Cato 11 - Die Garde
verfinsterte sich jäh.
»Ihr seid die beiden Neuen? Capito und Calidus ?« , fragte er mit dünner, gepresster Stimme.
»Jawohl, Herr .«
»Steht nicht an der Schwelle herum. Kommt rein .«
Sie traten ein und nahmen vor dem Schreibtisch des Kommandanten Haltung an. Er war größer als Cato, und als er den Kopf ein wenig nach hinten neigte, verstärkte dies den Eindruck, er blicke auf die beiden Soldaten von oben herab.
»Wo habt ihr gesteckt? Ich habe schon vor einer Ewigkeit nach euch geschickt. Weshalb wart ihr nicht in eurer Unterkunft ?«
»Entschuldigung, Herr, aber wir waren im Badehaus « , erklärte Macro.
»Um euch vor euren Aufgaben zu drücken, nehme ich an .«
»Nein, Herr. Wir sind Veteranen. Wir wurden von der Arbeit freigestellt .«
»Veteranen ?« , höhnte Lurco. »Dann glaubt ihr wohl, die Welt wäre euch was schuldig? Ihr haltet euch für was Besseres. Und zwar nur deshalb, weil ihr ein bisschen Matsch an den Stiefeln kleben und ein paar Kratzer abbekommen habt .« Er schlackerte vor Catos Gesicht mit der Hand. »Es ist mir egal, ob ihr Veteranen seid. Was mich betrifft, sind die Männer meiner Centurie alle gleich. Und ihr bedürft meiner anscheinend so dringend, dass man mir den Urlaub gestrichen und mich für die lästige kleine Vorstellung, die morgen für den Kaiser veranstaltet wird, ins Lager zurückbeordert hat. Ich hätte in der Stadt die Frau oder Tochter eines Senators flachlegen können, aber nein, jetzt sitze ich im Lager fest. Und wenn ich schon auf die Gesellschaft meiner Freunde verzichten muss, könnt ihr wenigstens die verdammte Freundlichkeit besitzen, zu erscheinen, wenn man euch ruft .«
Cato verspürte einen instinktiven Widerwillen gegenüber diesem Mann und war sich der Narbe, die sein Gesicht verunzierte, auf einmal überdeutlich bewusst. Lurco mit seiner geschniegelten Erscheinung war die Art von jungem Offizier, der bei den Damen der Hauptstadt großen Anklang fand. Vielleicht würde auch Julia ihm irgendwann begegnen und Gefallen an ihm finden. Aber das ist töricht, dachte Cato, zornig darüber, dass er Gefühle zugelassen hatte, die er hatte unterdrücken wollen.
»Wir sind gekommen, sobald man uns benachrichtigt hat, Herr « , sagte Macro.
»Aber das war nicht früh genug !« , knurrte Lurco. Er musterte sie mit zornbebenden Nasenflügeln. »Nun, jetzt haben wir uns bekannt gemacht, und ihr wisst, wofür ich stehe. Wenn ihr meinen Ansprüchen weiterhin nicht genügt, werde ich dafür sorgen, dass euer Veteranenstatus einkassiert wird, dann könnt ihr für den Rest des Jahres Latrinen reinigen, bis zum Hals in Scheiße vergraben. Habe ich mich verständlich ausgedrückt ?«
»Jawohl, Herr « , antworteten Macro und Cato im Chor.
Lurco fixierte sie. »Morgen haben wir den Kaiser zu Gast. Unsere Kohorte wird beiderseits der kaiserlichen Loge Aufstellung nehmen. Ich möchte, dass alles glattläuft. Meine Centurie wird die schmuckste der ganzen Prätorianergarde sein, und wenn nicht, kenne ich schon die Schuldigen. Dass ihr mich ja nicht enttäuscht. Verstanden ?«
»Jawohl, Herr .«
»Ihr seid entlassen. Geht mir aus den Augen .«
Sie salutierten, machten kehrt, und Macro marschierte als Erster aus dem Raum, gefolgt von Cato. An der Treppe angelangt, seufzte Macro herzhaft. »Was für ein mieses Arschloch. Ich wette, dieser eingebildete Schönling hat sich irgendwo einen Korb eingehandelt. Und jetzt lässt er’s an uns aus. Und was diesen Veteranenscheiß angeht … Verdammt noch mal! Der Mann schuldet uns ein bisschen mehr Respekt !« Er schäumte noch eine Weile, dann sagte er: »Das ist allein Tigellinus’ Schuld. Er hat genau gewusst, wo wir waren. Er war im Raum, als wir zum Badehaus gegangen sind. Ich werde mal mit dem Optio reden, und gib du mir Rückendeckung .«
»Besser nicht « , entgegnete Cato. »Sonst bestraft man uns noch wegen Ungehorsams .«
»Ich dachte eigentlich an etwas Drastischeres als Ungehorsam « , sagte Macro finster. »Den sollte man grün und blau prügeln. Ich kenne diesen Typ. Der wird uns bei jeder Gelegenheit das Leben schwer machen. Der sitzt seinen Dienst ab und zieht hinter sich die Leiter hoch, während er auf die Ernennung zum Centurio wartet .«
»Vergiss es« , sagte Cato ruhig. »Wir werden nicht lange genug hierbleiben, als dass er uns das Leben schwer machen könnte. Deshalb sollten wir ihn nicht weiter beachten und uns auf unsere Aufgabe konzentrieren, einverstanden ?«
Macro brummte. »Sollte sich
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