Cato 11 - Die Garde
konspirative Wohnung aufgesucht und dort eine Nachricht von Septimus vorgefunden, der einen Bericht über die erzielten Fortschritte verlangte. Übermorgen sollten sie sich mit ihm treffen.
»Eine Sesterze für deine Gedanken « , sagte Macro leise.
»Häh ?« Cato schaute verwirrt umher.
»Ich kenne diesen Blick. Was beschäftigt dich ?«
»Dass wir nicht weiterkommen. Ich weiß einfach nicht, wie wir Narcissus’ Vorgaben umsetzen sollen. Die Liberatoren werben schließlich nicht um neue Mitglieder, und wir haben bislang auch nichts wirklich Bedenkliches aufgedeckt .«
»Was ist mit Sinius ?« , meinte Macro. »Mir kommt der verdächtig vor .«
»Da hast du recht. Aber wir haben keine Beweise für seine Beteiligung an der Verschwörung .« Cato kaute auf der Unterlippe. »Was die Frage aufwirft, ob Narcissus vielleicht nur Phantomen hinterherjagt. Was ist, wenn die Leute, die den Münztransport überfallen haben, nur hinter dem Silber her waren ?«
»Möglich wär’s « , räumte Macro ein. »Aber was ist mit dem Mann, den Narcissus gefoltert hat? Der hat gestanden, dass er für die Liberatoren arbeitet, und er hat einen Namen verraten .«
»Das wundert mich nicht. Die Befrager verstehen ihr Handwerk, die brechen jeden. Wie verlässlich sind Informationen, die unter Folter preisgegeben wurden? Ich glaube, um ihre Qualen zu beenden, sagen die irgendwann alles, was man von ihnen hören will .«
Macro überlegte einen Moment, dann nickte er. »Du hast recht. Aber nehmen wir trotzdem mal an, die Information stimmt. Wir sollten uns auf Centurio Lurco konzentrieren, wenn er wieder ins Lager kommt. Wir beobachten ihn und versuchen festzustellen, mit wem er redet. Wenn er der Anführer der Verschwörung ist, werden wir es bald wissen .«
»Das denke ich auch .« Cato seufzte. »Jedenfalls ist er im Moment unser einziger Anhaltspunkt .«
Sie blieben noch eine Weile und schabten sich mit den Messingstriegeln den Dreck ab, den sie ausgeschwitzt hatten. Dann durchquerten sie den Abkühlraum und sprangen ins Schwimmbecken. Die Kälte des Wassers verschlug ihnen den Atem. Cato kraulte zügig zwei Bahnen, dann stieg er hinaus, eilte in den Umkleidebereich und trocknete sich mit einem der Handtücher ab, die in dem Regal über dem Zugkanal der Raumheizung trockneten. Macro gesellte sich zu ihm, und sie kleideten sich an.
»Weißt du« , sagte Macro, »wenn es gar keine Verschwörung gibt und wir nach einer bloßen Diebesbande suchen, erschwert das die ganze Sache erheblich. Eine Verschwörung ist auf Unterstützer angewiesen, wenn sie Erfolg haben soll. Aber wer zu einer Diebesbande gehört, hängt das nicht an die große Glocke .«
Cato nickte.
»In diesem Fall « , fuhr Cato fort, »sind wir die Angeschmierten, denn Narcissus wird keine Nachsicht üben, wenn wir ihm nicht die gewünschten Ergebnisse präsentieren. So verrückt es klingt, wir können nur hoffen, dass es tatsächlich eine Verschwörung aufzudecken gibt .«
Als sie den Eingang zu den Unterkünften erreichten, wurden sie von Tigellinus erwartet. Er deutete mit dem Daumen zur Unterkunft des Centurios.
»Lurco ist wieder da. Er möchte euch sprechen .« Tigellinus feixte. »Er hat schon vor einer Stunde nach euch verlangt. Schade, dass ihr nicht zu finden wart – wenn es um Verspätungen geht, ist mit dem Centurio nicht zu spaßen .« Der Optio lachte trocken auf, dann schlenderte er zur Messe. »Viel Glück .«
Marco presste die Lippen zusammen und wartete, bis Tigellinus außer Hörweite war, dann zischte er mit zusammengebissenen Zähnen: »Scheißkerl. Er hat genau gewusst, wo wir waren. Hat uns auflaufen lassen .«
Cato zuckte mit den Schultern. »Jetzt lässt sich das nicht mehr ändern. Komm, gehen wir .«
Sie marschierten zu dem kleinen Arbeitszimmer neben dem Privatquartier des Centurios. Die Tür war offen. Lurco stand am Fenster und schaute über die Lagermauer hinweg zur Stadt, die von Fackeln und Lampen unstet erhellt wurde. Regungslos blickte er in die Richtung des Kaiserpalasts, sein Rücken von einer einzelnen Öllampe beleuchtet, die auf dem Schreibtisch brannte. Cato machte Macro ein Zeichen, worauf sie vor der Tür stehen blieben. Cato holte tief Luft und klopfte an den Türrahmen.
»Du hast nach uns geschickt, Herr ?«
Lurco wandte sich rasch um. Der Centurio war jünger als erwartet, gerade mal Mitte zwanzig. Sein lockiges Haar war geölt und sorgfältig gekämmt, seine Gesichtszüge waren einnehmend. Seine freundliche Miene
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