Caylebs Plan - 6
Daishyn mir zeigt, wie das geht, könnte auch ich beim Nachladen behilflich sein.«
Trotz aller Anspannung brachte Raiyz ein schiefes Grinsen zustande, als Sharleyan ihn anblickte. Seahamper warf ihm ein zustimmendes Lächeln zu. Prüfend blickte er sich noch einmal im Schlafgemach um, ehe er auf die Tür zutrat.
»Ich schicke Euch Daishyn mit den Gewehren und Pistolen, Eure Majestät.«
»Ich danke Ihnen, Edwyrd.« Sie folgte ihm bis zur Tür, dann beugte sie sich zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die bärtige Wange. »Ich mag Sie wirklich sehr, sehr gern«, sagte sie leise.
»Ich weiß, Eure Majestät.« Erneut streichelte er ihr über die Wange. »Ich weiß.«
»Also gut«, sagte Mytrahn Daivys zu Nailys Lahrak und Charlz Abylyn. »Sind wir alle bereit?«
Die Anführer der beiden anderen Teams nickten. Es hatte länger gedauert, die Männer umzugruppieren, als sie erwartet hatten. Andererseits gab ihnen die Abgeschiedenheit des Klosters die ganze Nacht Zeit zu handeln. Also konnten sie sich auch genügend Zeit nehmen, um die Umgruppierung richtig zu machen. Zweifellos hatten die Gardisten auf der anderen Seite der Klostermauer das Gleiche getan. Niemand hier war angesichts dieser Vorstellung sonderlich glücklich. Nur: Unbegrenzt viel Handlungsspielraum hatten Sharleyans Leibgarden ja nun nicht gerade.
Lahrak und Abylyn hatten die ihnen verbliebenen Männer so verteilt, dass zwei gleich große Gruppen entstanden, jeweils mit der Hälfte der Kampfstärke, mit der sie in dieser Nacht in die Schlacht gezogen waren. Daivys führte sein eigenes Team, das noch keine Verluste erlitten hatte. Insgesamt standen den Tempelgetreuen rund hundertfünfzig Mann zur Verfügung.
»Die hatten jetzt Zeit, sich von der Überraschung zu erholen und sich anständig zu organisieren«, fuhr Daivys fort. »Leicht werden die sich nicht erledigen lassen. Stellen Sie Ihre Männer auf einen harten Kampf ein!«
Wieder nickten Lahrak und Abylyn, obwohl in Abylyns Blick etwas wie Verärgerung aufblitzte. Daivys brauchte ihm nun wirklich nicht zu erzählen, was er und seine Männer bereits auf die harte Tour herausgefunden hatten!
Daivys bemerkte den Gesichtsausdruck des anderen und wollte offenkundig noch etwas hinzufügen. Dann aber entschied er sich dagegen. Waren das tatsächlich Abylyns Gedanken gewesen, dann hatte er damit ja durchaus Recht.
»Also gut«, wiederholte er. Er verzog die Lippen zu einem entschlossenen Grinsen, als er auf die in Ölzeug eingewickelte Pulverladung deutete, die mittlerweile am verschlossenen Haupttor befestigt worden war. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner von Ihnen beiden das Signal zum Angriff überhören wird!«
Ruckartig hob Ahndrai Hahskyn den Kopf, als ein plötzlicher Donnerschlag das Grollen des Gewitters übertönte und ein Lichtblitz, der es mit Leichtigkeit mit dem Naturschauspiel aufnehmen konnte, die Dunkelheit zerriss.
»Bereit zum Kampf!«, bellte er, und die Männer, die ihm noch verblieben waren, strafften sich.
Daivys' Männer brüllten rau ihren Zorn heraus, als sie durch das geborstene Tor stürmten. Im strömenden Regen rannten sie auf das Gästehaus zu. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, dabei leise vorzugehen. Sie hätten auch einfach über die Mauer setzen können, statt das Tor zu sprengen. Es gab einen guten Grund dafür. Daivys wollte, dass die Gardisten nur in eine Richtung blickten, in seine Richtung. Lahrak und Abylyn, die, gefolgt von ihren Männern, tatsächlich über die Mauer geklettert waren, würden sie derweil unerwartet von der Flanke aus angreifen.
Daivys selbst war einer der Ersten, die durch das Tor gestürmt waren. Ein Viertel seiner fünfundachtzig Mann hielten Armbrüste in den Händen. Eigentlich war es eher unwahrscheinlich, dass sie in einem Gefecht wie dem bevorstehenden dazu kommen würden, die Waffe tatsächlich zum Einsatz zu bringen. Sämtliche Tempelgetreuen trugen auch noch Schwerter. Doch um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ein Großteil der Angreifer waren bestenfalls mittelmäßige Schwertkämpfer. Dessen war sich Daivys durchaus bewusst. Einige, darunter auch Daivys selbst, standen den Gardisten sicher in nichts nach. Die meisten jedoch konnten höchstens auf sehr begrenzte militärische Erfahrung zurückblicken. Daivys ertappte sich bei dem Gedanken, er hätte sie alle doch lieber mit Hellebarden oder Piken ausrüsten sollen - vielleicht sogar mit Echsenspeeren!
Zugegebenermaßen war es
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