Catullus - Der Tote im Ghetto - Eine Science Fiction Serie 1 (German Edition)
wohl Evolution.
- Was hat das mit Evolution zu tun?
- Wir suchen die Kerle, die uns und unsere Kinder beschützen können. Seit Urzeiten. Und die Arschlöcher sind nun mal stärker und dominanter.
- Arschlöcher verprügeln Frauen. Ich weiß nicht, ob das der Fortpflanzung dienlich ist.
- Ach, das mit den Prügel versteh ich auch nicht. Ich kenne zu viele Frauen, die zu den prügelnden Arschlöchern zurückkehrten.
Doris und Nadine nippen an ihren viel zu heißen Kaffees. Nadine stellt die Tasse ab, löffelt den Schaum.
- Ist es nicht traurig, dass Männer immer noch Frauen schlagen?
- Mich schlägt kein Kerl.
- Du hast keinen Kerl, Doris!
- Da hast du Recht.
- Glaubst du, Beer verprügelt seine Frau?
- Ich bin mir sicher, er verprügelt Roboter. Er kann sie nicht ausstehen.
Doris Gedanken driften ab, sie fragt sich, wo Beer stecken konnte. Hat ihn das Gespräch im Park so durcheinandergebracht, dass er eine Auszeit braucht? Oder eine Dummheit begeht? Ist er in Gefahr?
Herr Hong meldet sich, als sich Doris auf der Toilette des Retro-Cafés die Hände wäscht.
- Herr Beer ist verschwunden?
- Er ist im Ghetto.
- Er antwortet nicht mehr. Er hat seine ID-Data deaktiviert. Ist das denn legal, wenn er nicht im Dienst ist?
- Herr Hong, wir tun alles, um die Wahrheit über ihren Sohn herauszufinden, glauben Sie mir.
- Finden Sie Beer! Sie beide bekommen von mir eine unglaubliche Summe, aber Sie sitzen in einem Café aus einem vorigen Jahrhundert und ...
- Herr Hong, auch ich habe eine Pause verdient. Ich habe in den letzten Nächten nie länger als drei Stunden geschlafen, ich habe recherchiert und Leute befragt, ich ...
Herr Hong bricht die Verbindung abrupt ab, was als Affront gilt, den Doris zähneknirschend zur Kenntnis nimmt.
Doris passiert die Grenze zum Ghetto um 21:24, zwanzig Minuten nachdem sich Numa, Ugi, Emil und Ugi ins Ghetto geschafft haben. Sie versammeln sich in einem der Widerstandsnester am Fluss, aktivierten den Störsender (nur zur Sicherheit) und besprechen die weitere Vorgehensweise.
- Wir töten ihn.
- Wir können ihn nicht töten.
- Natürlich können wir. Das ist der größte Akt des Widerstands. Was sagst du, Ugi?
Ugi schüttelt den Kopf, seine Hände zittern immer noch.
- Dein Kopfschütteln heißt?
Ugi rollt sich einen Joint, aber der Joint fällt auf den Boden, und er hebt ihn nicht auf.
- Wir können den töten, Ugi. Wir können den plattmachen. Wir tun das für dich.
Emil sagt.
- Nein, nein ... wir machen niemanden platt, schon gar keinen Polizisten.
Numa und Ramon sehen sich an, sie spüren das Adrenalin, den Rausch, sie wollen Blut, Blut für Blut, sie wollen ihren Freund rächen. Emil hingegen wiegelt ab, will beruhigen, deeskalieren. Emil ist ein Hosenscheißer, aber er weiß, dass er doch mitmacht, wenn es hart auf hart kommt, weil er ohne die Jungs nichts ist in dieser Welt.
Doris ahnt von all dem nichts, sie verfolgt nur die Aufzeichnungen, die Beer hinterlassen hat. Er hat ihr kein Wort gesagt, dass er nochmals in Ghetto wolle, wahrscheinlich noch einmal zu der Tussi, die zu sexy ist, zu jung ... Doris spürt eine Wut in sich, als sie sich vorstellt, Beer könnte etwas mit dem jungen Flittchen haben. Sie beißt sich auf die Lippen, schämt sich dafür, dass sie die Studentin als Schlampe sieht, sie ist ja nur eifersüchtig, weil sie jünger ist, attraktiver ist, auch wenn die Kerle in der Abteilung Doris oft und gerne Komplimente machen.
Doris übernimmt die Koordinaten von Beers Navigator, Daten, die sie ohne Probleme aus dem Zentralcomputer übernehmen kann, obwohl sie doch gar nicht im Dienst ist. Legal ist das nicht, aber das ist Doris in diesem Fall schnuppe. Der Staat hat genug damit zu tun, Terroristen zu suchen, die auf dem Mond Shuttles in die Luft sprengen, mit Männern an Bord reicher als eine Million Menschen in der Konföderation zusammen.
Doris mietet sich ein Auto, ein altmodisches, eines, das nicht vom Bordcomputer gesteuert wird. Verboten außerhalb der Ghettos, aber trotzdem gibt es auch dort einen Schwarzmarkt dafür. In den Ghettos werden die Autos illegal hergestellt, instandgehalten, und verkauft. Um die Kaution streitet sie sich lange, schließlich will sie nicht als reich gelten, Reiche haben im Ghetto ein kurzes Leben. Sie werden entweder entführt und nach Zahlung des Lösegelds oder aus purer Lust am Töten ermordet. So oder so - es endet meist böse. Sie fährt durch Teufels Arsch (Beer nennt das Berliner Zentralghetto
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