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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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in Clyfyrd Laimhyns klarer, deutlicher Schrift an Sharleyan adressiert. Mit einer weiteren Verneigung legte der Commander das Schriftstück vorsichtig auf Sharleyans ausgestreckte Handfläche.
    »Ich danke Ihnen«, wiederholte sie und wog das Schreiben in der Hand. »Benötigt Ihr Schiff Versorgungsgüter oder etwas anderes, Commander?«
    »Es wäre mir sehr lieb, wenn ich Trinkwasser aufnehmen dürfte, bevor wir wieder in See stechen, Eure Majestät. Ansonsten kann die Sentinel noch innerhalb einer Stunde aufbrechen.«
    »Ich denke nicht, dass wir Sie ganz so rasch werden zurückschicken müssen, Commander Gowyn«, gab Sharleyan lächelnd zurück. »Es freut mich zu hören, dass es möglich wäre, sollte es erforderlich sein. Aber ich denke, Sie werden zumindest noch Zeit für einen frischen Salat und eine anständige, an Land gekochte Mahlzeit haben, bevor wir Sie wieder nach Corisande zurückschicken.«
    »Ich danke Euch, Eure Majestät«, erwiderte Gowyn und verneigte sich ein weiteres Mal; er hatte sofort begriffen, dass er sich zurückziehen durfte. Seahamper geleitete ihn aus dem Ratszimmer heraus, und Sharleyan wandte sich wieder Green Mountain und ihrer Mutter zu.
    »Und jetzt«, sagte sie humorig, grinste schief und erbrach mit schlanken Fingern das schwere Wachssiegel, »schauen wir doch mal, welche schlechten Neuigkeiten Corisande uns diesmal aufzutischen beliebt.«
 
    »... deswegen bin ich mir wirklich nicht sicher, ob man dir glauben wird.«
    Hätte irgendeiner von Kaiserin Sharleyans Untertanen, von ihrem persönlichen Leibgardisten einmal abgesehen, jetzt einen Blick in ihr Schlafgemach werfen können, so hätte dieser gewiss ernstlich Zweifel an der geistigen Gesundheit seiner Monarchin gehegt. Sharleyan saß in einem der gewaltigen Polstersessel, die Beine untergeschlagen, und sprach einfach in den leeren Raum hinein. Es war schon sehr spät. Schon vor Stunden hatte die Kaiserin Sairah Hahlmyn zu Bett geschickt. Mairah Lywkys hatte sich immer noch nicht ganz von ihrer Verletzung erholt - Folge eines Reitunfalls, den Byrtrym Waistyn für sie ›arrangiert‹ hatte, damit sie bei dem Angriff auf Sankt Agtha nicht im Wege wäre. Sie dazu zu bewegen, sich entsprechend früh zurückzuziehen, war Sharleyan daher nicht gerade schwergefallen. Jetzt saß sie in dem kerzenerleuchteten Schlafgemach und schaute zu, wie Langhorne, der Mond von Safehold, als silbrige Kugel höher und höher am Himmel aufstieg. Sie neigte den Kopf zur Seite, während sie lauschte.
    »Ich wünschte, ich könnte sagen, ich sei erstaunt, das zu hören«, sagte Caylebs Stimme ihr ins rechte Ohr. »Bedauerlicherweise muss ich zugeben, wenn ich sie wäre, würde ich vielleicht auch annehmen, ich würde dahinterstecken.«
    »Ich denke, irgendwann werden sie schon die Wahrheit erkennen«, versicherte Sharleyan ihrem weit entfernten Ehemann. »Mahrak ist schon fast so weit, zuzugeben, wie bemerkenswert dumm es doch wäre, wenn du gerade jetzt Hektor hättest töten lassen. Im Augenblick scheint er hin- und hergerissen zwischen deinem anscheinend skrupellosen Pragmatismus, der Frage, wie du so dämlich hast sein können, so etwas zu tun, und der Sorge darüber, was das langfristig über deinen Charakter aussagt.«
    »Und deine Mutter?«
    »Ach, Mutter ist der Ansicht, du wärest ein prächtiger junger Bursche!« Leise lachte Sharleyan in sich hinein. »Ich glaube, sie ist selbst zugleich darüber erfreut und davon überrascht, wie sehr sie dich mag. Und um ganz ehrlich zu sein: Die Vorstellung, du könntest Hektor ermordet haben, bringt sie angesichts dessen, was mit Vater geschehen ist, nur dazu, dich noch mehr zu mögen. Ich fürchte, sie wird richtiggehend enttäuscht sein, wenn sie letztendlich begreift, dass du damit gar nichts zu tun hattest.«
    »Ich denke, das ist immer noch besser, als wenn sie irgendwann schreiend vor Entsetzen vor dem kaltblütigen Mörder davonläuft«, gab Cayleb zurück.
    »Glaub mir, Cayleb: Das Einzige, was Mutter noch mehr dazu bringen könnte, dich zu lieben, als die Vorstellung, dass du Hektor den Kopf abgeschlagen hast, wäre wohl die Geburt ihres ersten Enkelkindes. Das hat sie im Übrigen gerade heute Nachmittag mit recht deutlichen Worten angesprochen. Sie scheint der Ansicht, du in Corisande und ich in Charis oder Chisholm, würde nicht gerade dafür sorgen, dass es einen Thronerben geben wird. Zugegebenermaßen ist mir dieser Gedanke auch schon gekommen - ich meine, dass wir momentan zu weit

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