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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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auf seinem gewohnten Platz am Tisch saß.
    »Es befanden sich in der Tat einige interessante Beobachtungen darunter«, erwiderte Trynair. »Aber nichts Weltbewegendes. Das meiste davon beschränkt sich auf Berichte aus zweiter Hand darüber, was die Charisianer alles unternommen haben, um den Handelsverkehr von Delferahk gänzlich zum Erliegen zu bringen. Anscheinend schickt Charis' Admiral Rock Point seine Störtrupps sogar in neutrale Häfen - durchaus auch am helllichten Tage -, und die beschädigen jedes Schiff, dass unter der Flagge von Delferahk fährt ... wenn sie es nicht gleich in Brand stecken. Ich habe für Sie alle Abschriften anfertigen lassen, vor allem natürlich für Sie, Allayn.«
    Allayn Maigwair bedankte sich mit einem knappen Nicken. Ihm stand allerdings anderes als Dankbarkeit ins Gesicht geschrieben. Ihm war schmerzlich bewusst, dass er sich von allen Mitgliedern der ›Vierer-Gruppe‹ in der prekärsten Lage befand. Auch wenn offiziell er es gewesen war, der begriffen hatte, die Kirche werde eine Flotte aus Galeonen benötigen, nicht aus Galeeren, änderte das nichts an der Tatsache, dass jeder - außer vielleicht Duchairn - in der Lage war zu erkennen, wie viel Geld zunächst in den Bau einer gänzlich nutzlosen Galeerenflotte geflossen war. Es hielten sich auch hartnäckig Gerüchte, in Wirklichkeit sei es Clyntahn gewesen, der Maigwairs Fehler bemerkt habe. Maigwair hatte den starken Verdacht, der Großinquisitor selbst habe diese Gerüchte gestreut ... und diese Gerüchte warfen natürlich kein gutes Licht auf Maigwairs Urteilsvermögen. Bedauerlicherweise war in diesem Fall die Kritik berechtigt.
    »Wurde noch irgendetwas über die Ermordung Hektors gesagt?«, fragte Clyntahn nach.
    »Nur über die Gerüchte und Spekulationen, die in Desnairia die Runde machen«, erwiderte Trynair. Der Blick, mit dem er Clyntahn bedachte, verriet, dass die Frage ihn zu spekulieren anregte. »Mir liegen keinerlei neue Berichte über das tatsächliche Ereignis vor. Ihnen etwa?«
    »Nein.« Clyntahn schüttelte den Kopf. »Wäre es anders, so hätte ich gewiss jeden darüber informiert.«
    Mit ›jeden‹ ist hier natürlich gemeint: jedes andere Mitglied der ›Vierer-Gruppe‹, dachte Duchairn säuerlich.
    »Ich wünschte, wir hätten darüber zuverlässigere Informationen«, sagte er laut und begutachtete mit einem Blick, der keinen seiner Gedankengänge verriet, Clyntahns Gesichtsausdruck. »Die ganze Angelegenheit erscheint mir ... sonderbar.«
    »Was ist daran denn sonderbar?«, schnaubte Clyntahn verächtlich. »Cayleb hat den Mann offensichtlich umbringen lassen! Gründe dafür hatte er genug, selbst schon bevor er Sharleyan geheiratet hat. Und die ganze Welt weiß doch, wie sehr die Schlampe Hektor gehasst hat!«
    Irgendetwas an Clyntahns abfälliger, beinahe beiläufiger Schuldzuweisung stimmte Rhobair Duchairn nachdenklich. Kurz blickte der Schatzmeister zu Trynair hinüber und bemerkte, dass es dem ebenso erging. Ihnen beiden hatten von Anfang an etwas in dieser Art geschwant. Jetzt wussten sie es.
    »Nun gut«, sagte Trynair. »Wer auch immer das letztendlich organisiert hat«, er achtete sorgsam darauf, nicht in Clyntahns Richtung zu blicken, »sorgt bei uns für einige interessante Dilemmata.«
    »Dilemmata haben wir für die nächsten paar Jahre genug«, blaffte Clyntahn. »Ich wüsste nicht, wie ein paar weitere da noch einen Unterschied machen sollten!«
    »Ich hoffe, Sie vergeben mir, Zhaspahr«, sagte Trynair mit einer gewissen Schärfe in der Stimme, »aber ein paar dieser Dilemmata sind politischer Natur. Damit sind sie für mich und meine Behörde von mehr als nur beiläufigem Interesse. Allerdings habe ich geglaubt, es ergäben sich daraus auch für die Inquisition gewisse Implikationen.«
    Einen winzigen Moment lang zeigte Clyntahns fleischiges Gesicht Züge von Anspannung. Doch dann entspannte es sich wieder, und der Großinquisitor nickte.
    »Sie haben Recht«, gestand er - und das war das Höchstmaß an Entschuldigung, zu dem Clyntahn jemals imstande sein würde.
    »Ich danke Ihnen.«
    Trynair nahm seinen Platz am Kopfende des Tisches ein und blickte dann der Reihe nach die drei anderen Anwesenden an.
    »Im Augenblick sind, wie uns allen bewusst ist, jegliche Informationen über Hektors Ermordung natürlich nur bruchstückhaft und stammen aus zweiter Hand. Wir alle hoffen sicherlich, schon bald zuverlässigere Berichte zu erhalten - bevorzugt von Bischof-Vollstrecker Thomys.

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