Cato 11 - Die Garde
gelaunt.
Cato zog die Beförderung zur Prätorianergarde aus der Seitentasche und reichte sie dem Optio. »Wir kommen von der Zweiten Legion, Herr. Die Legionäre Titus Ovidius Capito und Vibius Gallus Calidus. Wir wurden der Garde zugeteilt.«
»Was du nicht sagst. Capito und Calidus? Klingt wie ein beschissenes Komikerpärchen.« Der Optio zog die Schriftrolle auseinander und glättete sie. Er überflog das Dokument und schaute hoch. »Hier steht ›für besondere Verdienste im Feld‹. Habt ihr beiden das Barbarenheer etwa im Alleingang bezwungen?«
Cato hätte dem Optio am liebsten die Leviten gelesen, doch er beherrschte sich. Sie waren wieder Soldaten und mussten sich entsprechend verhalten.
»Nein, Optio.«
»Nein? Dann tät ich gern wissen, für welche Verdienste ihr zwei Helden zu den Prätorianern befördert wurdet. Aber das muss warten.« Er blickte an ihnen vorbei und zeigte auf einen der Männer, die am Tor standen. »Komm her!«
Der Prätorianer kam herangetrabt und nahm Haltung an. Cato musterte ihn. Der Mann war jung, Anfang zwanzig. Wie die Prätorianer, die zu Beginn des Britannienfeldzugs einen kurzen Auftritt gehabt hatten, war er mit gebrochen weißer Tunika und einem Umhang bekleidet. Unter dem Umhang funkelte ein Schuppenpanzer von der Art, wie auch manche Legionäre sie trugen. Der Rest seiner Ausrüstung – Schwert, Dolch, Stiefel, Lendenschutz und Helm – entsprach dem Üblichen. Nur der Schild war ungewöhnlich, nicht rechteckig, wie bei den Legionen, sondern oval. Auf der Vorderseite prangte ein großer Skorpion. Das Symbol hatte Sejanus, ein früherer Präfekt, ausgesucht, um seinem Herrn, dem Kaiser Tiberius zu schmeicheln, der unter diesem Sternzeichen geboren worden war.
Der Optio rollte das Schriftstück wieder ein und reichte es Cato. »Geleite diese beiden Bettler zum Hauptquartier. Centurio Sinius ist für die Rekrutierung, die Ausbildung und Versetzungen zuständig. Bring sie zu ihm.«
»Jawohl, Herr.«
»Ab mit euch, ihr Recken. Und übrigens, willkommen bei der Prätorianergarde. Ihr werdet feststellen, dass es hier ein wenig anders zugeht als bei der Legion.«
»Jawohl, Herr. Danke, Herr.« Cato nickte.
Sie schulterten wieder ihre Tragestangen, traten hinter dem Prätorianer aus dem Wachhaus und gelangten auf einen Torweg. Er wartete, bis ihr Joch bequem saß, dann wandte er sich über den breiten Weg zur Mitte des Prätorianerlagers. Zu beiden Seiten reihten sich auf einer Breite von einhundert Schritten zweistöckige Unterkünfte aneinander. Sie machten einen reinlichen Eindruck, als wären sie erst vor kurzem gestrichen worden. Auch der gepflasterte Weg wurde anscheinend regelmäßig gefegt.
»Ihr habt ein ordentliches Lager«, bemerkte Macro anerkennend.
»Da sorgt Geta dafür«, erwiderte der junge Prätorianer. »Ein rechter Sauberkeitsfanatiker. Liegt uns ständig in den Ohren. Hier muss man jederzeit mit unangekündigten Inspektionen, nächtlichen Alarmübungen und Inspektionen der Ausrüstung rechnen, Mann. Keine Ahnung, wie’s da draußen bei der Legion zugeht, aber hier in Rom müsst ihr spuren, sonst setzt es was.«
Cato musterte den jungen Mann. »Ich nehme an, du bist nicht von der Legion hierher versetzt worden.«
»Ich? Nein. Viele der Burschen wurden hier in den alten römischen Provinzen rekrutiert. Wegen der vielen Vergünstigungen ist es nicht leicht, hier reinzukommen, aber ein Empfehlungsschreiben des Magistrats reicht meistens aus. Leider bin ich ein paar Jahre zu spät gekommen, um der Prämie teilhaftig zu werden, die der Kaiser bei der Ernennung bewilligt hat. Den Sold von fünf Jahren, so viel hat jeder gekriegt! Aber Claudius wird auch nicht ewig regieren, und sein Nachfolger wird ebenfalls blechen müssen, wenn er weiß, was gut für ihn ist.«
Macro hüstelte. »Deine Loyalität zum Kaiser ist rührend.«
Der Prätorianer musterte ihn fragend; als ihm klar wurde, dass Macro gescherzt hatte, lächelte er. »Loyal bin ich schon. Was wäre die Prätorianergarde ohne den Kaiser, den sie zu schützen hat? In alle Winde zerstreut und auf die Legionen verteilt, hab ich recht? Bei halbem Sold würde ich an einem gottverlassenen Vorposten von Barbaren umzingelt darauf warten, dass mir bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Kehle durchgeschnitten wird. Das ist doch kein Leben.« Er hielt inne und sah die beiden Legionäre an. »Nichts für ungut, war nicht so gemeint.«
»Schon gut«, erwiderte Cato leichthin. »Sag mal, sind
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