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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wahrscheinlich. Bislang haben sie nicht versucht, mit uns zu reden. Deswegen wissen wir eben noch nicht, was sie wollen. Aber ich könnte mir zahlreiche Szenarien vorstellen, in denen Ihr für die Angreifer lebendig von deutlich größerem Wert wäret.«
    »Szenarien, in denen man mich gegen Cayleb oder Charis oder Chisholm einsetzt, meinen Sie.«
    »Vielleicht, aber selbst wenn sie das tatsächlich könnten, wäret Ihr immer noch am Leben, Eure Majestät!«
    »Zu diesem Preis?« Sie schüttelte den Kopf. »Seit dem Tag, Edwyrd, an dem ich den Thron bestiegen habe, wusste ich, dass eine Königin - oder eine Kaiserin - ebenso sterblich ist wie jeder andere auch. Ich habe versucht, eine Königin zu sein, die keinen Grund zur Angst hätte, wenn die Zeit käme, vor Gott zu treten. Aber eine Monarchin hat eine letzte Pflicht ihren Untertanen gegenüber. Ich werde nicht zulassen, dass man mich selbst als Waffe gegen all das einsetzt, was ich liebe, oder gegen das Volk, für das ich verantwortlich bin.«
    »Eure Majestät ...«, setzte er an, seine Stimme klang flehentlich. Wieder schüttelte Sharleyan den Kopf.
    »Nein, Edwyrd. Wie lange kennen Sie mich jetzt schon? Glauben Sie wirklich, ich würde weiterleben wollen, wenn der Preis dafür ist, dass jemand mich dafür benutzt, all den Leuten zu schaden, die Cayleb und mir vertraut haben?«
    Er blickte seiner Kaiserin tief in die Augen und erkannte die Wahrheit, die Entschlossenheit. Und die Furcht. Dort war keinerlei Fatalismus zu sehen, keine Todessehnsucht oder das Verlangen nach Märtyrertum, aber auch keine Panik. Sie wollte ebenso dringend weiterleben, wie er das für sie wollte. Trotzdem meinte sie jedes Wort, das sie gesagt hatte. In diesem Augenblick war er, all dem Zorn über das, was gerade geschah, zum Trotz, stolzer auf seine Kaiserin als je zuvor.
    Er hob die Hand und strich ihr sanft über die Wange. In dieser Art und Weise hatte er sie seit ihrer Kindheit nicht mehr berührt. Damals hatte er sie getröstet, als sie vom Pferd gefallen und sich die Schulter ausgekugelt hatte. Angesichts dieser Erinnerung lächelte Sharleyan, so groß die Furcht auch war. Sie schmiegte die Wange in seine Hand.
    »Eure Majestät ...« Er musste innehalten und sich erst einmal räuspern, bevor er weitersprechen konnte. »Falls ich später nicht mehr die Gelegenheit dazu habe, Euch dies zu sagen: Es war mir die größte Ehre meines Lebens, Euch als Leibwache zu dienen. Und ... Euer Herr Vater wäre sehr stolz auf Euch.«
    Sie drückte seine andere Hand noch fester; in ihren Augen funkelten Tränen. Sergeant Seahamper fasste sich.
    »Es regnet zu heftig. Niemand kann dort draußen ein Gewehr oder eine Pistole abfeuern, Eure Majestät«, sagte er dann mit deutlich forscherer Stimme. »Also läuft es auf Bajonette und kalten Stahl hinaus. Das heißt, wir haben neun überschüssige Gewehre und einen ganzen Stapel Pistolen.« Er brauchte nicht eigens auszuführen, warum es überschüssige Gewehre waren, und Sharleyan nickte in grimmigem Verständnis. »Man kann sie nicht dort draußen abfeuern«, fuhr er fort, trat an das kleine Fenster des Schlafgemachs heran und stieß mit dem gepanzerten Ellenbogen jede einzelne der kostbaren Glasscheiben aus dem Rahmen, »aber hier drinnen geht das ganz wunderbar.«
    Er beugte sich hinaus, um die Fensterläden zu schließen, zog dann seinen Dolch hervor und meißelte einen Schlitz hinein. Endlich wandte er sich wieder seiner Kaiserin zu.
    »Das wird keine Kugel abhalten, und auch keinen Armbrustbolzen, Eure Majestät. Aber es wird Euch zumindest eine gewisse Deckung bieten. Daishyn Tayso ist am Bein verwundet. Draußen kann er uns nicht mehr sonderlich nützlich sein, deswegen schicke ich ihn zu Euch. Dann habt Ihr jemanden, der für Euch nachlädt.«
    »Jemanden, der für mich nachlädt? Nicht andersherum?«, fragte sie. Kurz blitzte es belustigt in ihren Augen auf. Seahamper schnaubte.
    »Majestät, Euer Herr Onkel mag ja der Ansicht sein, Schießen sei für eine Königin ein unschickliches Freizeitvergnügen. Aber jeder Einzelne aus Eurer Wachabordnung weiß, dass Ihr ein besserer Schütze seid als die meisten von ihnen. Und um ganz ehrlich zu sein: Im Augenblick schert es mich nicht im Mindesten, wie Euer Herr Onkel darüber denkt!«
    »Damit hat Edwyrd Recht, Eure Majestät«, meldete sich Pater Carlsyn nun zu Wort. »Ich wünschte jetzt, auch ich hätte gelernt, ein solches Ding abzufeuern! Bedauerlicherweise ist dem nicht so. Aber wenn

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