Cato 11 - Die Garde
zu treffen. Diesmal beförderte sich Cato mit einem Satz nach hinten aus der Gefahrenzone. Das Ende des Knüppels zischte an seinem Gesicht vorbei und traf den Kopf eines Zechkumpanen, der gerade ins Kampfgetümmel hineinstolperte. Es hörte sich an, als habe jemand ein Ei gegen die Wand geklatscht. Die Nägel durchbohrten Haut und Knochen und drangen ins Gehirn vor. Der Kopf des Mannes ruckte zur Seite, dann brach er zusammen und zog den Knüppel mit sich.
Der Angreifer zerrte fluchend an seiner Waffe, was zur Folge hatte, dass der Kopf des Getroffenen grotesk hin und her wackelte. Der Mund des Mannes arbeitete, die Augen traten ihm aus den Höhlen, und Blut und Hirnmasse quollen aus den Löchern im Kopf. Cato sprang vor und trieb dem Kerl mit dem Knüppel das Schwert tief in den Bauch. Er riss die Klinge gleich wieder heraus, stieß den Mann beiseite und hielt im Kampfgetümmel Ausschau nach Cestius. Die Kohleglut in den Becken warf die Schatten der Kämpfenden an die Wände, und die Luft war erfüllt vom dumpfen Geräusch der Treffer und dem Scheppern und Klirren der Klingen. Unter diesen Umständen war es schwierig, Gesichtszüge zu erkennen, denn die gegnerischen Parteien waren vor allem anhand der Bärte und der massigen Statur der Germanen zu unterscheiden. Irgendwo links von ihm brüllte Macro seine Gegner an und drosch mit dem Schwert auf sie ein.
Zu seiner Rechten nahm Cato ein metallisches Funkeln wahr. Er fuhr herum und sah einen Mann mit gerecktem Dolch heranstürmen. Mit wutverzerrtem Gesicht stieß er einen Schlachtruf aus, sein ungekämmter Bart sträubte sich. Cato schwang das Schwert herum und wehrte den Hieb ab.
»Idiot !« , brüllte Cato den Mann an. »Ich bin auf deiner Seite !«
Der Bärtige musterte Cato kurz, dann knurrte er auf Lateinisch eine Entschuldigung. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen, und auch Cato sah seinen Irrtum ein. Der Wein hatte die Reaktionen des Rohlings jedoch verlangsamt, deshalb schlug Cato als Erster zu und knallte seinem Gegner den Schwertknauf gegen die Nase, die mit einem dumpfen Knacken brach. Mit blutüberströmtem Gesicht taumelte er zurück, stolperte über eine Bank, stürzte und prallte mit dem Kopf gegen die Tischkante. Cato rückte vor, zwängte sich zwischen zwei in einen erbitterten Zweikampf verbissenen Männern hindurch und hielt weiter Ausschau nach Cestius. Da prallte jemand mit wehendem Gewand und lautem Gekreische gegen seine Brust. Cato fing den Stoß ab und blickte auf eine kleine, dicke Frau mit wirrem schwarzem Haar nieder, die ihm mit den Fäusten gegen die Brust trommelte. Als sie merkte, dass er auf sie niedersah, zerkratzte sie ihm mit den Fingernägeln die Wange. Cato verspürte ein Brennen, rammte ihr unwillkürlich das Knie gegen die Brust und stieß sie von sich weg. Sie flog nach hinten und prallte gegen ein Bandenmitglied. Dann stöhnte sie auf und verharrte, fixiert von einem Schwert, das sich ihr in den Rücken gebohrt hatte und aus dem Bauch und der schmutzigen braunen Tunika wieder ausgetreten war. Der Mann stieß sie mit der Linken von sich weg und riss das Schwert heraus, dann zielte er mit der blutigen Klinge auf Catos Gesicht. Was ihm an Schwerttechnik abging, machte er mit brutaler Kraft wett, und Cato schaffte es nur mit Mühe, den Hieb von seinem Gesicht abzulenken. Trotzdem traf die Klinge den oberen Rand seines Ohrs.
»Scheißkerl !« , brüllte Cato, außer sich vor Zorn. Er biss die Zähne zusammen, warf sich nach vorn und ballte die Linke zur Faust. Der Hieb traf seinen Gegner am Kiefer. Es war ein kräftiger Hieb, der einen gewöhnlichen Mann benommen gemacht hätte. Cestius’ Gefolgsleute aber zeichneten sich durch besondere Kraft und Zähigkeit aus. Sie stammten aus den Armenvierteln Roms, wo man entweder lernte, die Fäuste sprechen zu lassen, oder zusammengeschlagen in der Gosse landete. Der Kopf des Mannes ruckte zurück, doch er richtete sich gleich wieder gerade und lachte Cato ins Gesicht. Sein Lachen machte Erstaunen Platz, als er den Blick auf Catos Schwert senkte, das sich unterhalb der Rippen in seine Seite gebohrt hatte. Cato drehte die Klinge nach rechts und nach links, trieb sie in die Organe des Mannes. Bei jeder Drehung gab der Mann ein gequältes Stöhnen von sich. Schließlich riss Cato die Klinge heraus, und ein dunkler Blutschwall schoss aus der Wunde.
Der Schmerz der tödlichen Verletzung machte den Mann rasend. Er warf sich auf Cato; das Gesicht des Mannes war nur eine Handbreit
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