Cato 11 - Die Garde
überzeugen.
»Man lobt euch ja in den höchsten Tönen. Euer ehemaliger Vorgesetzter hält große Stücke auf euch. Er bezeichnet euch als mustergültige Soldaten. Das muss sich erst noch erweisen, denn bei der Prätorianergarde werden etwas höhere Maßstäbe angelegt als bei der Legion. Eure Dokumente sind jedenfalls in Ordnung, und der Kaiserpalast hat eure Versetzung gebilligt. Also seid ihr jetzt Gardisten.« Er sah wieder auf das Schriftstück nieder. »Wer von euch beiden ist Capito?«
»Ich, Herr«, antwortete Cato.
»Und das ist also Calidus.« Der Centurio bedachte Macro mit einem flüchtigen Lächeln. »Ihr seid beide willkommen. Ungeachtet meiner Bemerkung zu unseren höheren Maßstäben kann die Garde erfahrene Soldaten jederzeit gebrauchen. Wir müssen nicht häufig kämpfen, aber wenn doch, lastet die Bürde der Erwartungen schwer auf unseren Schultern. Je mehr Veteranen wir in diesem Fall in unseren Reihen haben, desto besser. Die Kehrseite der Medaille: Man erwartet von euch, dass ihr euch peinlich genau an die Regeln haltet. In eurem Versetzungsschreiben wird erwähnt, dass ihr in der Fünften Kohorte von Centurio Lurco dienen sollt. Lurco hat im Moment Urlaub, deshalb werdet ihr euch beim Kommandanten der Kohorte melden.« Er hielt inne. »Der Kaiser war von eurer Tapferkeit anscheinend dermaßen angetan, dass ihr seinem Willen gemäß ihn und seinen Hof beschützt. Deshalb werdet ihr der Kohorte zugeteilt, die mit dem Schutz des Palastes beauftragt ist.«
»Es ist uns eine Ehre, Herr«, sagte Cato.
»Das will ich wohl meinen. Zu einem solchen Einsatz werden normalerweise nur Gardisten zugelassen, die schon einige Jahre gedient haben. Unsere Männer müssen genau wissen, wie sie ihre Pflichten wahrzunehmen haben. Im Kaiserpalast herrscht eine strenge Hierarchie, und von den Gardisten wird erwartet, dass sie genau Bescheid wissen und die Angehörigen des Kaiserhofs ihrer Stellung entsprechend behandeln. Ich bin verantwortlich für die Anwerbung und Einteilung der Gardisten zu den Kohorten und werde mein Bestes tun, um euch vorzubereiten, auch wenn ich erst seit etwas über einem Monat im Amt bin. Die Einzelheiten wird euch jemand erklären, der sich auskennt.« Er lächelte wieder. »Ihr müsst Nachsicht mit mir haben, so wie ich Nachsicht mit euch haben werde, was meint ihr?«
»Jawohl, Herr«, antworteten Macro und Cato im Chor.
»Die Palastkohorte wird von Tribun Burrus befehligt.« Sinius nahm einen Stift in die Hand und machte einen Eintrag auf einer Wachstafel.
» Tribun Burrus, Herr?«, fragte Macro und hob eine Braue.
»Das habe ich gesagt«, entgegnete Sinius scharf, dann entspannte er sich auf einmal. »Ah, ich verstehe. Bei der Legion sind die Tribune Stabsoffiziere, nicht wahr? Bei der Garde ist es anders. Jede der Kohorten wird von einem Tribun befehligt, der den Posten für gewöhnlich ein Jahr innehat, bevor er in den Ruhestand geht. Das ist nicht der einzige Unterschied. Bei der Garde gehören den Kohorten doppelt so viele Soldaten an wie bei der Legion. Wir haben fast zehntausend Prätorianer unter Sold. Einige sind zu besonderen Einsätzen abkommandiert, die meisten aber sind hier im Lager. Im Notfall kann der Kaiser folglich auf über neuntausend Soldaten zurückgreifen. Da dürfte es sich der Pöbel zweimal überlegen, bevor er Ärger macht.« Er hielt einen Moment inne. »Wir sind natürlich nicht die Einzigen, die für die Aufrechterhaltung der Ordnung sorgen. Es gibt da noch die städtischen Kohorten und die Vigiles, die in den großen Straßen patrouillieren und zum Beispiel dafür sorgen, dass Betrunkene keinen Ärger machen. Die Prätorianer sind sozusagen das letzte Mittel. Wenn wir eingreifen, wissen die Leute, dass es ernst wird.«
»Passiert das häufig? … Herr?«, fragte Macro.
»Nein. Aber im Moment braut sich was zusammen.« Sinius’ Tonfall wurde ernst. »Aufgrund der Beeinträchtigungen der Getreidelieferungen aus Ägypten im vergangenen Jahr sind die Vorräte der kaiserlichen Kornkammern zusammengeschmolzen. Die kostenlose Verteilung an Bedürftige wurde bereits reduziert, und wenn der Getreidepreis weiter steigt, werden die Menschen Hunger leiden. Es ist bereits zu kleineren Unruhen gekommen. Ist schon komisch«, meinte er. »Da leben wir in der größten Stadt der Welt. Wir haben schöne Badehäuser, Theater, Arenen, Waren und Luxusgüter aus aller Welt, die fähigsten Köpfe arbeiten in unseren Bibliotheken, und ein Kaiser nach dem anderen lässt
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