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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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beantwortete eine andere Stimme die Frage. Halcom hob die Augenbrauen, als sich Herzog Halbrook Hollow an Shumay vorbeidrängte.
    »Euer Durchlaucht«, begrüßte ihn der Bischof nach einigen Sekunden angespannten Schweigens, »dieses Verhalten ist nicht sonderlich weise!«
    »Bei allem schuldigen Respekt, Mein Lord, ob etwas weise ist, interessiert mich nicht sonderlich, wenn es um das Leben meine Nichte geht«, gab Halbrook Hollow unumwunden zurück.
    »Und wie beabsichtigen Sie Ihre Anwesenheit hier zu erklären, Euer Durchlaucht?«
    »Das wird nicht nötig sein. Jeder weiß, dass Sharleyan und ich politisch nicht mehr gleicher Meinung sind. Es wird niemanden überraschen, dass ich es nach ihrer Abreise vorgezogen habe, nicht bloß tatenlos in Tellesberg herumzusitzen. Es ist ja nun nicht gerade so, als hätte ich dort viele Freunde, nicht wahr? Offiziell besuche ich gerade Meister Kairee. Er hat mich in seine private Jagdhütte eingeladen. Und dort werde ich auch längst wieder sein, bis ich offiziell etwas von den Geschehnissen hier erfahren kann.«
    »Mein Lord, Sie gehen zu viele Risiken ein.« Halcoms Stimme klang noch tonloser als zuvor Halbrook Hollows. »Wie viele Personen wissen, dass Sie hier sind?«
    »Nur eine Hand voll«, gab der Herzog ungeduldig zurück. »Kairee, meine persönlichen Leibwachen und die Mannschaft des Schoners, der mich hierher gebracht hat.«
    »Entschuldigt, Mein Lord«, warf Shumay ein und zog damit für einen Moment die Aufmerksamkeit der beiden anderen zur Gänze auf sich, »Seine Durchlaucht hat die Sunrise genommen.«
    Kurz kniff Halcom die Augen zusammen. Dann bewegte er den Kopf in einer sonderbaren Geste, die eine Mischung aus Achselzucken und Nicken sein musste. Er hatte begriffen, dass Halbrook Hollow nicht ganz so unbesonnen gehandelt hatte, wie er zunächst hatte annehmen müssen. Aber eben nur nicht ganz so sehr.
    Traivyr Kairees Kummer darüber, dass plötzlich immer mehr Innovationen zweifelhaften Ursprungs auftauchten, seine Unzufriedenheit und sein Abscheu hinsichtlich der Entscheidung Caylebs und Maikel Staynairs, sich offen dem Tempel und der Autorität des Großvikars entgegenzustellen, und dazu sein Reichtum und sein politischer Einfluss hatten ihn zu einem der Ersten gemacht, mit denen Halcom vorsichtig Kontakt gesucht hatte, nachdem er in Tellesberg eingetroffen war. Kairee hatte rasch und entschlossen geantwortet. Er hatte mit Nachdruck seine Unterstützung zugesagt, und er war auch Halcoms Anweisung gefolgt und hatte sich deutlich gemäßigt, was seine öffentliche Zurschaustellung seines Zorns und seines Abscheus dem Schisma gegenüber betraf. Keiner der beiden war töricht genug zu glauben, Kairee könne plötzlich so tun, als unterstütze er all die blasphemischen Veränderungen, die sich rings um ihn ergaben. Doch er erklärte deutlich und unumstößlich, dass er nicht die Absicht habe, sich ihnen entgegenzustellen. Zu mehr als einer Gelegenheit hatte er öffentlich darauf hingewiesen, das Königreich habe sich nun entschieden, ob diese Entscheidung nun weise gewesen sei oder nicht, und wer so tue, als sei dem nicht so, handle schlichtweg verräterisch.
    Natürlich hatte er nicht öffentlich ausgesprochen, dass er persönlich keinerlei Schwierigkeiten damit hatte, verräterisch zu handeln. Er hatte sein Versprechen, die Tempelgetreuen gegen die Schismatiker zu unterstützen, auch gehalten. Er und Halcom hatten große Geldmengen vorsichtig in Form von mildtätigen Spenden weitergeleitet - an die Kirche selbst und an verschiedene Klostergemeinschaften, die seine religiöse Auffassung teilten, wie etwa das Kloster Sankt Hamlyn in Rivermouth. Dieser Kapitalfluss war zu einem entscheidenden Faktor bei den Bestrebungen des Bischofs geworden, eine Organisation der Tempelgetreuen ins Leben zu rufen, zu versorgen und zu bewaffnen.
    Halcom war nicht gerade glücklich darüber gewesen, dass Kairee und Halbrook Hollow in aller Öffentlichkeit freundlichen Umgang miteinander pflegten. Ihm war allerdings bewusst geworden, dass diese Beziehung auch Vorteile brachte, nicht nur Nachteile. Da allgemein bekannt war, wie unglücklich der Herzog über die Eheschließung und die Politik seiner Nichte war, blieb wohl unausweichlich, dass jemand, der so wohlhabend und politisch exponiert war wie Kairee und zudem exakt die gleichen Ansichten vertrat, zu einem der wenigen Verbündeten des Herzogs in Charis wurde. Keiner der beiden war bereit, sich offen gegen die Politik des

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