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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Vergangenheit hatten sie aber auch Gespräche wie dieses bereits geführt. Bislang hatte Sharleyans Onkel stets die Leibgardisten in dieser Diskussion unterstützt: Schwer hatte er den Kopf geschüttelt und die rhetorische Frage ausgesprochen, warum sie nicht einfach gleich ganz ins Kloster gehe.
    Die Erinnerung daran ließ Sharleyan lächeln. Das Lächeln verflog rasch, als sie daran denken musste, wie sehr Onkel und Nichte sich einander entfremdet hatten. Onkel Byrtrym hatte sie nicht nach Sankt Agtha begleitet, obwohl sie ihn eingeladen hatte - in der Hoffnung, diese Einkehrtage böten ihnen die Möglichkeit, einander wieder näher zu kommen. Er hatte abgelehnt, höflich, aber bestimmt. Sharleyan fragte sich, ob es sie wohl weniger schmerzen würde, wenn sie nicht den Verdacht hätte, genau die gleiche Möglichkeit hätte ihr Onkel in diesem Ausflug auch gewähnt ... und ihn gerade deswegen vermeiden wollen.
    Die Kaiserin und ihre Begleiter erreichten das Gästehaus, und sanft legte sie Gairaht die Hand auf den Arm.
    »Sie, Wyllys Gairaht, sind ein Umstandskrämer«, sagte sie ihm.
    »Wie Eure Majestät meinen.« Sein steif-förmlicher Tonfall wirkte nicht sonderlich glaubwürdig angesichts des belustigten Funkelns in seinen Augen. Sie tätschelte ihm voller Zuneigung den gepanzerten Unterarm.
    »Genau, schließlich bin ich ja hier die Kaiserin! Und ich kann Ihnen versichern, dass ich in meiner einsamen kleinen Klosterzelle bestens allein zurechtkommen werde. Sollte ich plötzlich feststellen müssen, dass ich rein körperlich außerstande bin, allein ins Bett zu finden, dann weiß ich ja, dass ich nur zu rufen brauche, und meine treuen Gardisten werden sofort furchtlos herbeieilen, um mich zu retten!«
    »Eure Majestät, Gefahr für Leib und Leben ist etwas, dem sich zu Eurer Rettung entgegenzustellen ein jeder Gardist geschworen hat«, erwiderte Gairaht. »Ich fürchte, Euch dabei behilflich zu sein, sich zur Nachtruhe zu begeben, gehört nicht zu diesen Aufgaben.«
    »Feigling!« Sie lächelte. Dann löste sie den Griff um seinen Arm und blickte zu ihrem Beichtvater hinüber.
    »Sind Sie bereit, ins Bett zu gehen, Vater?«, fragte sie, und er nickte.
    »Sehen Sie, Wyllys? Wenigstens eine treue Seele weiß ich in meiner Nähe, sollte ich plötzlich einen schrecklichen Albtraum durchleiden.«
    »Das freut mich auch sehr für Euch, Eure Majestät«, versicherte er ihr sofort.
    »Ich danke Ihnen«, erwiderte sie und trat durch die Eingangstür des Gästehauses. Der Priester blieb lange genug am Eingang stehen, um den Gardisten noch ein mitleidiges Lächeln zuzuwerfen. Dann folgte er seinem Schützling und schloss die Tür hinter sich.
    Schweigend warfen Gairaht und Seahamper einander vielsagende Blicke zu, dann zuckten sie völlig gleichzeitig die Achseln.
    »Captain, Sie werden sie nach all der Zeit nicht mehr ändern können«, meinte Seahamper.
    »Natürlich nicht. Aber sie wäre zutiefst enttäuscht, wenn ich aufhören würde, es zu versuchen.«
    Seahamper lachte leise. Dann blickte er sich um und begutachtete das Gelände, auf dem die verschiedenen Klostergebäude errichtet waren.
    Sankt Agtha lag in den Styvyn-Bergen, die hoch über der Trekair Bay in der Grafschaft Crest Hollow in den Himmel ragten. Crest Hollow war eigentlich nicht viel mehr als ein schmaler Felsrücken zwischen der Howell Bay und dem ›Kessel‹. Die Überfahrt von der Hauptstadt hierher an Bord von HMS Dancer, einer sechsundfünfzig Kanonen schweren Galeone unter dem Kommando von Captain Paitryk Hywyt, war eine willkommene Abwechslung gewesen. Der Aufstieg über den schmalen, gewundenen Pfad, der Sankt Agtha mit den umliegenden Höfen und Weilern verband, hatte sich bereits als deutlich anstrengender, aber immer noch durchaus als Genuss erwiesen. Aber die Höhe, in der das Kloster lag, sorgte dafür, dass die aufziehende Abendkälte beinahe schon beißend war.
    Das bilde ich mir wahrscheinlich bloß ein, dachte der Sergeant. Ich bin ein Bursche aus dem Norden, und wenn mir das hier schon kalt vorkommt, dann bin ich wirklich schon viel zu lange nicht mehr zu Hause gewesen!
    »Irgendwelche besonderen Befürchtungen, Sir?«, erkundigte er sich nach kurzem Schweigen bei Gairaht.
    »Nein, eigentlich nicht«, gab der Captain zurück, der sich währenddessen ebenfalls auf dem Gelände umgeschaut hatte. »In gewisser Weise wünschte ich zwar, Ihre Majestät hätte auf den Herzog gehört und noch mehr Männer mitgenommen, aber ich denke, an sich

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