Cato 11 - Die Garde
und Tuniken. »Das Gleiche gilt für die Ausrüstung. Präfekt Geta legt Wert darauf, dass seine Leute ordentlich gekleidet sind. Ihr beiden seht aus wie Landstreicher. Lasst euch erst dann wieder hier blicken, wenn ihr gewaschen und ordentlich gekleidet seid. Verstanden?«
»Jawohl, Herr«, antworteten Macro und Cato im Chor.
»So, mein Junge, bring die beiden jetzt zu Centurio Sinius.« Der Optio lächelte kalt. »Ich kann euch jetzt schon verraten, dass der Centurio ebenso wenig beeindruckt von euch sein wird wie ich. Abmarsch.«
Sie folgten dem jungen Prätorianer in die Eingangshalle, dann bogen sie nach rechts in einen lang gestreckten Raum mit Büros an der einen Seite ab. An langen Tischen saßen Beamte zwischen Stapeln von Wachstafeln und Körben mit Schriftrollen. Durch die länglichen Schlitze hoch oben in der Wand fiel nur wenig Licht. Cato bemerkte, dass einige der Beamten die Augen zusammenkneifen mussten, damit sie die Schriftstücke lesen konnten. Er ärgerte sich noch über den frostigen Empfang, den man ihm und Macro im Lager bereitet hatte. In den letzten Jahren hatte Cato sich an den Respekt der Untergebenen gewöhnt, und dass er nun wieder wie ein gewöhnlicher Soldat behandelt wurde, weckte unangenehme Erinnerung an seine Anfangszeit beim Militär. Jetzt war er nicht mehr Präfekt Cato, sondern nur noch Gardist Capito, und er musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Für Macro galt das Gleiche. Mit einem Seitenblick vergewisserte sich Cato, dass seinem Freund die kleine Standpauke von eben anscheinend nichts ausgemacht hatte. Dass ausgerechnet Macro sich eine solche Behandlung klaglos gefallen ließ, hätte er nicht erwartet.
»Da wären wir«, sagte der Prätorianer. Er deutete auf die nächste Tür. Im Unterschied zu den anderen Türen war diese hier aus Holz. »Das Arbeitszimmer von Centurio Sinius.«
»Moment noch!«, ließ sich von drinnen eine gedämpfte Stimme vernehmen. Nach kurzer Pause hieß es: »Eintreten!«
Der junge Soldat hob den Riegel an und drückte die Tür nach innen auf. Er trat in den Eingang, nahm Haltung an und neigte den Kopf. »Melde ehrerbietigst, dass der wachhabende Optio am Haupttor mir befohlen hat, diese beiden Rekruten zum Hauptquartier zu bringen, Herr.«
Aufgrund seiner überdurchschnittlichen Größe konnte Cato über die Schulter des Prätorianers in den Raum blicken. Der Centurio klappte eine Wachstafel zu und legte sie in eine kleine Dokumententruhe, die neben seinem Schreibtisch stand. Sinius war Ende zwanzig oder Anfang dreißig, zu jung, als dass er sich von unten hochgearbeitet haben konnte; vermutlich war er direkt zum Centurio befördert worden. Der Spross einer wohlhabenden Equester-Familie, der auf seine sozialen Privilegien verzichtet hatte, um sich der Prätorianergarde anzuschließen. Der Offizier war blond – ungewöhnlich für einen Römer – und hatte sich das Haar sorgfältig gekämmt, um seine beginnende Glatze zu kaschieren. Er war schlank und sehnig und hatte ein hartes Gesicht. Als er aufschaute, lächelte er jedoch freundlich.
»Lass sie rein.«
Der junge Soldat trat beiseite, und Macro und Cato marschierten in den Raum und nahmen in respektvollem Abstand vom Schreibtisch des Centurios mit durchgedrückten Schultern und rausgedrückter Brust Haltung an. Das Arbeitszimmer war geräumig – es maß fünfzehn Fuß in der Tiefe. Hinter dem Tisch war ein Fenster mit geschlossenen Läden, das Licht fiel durch zwei Wandöffnungen, die knapp unter dem Dachgesims saßen. An der linken Wand stand ein Regal mit sorgfältig geordneten Wachstafeln, Papyrusblättern und Schriftrollen. An einem Gestell an der gegenüberliegenden Wand lehnten eine funkelnde Brustplatte und ein kunstvoll verzierter Helm mit rotem Federbusch.
Nach kurzem Blick auf die beiden Rekruten nickte Sinius dem Prätorianer zu. »Du darfst abtreten. Schließ hinter dir die Tür.«
Der junge Mann ging hinaus. Es klirrte leise, als er den Riegel vorlegte. Sinius musterte die Neuankömmlinge aufmerksam. Cato blickte starr auf die Kaiserbüste, die auf einem Podest an der Zimmerwand stand.
»Bringen wir die Präliminarien hinter uns.« Sinius neigte sich vor und streckte die Hand aus. »Eure Ernennungsdokumente, bitte.«
»Jawohl, Herr.« Cato holte die gefalteten Papyri und das Empfehlungsschreiben hervor und reichte sie dem Centurio. Sinius las alles durch und betastete das kaiserliche Siegel des Versetzungsdokuments, als wollte er sich von dessen Echtheit
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