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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schon schwierig gewesen, überhaupt genug Männer unbemerkt in Angriffsposition zu bringen. Das galt auch für Waffen, die sich mit Leichtigkeit in den für die Gegend typischen Bauernkarren verstecken ließen. In dem dünn besiedelten Gebiet andere Gefährte zu benutzen, um etwa zehn oder zwölf Fuß lange Piken zu schmuggeln, war schier unmöglich, wenn man nicht auffallen wollte. Allerdings hatte Daivys nicht damit gerechnet, welch gewaltigen Vorteil den Gardisten die Länge ihrer Gewehre verschaffte. Vielleicht war auch Lahrak und Abylyn klar, was er, Daivys, längst wusste: Sie würden noch mehr Verluste hinnehmen müssen - vielleicht sogar schwere Verluste -, ehe diese Nacht vorbei wäre.
    Doch bei einer zahlenmäßigen Überlegenheit von sechs zu eins konnten sie sich Verluste leisten.
 
    »Haltet die Flanken im Auge!«, brüllte Hahskyn, als die ersten der heranstürmenden Gestalten sich in der sturmumtosten Dunkelheit abzeichneten. Dann tauchte ein plötzlicher, leuchtend blau-weißer Blitz die Dunkelheit kurz in gleißendes Purpur. Nun konnte der Lieutenant erkennen, welche Massen hier auf ihn zustürmten ... und im gleichen Augenblick stolperten die vordersten Tempelgetreuen über die Steine, die Seahamper vor dem Gästehaus hatte verstreuen lassen.
    Hahskyn verzog die Lippen zu einem freudlosen Grinsen, als die ersten Angreifer zu Boden stürzten. Einige von ihnen schrien vor Schmerz - sie hatten sich die Knöchel gebrochen. Schon geriet der ungestüme Ansturm ihrer Kameraden ins Stocken. Seahampers kleine Überraschung reichte bei weitem nicht aus, sie tatsächlich aufzuhalten. Doch sie sorgte dafür, dass die Meute den Zusammenhalt verlor. Hier und da taten sich Lücken in der Formation auf, und auch ihr Schwung ließ erheblich nach.
    Die ersten von ihnen erreichten die Stellung der Gardisten. Sharleyans Beschützer hatten sich hinter die Karren und dem Feldwerkzeug postiert, mit dem sie die einzige Tür des Gästehauses blockiert hatten. Die Angreifer sprangen über dieses Hindernis hinweg - und mussten feststellen, dass auf der anderen Seite todbringende Bajonette auf sie warteten. Scharfkantiger Stahl durchbohrte weiches Fleisch, riss Bauchdecken und Brustkörbe auf, durchtrennte Kehlen; Männer kreischten im Todeskampf; Blut strömte zu Boden und dampfte im prasselnden Regen.
    Die Ausbildung der Imperial Guard am Bajonett hatten Major Clareyk und Captain Athrawes ausgearbeitet. Dabei wurde nicht nur berücksichtigt, dass ein Gewehr auch im Nahkampf eine größere Reichweite hatte als ein Schwert: Zugleich war es auch kürzer und leichter zu handhaben als ein Speer oder eine Pike. Man konnte es zur Parade benutzen oder einen Schlag abwehren, damit aber auch angreifen ... und mit beiden Enden dieser Waffe konnte man einen Gegner verwunden oder gar töten.
    Die Männer, die Hahskyns Gardisten angriffen, hatten sich einer solchen Waffe noch nie gegenübergesehen. Sie hatten erwartet, dass der Regen es den Gardisten unmöglich machen würde, ihre Schusswaffen abzufeuern. Genau das war auch geschehen. Was die Tempelgetreuen jedoch nicht erwartet hatten, war die tödliche Gefahr, die von Gewehren mit aufgepflanzten Bajonetten ausging - vor allem dann, wenn diese sich in Händen von Soldaten befanden, die ganz genau wussten, wie sie damit umzugehen hatten.
 
    Mytrahn Daivys riss die Augen auf, als das erste Dutzend seiner Männer vor der improvisierten Barrikade zurücktaumelte: Viel zu viele lagen davor, wanden sich im Todeskampf oder waren bereits tot. Daivys konnte nicht erkennen, was genau eigentlich vor sich ging. Aber es war ganz offenkundig, dass die Bajonette der Gardisten sogar noch effektiver zum Einsatz gebracht werden konnten, als er das befürchtet hatte.
    Die Überreste seiner vordersten Schlachtreihe geriet ins Stocken. Daivys fluchte lautstark, als sie sich tatsächlich ein Stück weit vor den übereinander geworfenen Karren und Wagen zurückzog. Er verstand, dass seine Männer entsetzt waren. Aber den Verteidigern Zeit zu geben, sich vom ersten Ansturm zu erholen, war das Schlimmste, was sie tun konnten.
    »Angreifen!«, bellte er. »Angreifen!«
 
    Erneut stürmten Daivys' Männer auf das Gästehaus zu. Durch Knöchelbrüche und Bajonette hatten sie beim ersten Ansturm ein Viertel ihrer Kampfstärke verloren. Dort draußen jedoch befanden sich immer noch mehr als doppelt so viele Tempelgetreue, wie Hahskyn Gardisten hatte. Und dieses Mal wusste der Feind deutlich besser, womit er es zu

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