sah ihn an. Die Große Schule war im ganzen Reich berühmt für die Qualität der ausgebildeten Gladiatoren. Macro holte tief Luft. »Dann haben wir ein Problem .«
Centurio Tigellinus teilte offenbar ihre Besorgnis, denn er befahl einem seiner Leute, Tribun Burrus um Verstärkung zu bitten. Als der Gardist davoneilte, reckte Tigellinus den Schild und wandte sich den Gladiatoren zu. »Sechste Centurie, langsam vorrücken !«
Die Reihe der Prätorianer setzte sich in Bewegung, die Prunkrüstungen, die sie über ihren makellos weißen Tuniken trugen, funkelten im Sonnenschein. Es war eine ganze Weile her, dass Cato und Macro in der Schlachtreihe gekämpft hatten, anstatt sie zu befehligen, und Cato konzentrierte sich darauf, seine Schrittlänge denen seiner Nebenmänner anzugleichen. Der Anführer der Gladiatoren streckte die Hand zu Narcissus aus.
»Sag den Prätorianern, sie sollen anhalten! Sonst wird das Blut deiner Männer vergossen werden. Und der Kaiser wird dich dafür verantwortlich machen, Freigelassener .« Beim letzten Wort triefte seine Stimme vor Verachtung.
Cato blickte sich nach Narcissus um, der zornfunkelnd vom Podium herabblickte, die Lippen zu einem Strich zusammengepresst.
»Gladiatoren !« , rief der Anführer. »Zieht die Waffen !«
Klirrend und zischend fuhren die Schwerter aus den Scheiden, und Cato hob den ovalen Schild etwas höher, damit sein Oberkörper und die untere Gesichtshälfte geschützt waren. Die Gladiatoren waren nur noch knapp zwanzig Schritte entfernt. Hinter ihnen erstreckte sich ein Palisadenzaun vom Ufer zu den Pferchen. Ein paar Hilfssoldaten auf einem hinter der Palisade befindlichen Wachturm waren auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden und riefen etwas zu ihren Kameraden am Boden hinab. In dieser Richtung gab es für die Gladiatoren kein Entkommen. Eigentlich waren ihnen alle Fluchtwege versperrt. Entweder sie hielten stand und starben, oder sie gingen an Bord der Schiffe. Auf den Vordecks der bereits bemannten Schiffe drängten sich Zuschauer, und Cato konnte nur hoffen, dass die wütende Empörung, die ihre Anführer veranlasst hatte, Narcissus zu trotzen, nicht auf sie übergreifen würde. Zum Glück waren sie so weit entfernt, dass sie die beiläufige Bemerkung des Kaisers und den daraus entstandenen erbitterten Wortwechsel nicht gehört hatten.
Der Anführer der Gladiatoren ging in die Hocke, schirmte seinen Körper mit dem Rundschild ab und machte sich bereit, ihn dem erstbesten Gegner, der sich ihm näherte, ins Gesicht zu schmettern. Das Schwert hatte er angelegt, um jederzeit zustechen zu können. Die anderen Männer folgten seinem Beispiel und rückten auseinander, damit sie sich nicht gegenseitig behinderten. Cato wunderte sich über die unterschiedlichen Kampfweisen der Gladiatoren und Prätorianer. Die eine Seite war für den Einzelkampf ausgebildet und hatte ihre Fertigkeiten im Zweikampf vervollkommnet, wie es den täglichen Anforderungen entsprach. Ihnen standen die Elitesoldaten Roms gegenüber, die dafür ausgebildet waren, in disziplinierten Schlachtreihen zu kämpfen, jeder einzelne Teil einer großen Maschine.
»Rettet euer Leben !« , rief Tigellinus den Gladiatoren zu. »Liefert den Aufrührer aus, dann wird man euch verschonen !«
»Zum Hades mit dir !« , brüllte jemand zurück.
Die Lippen des Anführers teilten sich zu einem wilden Grinsen, und er klopfte mit der flachen Seite des Schwertes gegen seinen Brustpanzer. »Na los, holt mich doch !«
Kapitel 24
S o sei es denn « , entgegnete Tigellinus
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