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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Vater, der diese Heirat erzwingen könnte. Ich werde sorgen, daß Eure Wünsche respektiert werden; ich werde das zu meiner Aufgabe machen, wie ich es die ganze Zeit über getan habe. Aber ich finde, Ihr hättet den Anstand haben können, ein wenig Dankbarkeit zu zeigen. Wahrhaftig, ich glaubte, Ihr kenntet mich besser. Ich habe nicht immer richtig an Euch gehandelt, aber das war nur Schwäche. Und jetzt haltet Ihr mich für einen Feigling – für einen solchen Feigling, daß – nein, Mädel, das ist das Letzte!«
    »Davie,« rief sie, »wie konnte ich das ahnen? Oh, dies ist eine schreckliche Geschichte! Ich und meine Sippe –« sie stieß bei dieser Bezeichnung einen leisen, verzweifelten Schrei aus – »ich und meine Sippe sind nicht wert, das Wort an Euch zu richten. Oh, ich möchte hier auf der Straße niederknien und Euch die Hände küssen und um Vergebung flehen!« »Lieber behalte ich die Küsse, die ich schon habe«, rief ich. »Lieber behalte ich die, die ich selber begehrte und die mir etwas wert schienen; ich will nicht aus Reue geküßt werden.«
    »Was denkt Ihr nur von mir unglücklichem Mädchen!«
    »Das gerade versuche ich ja, Euch die ganze Zeit über klarzumachen! Das beste ist, Ihr laßt mich allein – Ihr habt mich schon so unglücklich gemacht, daß Ihr mich nicht unglücklicher machen könnt – und wendet Eure Aufmerksamkeit James More, Eurem Vater, zu, mit dem Ihr noch ein nettes Hühnchen zu rupfen haben werdet.«
    »Oh, daß ich allein mit einem solchen Manne in die Welt ziehen muß!« schrie sie – dann schien sie sich mit aller Macht zusammenzuraffen. »Aber gebt Euch meinetwegen keine weitere Mühe. Er weiß nicht, welch eine Natur in meinem Herzen lebt. Er soll mir diesen Tag noch teuer bezahlen. Teuer, teuer soll er ihn bezahlen!«
    Sie wandte sich, um nach Hause zu gehen, und ich begleitete sie. Da hielt sie inne.
    »Ich will alleine gehen. Ich muß ihn allein sprechen.«
    Eine Weile noch rannte ich zornwütig durch die Straßen; ich sagte mir immer wieder, in der ganzen Christenheit gäbe es keinen Burschen, dem man wie mir derartiges Unrecht getan. Zorn würgte mich; vergeblich holte ich tief Atem; mir schien, in ganz Leyden gäbe es nicht genug Luft, um mich zu befriedigen; ich glaubte, ich müßte bersten, gleich einem Menschen auf dem Grunde der See. Dann blieb ich wohl eine Minute lang an irgendeiner Straßenecke stehen und lachte so laut vor mich hin, daß einer der Vorübergehenden mir einen Blick zuwarf und mich wieder zur Besinnung brachte.
    »Nun,« dachte ich, »ich bin lange genug der Pinsel und der Gimpel und der blöde Hans gewesen. Hohe Zeit, daß das vorüber ist. Das war eine gute Lehre, in Zukunft das verfluchte Weibergeschlecht zu meiden, das schon von Anbeginn des Mannes Verderb war und bis an das Ende der Welt sein Verderb sein wird. Gott weiß es, eh ich sie sah, war ich glücklich genug; Gott weiß es, ich kann mich glücklich preisen, daß ich sie losgeworden bin.«
    Das schien mir jetzt die Hauptsache: sie mußten fort. Leidenschaftlich klammerte ich mich an diese Idee und glitt bald darauf mit einer gewissen boshaften Genugtuung zu dem Gedanken über, wie erbärmlich es ihnen gehen würde, wenn sie nicht länger Davie Balfour als Milchkuh hätten, worauf – zu meiner größten Überraschung – mein ganzes Empfinden sich plötzlich auf den Kopf stellte. Ich war immer noch zornig; ich haßte sie – aber – ich schuldete es mir selbst, daß Catriona keinen Mangel litt.
    Das führte mich auf dem geradesten Wege nach Hause zurück, wo ich die Koffer bereits fertig verschnürt vor der Tür stehen fand. Das Verhalten von Vater und Tochter verriet deutlich einen erst kürzlich stattgefundenen Streit. Catriona glich einer hölzernen Puppe; James More atmete schwer, sein Gesicht zeigte ein fleckiges Weiß, und er blickte schielend zur Seite. Bei meinem Eintritt sah ihn das Mädchen finster, klar und fest an; es war ein Blick, wie er einem Schlag hätte vorausgehen können, ein Wink, verächtlicher als ein Befehl, und zu meiner Überraschung gehorchte James More. Es war klar, er hatte in der Unterredung seinen Meister gefunden; ich erkannte, in dem Mädchen steckte ein stärkerer Teufel als ich geahnt hatte, und in ihm mehr Gutmütigkeit, als ich ihm zuzusprechen willens gewesen war.
    Er machte wenigstens den Versuch, zu reden, offenbar nach einem fertig eingetrichterten Konzept, wobei er mich Mr. Balfour nannte, aber er kam nicht sehr weit; bei dem ersten

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