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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Falls Sie diesbezüglich nicht anderer Ansicht sind, schlage ich vor, dass wir uns morgen wieder zusammensetzen. Dann können Sie mir den Grundtenor der Reaktion des Rates mitteilen, und wir können unsere Diskussion fortsetzen, falls die Entscheidung des Rates entsprechend ausgefallen ist. In der Zwischenzeit bleibt der Waffenstillstand unser beider Armeen bestehen.«
    »Das erscheint mir sehr vernünftig, Euer Majestät«, stimmte ihm Anvil Rock ernst zu, auch wenn ihm ebenso bewusst sein musste wie Cayleb, dass dem Rat letztendlich keine andere Wahl bleiben würde, als Caylebs Bedingungen zu akzeptieren. Und Cayleb vermutete, dass Anvil Rock, ob er das nun zuzugeben bereit war oder nicht, ebenso wie Tartarian begreifen würde, dass Caylebs Forderungen nicht nur sehr vernünftig, sondern angesichts der bestehenden Umstände tatsächlich sogar sehr maßvoll waren.
    »Aber bevor Sie in die Stadt zurückkehren«, sagte der Kaiser, »hoffe ich, dass Sie mir die Ehre erweisen, mit mir und meinen ranghöchsten Offizieren zu speisen. Ich habe dafür gesorgt, dass sich auch einige unserer Gäste zu uns an den Tisch werden gesellen können«, setzte er hinzu, und auch wenn das Lächeln, mit dem er Sir Koryn zunickte, immer noch sehr dünn wirkte, war es doch deutlich herzlicher als jedes andere, das während dieses Gesprächs seine Lippen umspielt hatte.
    »Euer Majestät«, entgegnete Anvil Rock und lächelte ebenfalls, »die Ehre ist ganz auf unserer Seite!«

.III.
 
Königlicher Palast, Cherayth,
Königreich Chisholm
 
    Kaiserin Sharleyan blickte sich in dem kleinen, wohlvertrauten Ratszimmer um.
    Im Laufe der Jahre habe ich in diesem Ratszimmer viel erreicht, ging es ihr durch den Kopf. Noch nie zuvor war sie diesem Raum so lange Zeit ferngeblieben. Es war auf den Tag genau ein Jahr und zwei Monate her, dass sie Chisholm verlassen hatte, um Cayleb Ahrmahk zu heiraten. Immer wieder gab es Momente, in denen es ihr unendlich schwerfiel zu glauben, so viel solle in so kurzer Zeit geschehen sein.
    Sie ging zum offenen Fenster hinüber, legte die Hand auf das Fensterbrett und blickte hinaus. Die Erinnerungen, die ihr durch den Kopf gingen, waren schön; ihr wurde ganz weich ums Herz. Sie bemerkte, dass die alte Weisheit wohl doch stimmte, nach längerer Abwesenheit sehe man vertraute Dinge mit anderen, neuen Augen. Sharleyan genoss den Anblick der Hügel, Dächer und Bäume. Am Horizont konnte sie gerade noch das bewegte Marmorblau der Cherry Bay erkennen. Die Luft war kühl, brachte der Königin von Chisholm und Kaiserin von Charis den ersten Vorgeschmack auf den unmittelbar bevorstehenden Herbst. Zweifellos erschien es Sharleyan nach ihrem langen Aufenthalt in Charis noch deutlich kühler, als es tatsächlich war. Es schauerte sie, während ihr Blick über das Laub der Bäume wanderte, das kurz davorstand, sich der Jahreszeit gemäß zu verfärben: Sharleyan musste an den bevorstehenden Winter denken. Stimmte, dass Charis sie schon der spätsommerlichen Kühle Chisholms gegenüber empfindlich gemacht hatte, würde ihr der Winter zweifellos eisig erscheinen! Gleichzeitig aber fand Sharleyan die Vorstellung eines richtigen Winters regelrecht tröstlich. Winter waren ein Teil des Lebens, das ihr vertraut gewesen war. Sharleyan lächelte, als sie darüber nachdachte, in welcher Hinsicht sich dieser Winter von allen vorangegangenen unterscheiden würde.
    Du meinst, wie viel wärmer es dieses Jahr in deinem Bett sein wird, sagte sie zu sich selbst und lachte leise.
    »Du weißt gar nicht, wie sehr ich es vermisst habe, dich das tun zu hören«, sagte eine Stimme hinter ihr, und Sharleyan drehte sich mit einem Lächeln auf den Lippen um. Ihre Mutter erwiderte das Lächeln. Dann aber durchquerte sie den Raum, um am Konferenztisch Platz zu nehmen, der den Raum beherrschte. Baron Green Mountain war noch vor ihr am Tisch und rückte ihr den Sessel zurecht. Die Königinmutter schenkte auch ihm ein Lächeln.
    »Ich danke Ihnen, Mahrak«, sagte sie.
    »Gern geschehen, Eure Majestät.«
    Er verneigte sich vor ihr mit einem nicht weniger innigen Lächeln, als ihm geschenkt worden war, und Sharleyan, der ganz plötzlich ein Verdacht kam, betrachtete die beiden unter zusammengezogenen Augenbrauen. Vor drei Jahren war Green Mountains Gemahlin, mit der er mehr als dreißig Jahre lang verheiratet gewesen war, gestorben; Königinmutter Alahnah war seit beinahe dreizehn Jahren verwitwet. Die beiden kannten einander wirklich schon von

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