Cato 11 - Die Garde
Gebrüll aus zweihunderttausend Kehlen, die ihre Lieblingsmannschaft anfeuerten. Jetzt herrschte hier eine tiefe, unheimliche Stille, und Cato bekam eine Gänsehaut, als sie hinter Cestius her über die frisch geharkte Sandfläche liefen.
»Wir müssen ihn einholen, bevor er die andere Seite erreicht « , rief Macro ihm zu. »Wenn er durch den Haupteingang auf die Straße gelangt, entkommt er uns .«
Cato nickte und holte das Letzte aus seinen müden Beinen heraus. Als Cestius neben der erhöhten kaiserlichen Tribüne herlief, geriet er auf einmal ins Stolpern und stürzte. Im nächsten Moment rappelte er sich wieder auf und ergriff die Fackel, doch da hatten Cato und Macro ihn schon erreicht und zogen ihre Schwerter. Sie nahmen Cestius in die Mitte, duckten sich, zum Zuschlagen bereit, und sogen keuchend die kühle Nachtluft ein. Da Cestius der Weg zum Haupteingang versperrt war, wich er zur kaiserlichen Tribüne zurück und zog das Schwert.
»Ergib dich « , sagte Cato. »Du kannst nicht mehr entkommen .«
»Ach, nein ?« Cestius leckte sich die trockenen Lippen. »Dann wollen wir doch mal sehen, ob ihr beiden es schafft, mich aufzuhalten, was ?«
»Bei den Göttern, du redest Blödsinn « , knurrte Macro. »Schieb dir ein Klistier in den Arsch, dann kann man dich in einem verdammten Eimer zu deinem Begräbnis bringen .« Er klopfte mit der Linken auf sein Schwert. »Na los, du hochnäsiges Stück Scheiße .«
»Schluss .« Cato hob die Hand. »Ich will ihn lebend haben. Cestius, wirf das Schwert weg .«
»Nie im Leben !« , knurrte Cestius, trat blitzschnell vor und schwenkte die Fackel im weiten Bogen. Die Flamme loderte auf, und Cato und Macro mussten ein Stück zurückweichen. Plötzlich stutzte Cestius. »Ich kenne euch … Ihr wart in der Taverne. Und … «
Die Sturzflut seiner Erinnerung wurde von lauten Rufen unterbrochen, die von den Lagerräumen herkamen. Mehrere Gestalten trabten über den Sand auf sie zu. Cato vermutete, dass dies Arbeiter und Aufseher waren, die nachschauen wollten, was hier los war. Cato zeigte mit der freien Hand auf sie.
»Du kannst nicht entkommen. Wenn du dich wehrst, stirbst du. Wenn du dich ergibst, wird man dein Leben vielleicht schonen .«
»Ich bin kein Narr, Prätorianer. Ich weiß, welches Schicksal mich erwartet .« Cestius duckte sich kampfbereit, Schwert und Fackel weit vorgestreckt. »Lebend kriegt ihr mich nicht. Wenn ihr mich haben wollt, müsst ihr mich schon töten … bevor ich euch töte !«
Er sprang vor und stieß Macro die Fackel entgegen, dann vollführte er eine rasche Drehung und attackierte Cato mit dem Schwert. Während Macro vor dem Feuerbogen zurückwich, blieb Cato stehen und parierte den Hieb, dann zwang er Cestius mit einer Finte, die Klinge an den Körper zu nehmen, um den Gegenangriff zu parieren. Cato aber behielt das Schwert oben und fixierte seinen Gegner, bemerkte den dunklen Blutfleck an seiner rechten Schulter, wo Macro ihn bei der Rangelei an der Tür am Ende des Tunnels mit dem Dolch verletzt hatte. Cestius’ Schwertspitze zitterte, denn sein verletzter Arm war geschwächt. Cato trat vor, täuschte nach rechts an, stieß sein Schwert unter Cestius’ Klinge hindurch und zielte auf seine linke Seite. Es war ein simpler Angriff, vor allem dazu gedacht, die Reflexe seines Gegners zu prüfen, anstatt ihn zu verletzen. Mit einer verzweifelten Bewegung lenkte Cestius das Schwert ab und wich zu dem mehrere Fuß hohen Podest des Kaisers zurück. Cato setzte nach, und diesmal griff auch Macro von der anderen Seite an. Cestius wehrte ihn mit Fackel und Schwert ab, dann stieß er mit der Ferse gegen die hinter ihm befindliche massive Wand. Er hatte keinen Platz zum Ausweichen mehr, und Cato spürte, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah, als eine verzweifelte Attacke durchzuführen.
»Vorsichtig, Macro .«
»Keine Angst. Den Typ kenne ich « , erwiderte Macro, ohne Cestius aus den Augen zu lassen.
Die Arbeiter waren inzwischen ein ganzes Stück näher gekommen, und einer rief: »He! Was macht ihr drei Witzbolde da? Ihr habt hier nichts verloren. Prügelt euch gefälligst woanders .«
»Halt’s Maul !« , brüllte Macro. »Wir sind Prätorianer .« Er wies mit dem Schwert auf Cestius. »Der da ist ein Verbrecher und Verräter, und wir sollen ihn festnehmen. Entweder ihr helft uns dabei, oder ihr müsst euch dem Kaiser gegenüber verantworten .«
»Er lügt !« , rief Cestius. »Das sind Diebe. Sie wollten mich ausrauben und haben
Weitere Kostenlose Bücher