Caylebs Plan - 6
tun hatte. Es hatte den Angreifern nie an Mut oder Entschlossenheit gemangelt. Lediglich das Überraschungsmoment hatte sie zögern und zurückweichen lassen. Dieses Mal waren sie nicht mehr überrascht.
Sie kamen heran. Sie brüllten den Gardisten ihren Hass entgegen, schleuderten sich regelrecht auf ihre Gegner. Plötzlich kamen von beiden Seiten weitere Angreifer herbei: Lahraks und Abylyns Männer beteiligten sich jetzt an der Schlacht. Dieses Mal waren es zu viele für die Gardisten. Das Körpergewicht der Angreifer reichte, um die Angriffswelle weiterzutragen, über die Barrikade hinweg.
Disziplin und hartes Training sorgten dafür, dass der Gardistentrupp nicht den Zusammenhalt verlor. Immer zwei Mann arbeiteten als Team zusammen, versuchten einander zu decken. Sie versanken im Getümmel der Schlacht, gingen förmlich darin unter - der schiere Wahnsinn regierte. Auch Disziplin und Training vermochten nicht Unendliches zu leisten, auch nicht zusammen mit allem Mut der Welt. Die Teams, die zwei, die einander das Überleben ermöglichten, wurden auseinandergerissen, überwältigt von der gewaltigen Anzahl der Gegner und dem allgegenwärtigen Chaos. Die Nacht verwandelte sich in einen wirbelnden Strudel einzelner Scharmützel. Es waren zu wenig Gardisten, um einen solchen Kampf zu gewinnen.
Die Imperial Guard verkaufte ihr Leben teuer ... doch sie verkaufte es.
Sharleyan Ahrmahk stieß den Lauf des Gewehrs durch den Schlitz, den Seahamper in den Fensterladen geschnitten hatte, und zog den Abzug durch.
Gnadenlos krachte ihr der Rückschlag des großkalibrigen Gewehrs gegen die zierliche Schulter. Für Sharleyan fühlte es sich an, als habe ihr ein Pferd geradewegs gegen das Schlüsselbein getreten. Sie achtete nicht darauf, sondern warf die abgefeuerte Waffe Daishyn Tayso zu und griff nach dem nächsten Gewehr in einer Reihe von sieben, die gegen die Wand gelehnt waren. Ein Großteil des Pulverdampfes war durch das Fenster abgezogen. Der Rauch aus der Zündpfanne aber hing noch im Raum, zog langsam in feinen Fäden aufwärts und vereinigte sich mit der Wolke, die dort bereits schwebte.
Jemand hämmerte von außen gegen den Fensterladen. Und dann pfiff ein ganzer Schwarm Armbrustbolzen durch die Luft und durchschlug den Fensterladen. Einerjagte gerade eben an Sharleyans Kopf vorbei, verfehlte sie nur um wenige Zoll, und bohrte sich dann tief in die Tür des Schlafgemachs. Fast blindlings stieß Sharleyan den Lauf des Gewehrs durch den kleinen Schlitz und betätigte erneut den Abzug.
Ein Schmerzensschrei wie der eines gequälten Pferdes zerriss die Nacht; das Hämmern am Fensterladen hörte auf. Sharleyan duckte sich zur Seite, griff nach der ersten der bereitliegenden Pistolen, als ein weiterer Bolzen in einem Regen aus Holzsplittern den ramponierten Fensterladen durchschlug und wieder dicht neben ihr vorbeipfiff.
Edwyrd Seahamper ließ sich zurückfallen, doch er kämpfte verzweifelt weiter. Irgendwie gelang es Bryndyn Tyrnyr, trotz Gewittersturm und Kampfgewirr dicht bei ihm zu bleiben und seine linke Seite zu decken. Verzweifelt versuchten sie, zwischen den Angreifern und der Tür des Gästehauses zu bleiben. Hinter sich hörten sie Schüsse peitschen. Tiefe Verzweiflung durchfuhr Seahamper, als er begriff, was das bedeutete.
Erinnerungsfetzen durchzuckten sein Hirn. Lieutenant Hahskyn, der gerade einen Feind mit dem Bajonett aufspießte, das Gewehr wirbelte in seinen Händen herum und zerschmetterte mit dem Kolben den Schädel eines weiteren Angreifers. Dann bohrte sich unter seinem Arm ein Schwert durch den Harnisch, und der Lieutenant ging zu Boden. Ein weiterer Gardist, der verzweifelt gegen zwei Angreifer gleichzeitig kämpfte - irgendwie gelang es ihm, sie beide abzuwehren, bis ein dritter Feind sich von hinten näherte und ihm einfach die Kehle durchschnitt. Ein Schwert riss eine blutende Wunde in Seahampers Wange, ein weiterer Schlag traf genau auf den Brustpanzer seines Harnischs, ein dritter glitt von seinem Helm ab. Aber irgendwie waren Tyrnyr und er immer noch auf den Beinen, ließen sich immer weiter in die Richtung zurückfallen, aus der hinter ihnen die Pistolen knallten.
Sie erreichten die Tür des Gästehauses, und Tyrnyr stieß Seahamper mit der Schulter zur Seite, als eine weitere Angriffswelle anrollte. Seahamper taumelte rückwärts, beinahe stürzte er durch die Tür. Sein Herz krampfte sich zusammen, als zwei Schwerthiebe Tyrnyr zu Boden streckten, bevor er dem Sergeant
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