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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kammerdiener den Kopf aus dem Schlafquartier Seiner Majestät herausgestreckt und dem Gardisten bedeutet, einzutreten und seine Nachricht zu überbringen. Einen kurzen Moment lang hatte Ahstyn geglaubt, Überraschung in Caylebs Blick zu erkennen. Doch er hatte sich ganz offensichtlich getäuscht.
    »Es tut mir Leid, Franz«, hatte der Kaiser gesagt, den Kopf geschüttelt und ein wenig schief gegrinst. »Ich hatte Merlin zwar gesagt, ich wünsche, dass niemand davon erfahre: Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich so sehr beim Wort nehmen würde. Ich hatte angenommen, er würde zumindest dem Rest der Abordnung erklären, ich hätte beschlossen, ihn loszuschicken.«
    »Ihn loszuschicken, Euer Majestät?«, hatte Ahstyn verständnislos wiederholt.
    »Ja.« Cayleb war aufgestanden und hatte sich gestreckt und herzhaft gegähnt, bevor er sich von Daikyn in seinen Kasack helfen ließ. »Sagen wir einfach: Es war erforderlich, jemandem eine Nachricht zu übermitteln, den man nicht unbedingt dabei beobachten sollte, einen Brief aus meiner Hand zu lesen. Zumindest nicht, wenn er seinen Kopf behalten will.«
    Kurz hatten sich Ahstyns Augen geweitet. Dann hatte er begriffen. Jetzt war klar, warum keiner der Wachposten das Verschwinden des Seijin bemerkt hatte, und es war klar, warum der Kaiser gerade Athrawes dafür ausgewählt hatte, einem seiner Agenten hinter den corisandianischen Linien eine wichtige Nachricht zu überbringen.
    »Natürlich«, hatte Cayleb weitergesprochen und sich wieder Ahstyn zugewandt, während er seinen Kasack mit einem Gürtel zusammenband, »würde ich es vorziehen, wenn sonst niemand davon erführe.«
    »Selbstverständlich, Euer Majestät.« Das Kopfnicken, mit dem Ahstyn sein Verständnis kundtat, hatte sich beinahe in eine Verneigung verwandelt. »Ich werde den Rest der Truppe sofort informieren.«
    »Ich danke Ihnen, Franz. Und ich bitte um Verzeihung. Ich hatte eigentlich gehofft, Merlin sei um diese Zeit schon wieder zurück. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie auch noch seine Wache würden übernehmen müssen, nicht nur Ihre eigene.«
    »Macht Euch darum keine Sorgen, Euer Majestät«, hatte Ahstyn seinen Kaiser angestrahlt. »Captain Athrawes arbeitet länger als jeder andere von uns. Es ist daher kein Problem, etwas von meiner dienstfreien Zeit abzugeben, wenn Ihr mich braucht.«
    »Das weiß ich.« Der Kaiser hatte ihn regelrecht angegrinst. »Trotzdem wäre es doch höflicher von mir gewesen, Sie wenigstens rechtzeitig zu warnen.«
    Daraufhin hatte Ahstyn seinen Kaiser angestrahlt, zum Salut die Hand an die linke Schulter gelegt und sich aus dem Schlafzelt des Kaisers zurückgezogen. Eines war klar: Auf ganz Safehold gab es sicher keinen anderen Monarchen, der sich tatsächlich auch nur einen Moment lang Gedanken darüber machte, ob seine Entscheidungen für seine persönlichen Leibwachen vielleicht misslich sein oder unangenehme Folgen haben könnten.
    Zwischenzeitlich wurde deutlich, dass selbst der Kaiser allmählich ungeduldig wurde. Zu behaupten, er wirke besorgt, wäre übertrieben gewesen. Schließlich wusste Seine Majestät ebenso wie Ahstyn selbst sich kaum eine Situation vorzustellen, mit der Merlin nicht fertig werden sollte. Natürlich musste es auch so etwas geben; Ahstyn wusste nur eben auf Anhieb nicht was. Andererseits ...
    »Es tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe, Franz.«
    Der Lieutenant zuckte zusammen und wirbelte voller Unglauben herum, als jemand hinter ihm mit einer tiefen, äußerst vertrauten Stimme diese Worte aussprach.
    »Captain?«
    »Wie er leibt und lebt, sozusagen«, erwiderte Merlin, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
    »Verdammt noch eins, Sir!« Ahstyn bedachte die in eine ordentliche Uniform gekleidete Gestalt, die scheinbar soeben aus dem Boden gewachsen war, mit einem finsteren Blick. »Ich weiß ja, dass Ihr ein Seijin seid, aber wie in Langhornes Namen habt Ihr das geschafft?«
    »Was denn?« Merlin schien die Unschuld in Person.
    »Ihr wisst genau, was ich meine!« Ahstyn fauchte es beinahe. »Es ist ja schon schlimm genug, dass Ihr beim Rausgehen unbemerkt an uns vorbeigekommen seid! Aber wenn Ihr es schafft, auch wieder unbemerkt hereinzukommen, schafft's vielleicht auch jemand anderes!«
    »Wissen Sie, Franz, darum würde ich mir nicht allzu viele Sorgen machen.« Merlin schüttelte den Kopf, und echte Reue ließ seine Gesichtszüge ungleich weicher erscheinen. »Niemand sonst kann die Technik nachahmen, die ich gerade

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