Cato 11 - Die Garde
tropfte. Der Druck auf seinen Hals war quälend. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte trat Cato mit Knien und Stiefeln um sich und boxte dem Mann mit der Linken ins Gesicht, immer wieder und wieder. Währenddessen blickte ein anderer Teil von ihm mit tiefem Bedauern auf ihn nieder. Was für eine Schande, in dieser Höhle nach Scheiße stinkend zu sterben, erdrosselt von einem Straßenräuber. Kein würdiges Ende für einen mehrfach ausgezeichneten Soldaten, der vorhatte, die Tochter eines Senators zu ehelichen. Auf einmal verspürte er eine überwältigende Sehnsucht nach Julia und eine neue Entschlossenheit, nicht in dieser Höhle zu sterben. Er spannte die Nackenmuskeln an, nahm das Kinn an die Brust, hörte auf, an der Hand seines Gegners zu zerren und stieß ihm stattdessen die Finger mit aller Kraft in die Augen.
Der Mann brüllte auf vor Wut und Schmerz und bespritzte Catos Gesicht mit Blut, ließ aber nicht locker. Der Druck, der Catos Kopf zum Platzen zu bringen drohte, nahm noch weiter zu, und er schloss die Augen. Dann verschwand der Druck auf einmal, und das auf seiner Brust lastende Gewicht verflüchtigte sich. Cato öffnete flatternd die Augen und erblickte seinen Gegner im Klammergriff von Plautus’ dicken, behaarten Armen. Mit einem kräftigen Ruck brach der Offizier dem Mann den Hals. Es knackte laut, dann schleuderte er den Leichnam mit einem triumphierenden »Ha !« beiseite, zog Cato vom Tisch und stellte ihn auf die Beine.
Cato bedankte sich mit einem Kopfnicken und zuckte zusammen. Vorsichtig fasste er sich an den Hals. Es dauerte einen Moment, bis der dunkle Nebel sich verflüchtigte und der Schwindel aufhörte. Als Plautus den Eindruck hatte, er könne sich wieder verteidigen, wandte er sich ab und stürzte sich erneut ins Getümmel.
Ein rascher Blick in die Runde machte Cato klar, dass Cestius’ Männer den Kampf verlieren würden. Die meisten waren bereits gefallen, allerdings lagen auch mehrere Germanen und zwei Frauen am Boden. Weitere drei Frauen hatten sich in eine Ecke zurückgezogen, klammerten sich aneinander und verfolgten entsetzt das Geschehen. Eine Frau, kräftiger und tapferer als ihre Gefährtinnen, stand mit nackter Brust da, ein Schwert in der einen und einen Dolch in der anderen Hand, und kreischte zwei grinsende Germanen an, die sich ihr näherten. Das war die Frau, die eben noch auf Cestius’ Schoß gesessen hatte! Einer der Germanen senkte verächtlich sein Schwert und trat mit entblößtem Oberkörper auf sie zu. Ihr Geschrei brach ab. Dann sprang sie mit wogenden Brüsten vor und stieß ihm die Klinge entgegen. Der Germane wich dem Hieb lachend aus und klatschte ihr auf den Po, als sie an ihm vorbeistolperte. Die Frau aber drehte sich behände um, rammte ihm das Schwert in die Seite, schwenkte die andere Hand herum und stieß ihm den Dolch in die Gurgel. Dem Germanen erstarb das Lachen auf den Lippen und machte einem rauen Gurgeln Platz. Er fasste sich an den Hals, aus dem Blut hervorspritzte.
»Barbarenabschaum !« , kreischte sie. »Stirb, du Schwein !«
Das waren ihre letzten Worte, denn der andere Germane durchbohrte sie mit solcher Wucht, dass er sie von den Füßen hob. Dann riss er die Klinge aus ihrem Bauch hervor, und sie brach zusammen.
Cato wandte den Blick ab und hielt Ausschau nach Cestius. Der Bandenanführer war nirgends zu sehen. Schließlich erblickte er Macro, der sich an der anderen Seite der Höhle vom Boden aufrappelte und unter der Leiter hervorkroch, die auf ihn gefallen war. Weiter oben an der Einmündung des Ganges bewegte sich etwas, und vor dem flackernden Fackelschein zeichnete sich Cestius’ Silhouette ab. Dann drehte sich der Mann um, nahm die Fackel aus dem Halter und verschwand im Tunnel. Cato befahl Plautus rasch, in der Höhle zu bleiben und so lange, bis Verstärkung zur Bewachung des Getreides eingetroffen war, die Eingänge zu bewachen.
Als Cato seinen Freund erreichte, war Macro schon wieder auf den Beinen und lehnte gerade die Leiter an die Höhlenwand. Auf das Geräusch der Schritte hin blickte er sich um und bemerkte die Kratzer und Blutergüsse an Catos Hals.
»Kannst du noch kämpfen, mein Junge ?«
»Ja « , krächzte Cato und zuckte vor Schmerz zusammen. Er zeigte auf die Leiter.
»Gut .« Macro nickte. »Schnappen wir uns das Schwein .«
Er kletterte hinter Macro die Leiter hoch und kletterte in den Gang. Der rotgelbe Widerschein von Cestius’ Fackel wurde von den Wänden zurückgeworfen. Sie rannten los,
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