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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Männer der Imperial Guard reagierten rasch, fast schon augenblicklich, und das mit einer Disziplin, die nur unablässiges Training und hart erarbeitete Erfahrung ihnen verliehen hatten. Doch so rasch sie auch reagierten, sie waren zu langsam. Sie mussten erst einen klaren Kopf bekommen, mussten den Schock überwinden, so gänzlich überrascht worden zu sein. Da allerdings stürmte eine bewaffnete, äußerst diszipliniert vorgehende Schar, doppelt so groß wie ihre eigene, schon ihr Lager.
    Nur eine Hand voll Gardisten trug, obwohl sie nicht zum Wachdienst eingeteilt waren, noch Rüstungen. Diese Männer aber waren über das gesamte Lager verstreut; sie hatten sich mit gemütlichen Routinen befasst, hatten ihre Ausrüstung gereinigt, hatten ihr Abendessen eingenommen, hatten sich auf die kurze Nachtruhe vorbereitet, die ihnen hätte vergönnt sein sollen, bevor sie an der Reihe gewesen wären, die Wache zu übernehmen. Die Tempelgetreuen gingen konzentriert vor, bildeten sorgfältig vorbereitete Gruppen und durchfuhren das Lager wie ein Wirbelsturm.
    Männer fluchten, stöhnten und schrien, als Waffen ihre Ziele trafen, und diejenigen unter den Gardisten, denen es gelungen war, nach ihren eigenen Waffen zu greifen, leisteten verzweifelt Gegenwehr. Männer brüllten auf, als Stahl tief in ihre Haut eindrang oder jene Gardisten, denen keine Zeit mehr zum Laden geblieben war, mit ihren Gewehrkolben Knochen und Muskelgewebe zerschmetterten. Die entsetzlichen Laute von Menschen, die einander abschlachteten, erfüllten die Nacht - und dann war es vorbei, so plötzlich, wie es begonnen hatte.
    Die Wiese war übersät von Leichen, und die meisten von ihnen trugen die Uniformen von Charis. Fünfunddreißig von Sharleyans Leibwachen waren brutal erschlagen worden - der Preis dafür waren vier tote und sechs verwundete Tempelgetreue.
 
    »Bei Langhorne!«
    Sergeant Seahampers Gesicht wurde kalkweiß, als das Blutbad jenseits der Klostermauern begann. So sehr auch die Sorge an ihm genagt hatte, weil Captain Gairaht sich für seinen Rundgang so ungewöhnlich viel Zeit ließ, hatte er doch mit einem Angriff ebenso wenig gerechnet wie jeder andere hier. Doch Edwyrd Seahamper diente seiner Monarchin nicht umsonst seit so vielen Jahren als persönliche Leibwache.
    »Sammeln!«, hörte er sich selbst rufen. »Sammeln!«
    Einige Stimmen antworteten ihm ... aber längst nicht so viele, wie er hätte hören sollen.
 
    Die anderen Angreifergruppen waren den Wachposten so nahe gekommen, wie das unbemerkt nur möglich war. Sie hatten es jedoch nicht gewagt, ihnen zu nahe zu kommen, bis der Angriff auf das Feldlager begänne. Sie hatten gewartet, hatten jedes Quentchen Disziplin aufwenden müssen, um ihre Befehle zu befolgen, bis schließlich dieser einzelne Gewehrschuss das Zeichen für sie war, sich auf den Gardisten zu stürzen, den sie jeweils ausgemacht hatten.
    Ein halbes Dutzend Armbrustsehnen fauchten auf. Dieses Mal aber stand die Dunkelheit auf Seite der Gardisten: Trotz der geringen Entfernung verfehlten fast sämtliche Bolzen ihr Ziel. Nicht alle, doch im Gegensatz zu ihren Kameraden im Lager hatten die Wachposten hier damit gerechnet, dass ein Angriff auf die Kaiserin damit begänne, zunächst sie auszuschalten. Deswegen hatten sie ihre Positionen auch so sorgfältig ausgewählt.
    Trotz der Wachsamkeit, mit der die Tempelgetreuen das Kloster seit Kaiserin Sharleyans Eintreffen beobachtet hatten, war es ihnen nicht gelungen, sämtliche Wachposten jenseits der Mauer zu entdecken. Die Wachen auf Patrouille hatten sich recht leicht finden lassen. Schließlich schritten sie unablässig auf und ab. Doch bei den anderen lagen die Dinge eben nicht so einfach. Unter den gegebenen Umständen hatten die Angreifer keine andere Wahl, als sich auf ihre zahlenmäßige Überlegenheit zu verlassen und ihren Instinkt: Sie hatten zumindest eine ungefähre Vorstellung von der Position der Posten. Ihr Vorteil war, dass sie im Gegensatz zu den Wachposten gewusst hatten, dass der Angriff kommen würde. Als dieser einzelne Gewehrschuss die Stille zerriss, waren sie daher vorbereitet gewesen. Vor der Mauer rings um Sankt Agtha brachen blutige Kämpfe aus, als die Angreifer versuchten, die Tore zu stürmen.
    Sie scheiterten.
    Obschon gänzlich überrascht, schlugen die Männer, denen man aufgetragen hatte, Kaiserin Sharleyan zu beschützen, hart zurück. Obwohl die Imperial Guard das Gewehr als Hauptwaffe gewählt hatte, wussten die Gardisten genau,

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