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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Mitglieder von Caylebs Leibgarde hatten zusammen mit dem Seijin trainiert. Niemand wurde zur Kaiserliche Garde abgestellt, so er sich nicht in einem mit äußerst harten Bandagen durchgeführten Trainingskampf Merlin persönlich gestellt hatte. Bislang hatte niemand Athrawes mit den Trainingsschwertern zu besiegen gewusst ... oder im waffenlosen Kampf ... oder auf der Schießbahn. Niemand, wirklich niemand, hatte den Seijin auch nur ins Schwitzen gebracht. Trotzdem waren diese Geschichten, er habe sich während der Schlacht im Darcos-Sund an Bord der Royal Charis im Alleingang seinen Weg durch Hunderte von Feinden gebahnt, vermutlich übertrieben. Vermutlich. Darauf zu wetten wäre Ahstyn nicht bereit; glauben wollte er die Geschichten dennoch nicht. Schließlich war der Seijin, so gut er auch sein mochte, bloß ein einfacher Sterblicher.
    Vermutlich jedenfalls.
    Aller Einschätzung des Lieutenants nach waren die Geschichten über Merlins wundersame Kampfkraft von Cayleb selbst und den Marines seiner Leibwache nicht nur geduldet, sondern bewusst weiterverbreitet worden. Fremde Blicke allein auf Athrawes' Leistungsfähigkeit als Krieger zu lenken, gehörte zweifellos zu der sorgsam zurechtgelegten Tarngeschichte. Und eine solche Tarnung war wahrhaftig nötig. Die Wahrheit nämlich, warum Merlin für Charis so unschätzbar wertvoll war, war noch unglaublicher. Ahstyn wusste das. Er selbst hatte zunächst auch nicht glauben wollen, was er und der Rest der Kaiserlichen Garde über die Visionen des Seijin zu hören bekamen. Er hatte das Ganze für ein Märchen gehalten, genau wie die Geschichten über Seijin Kohdy und dessen Zauberkräfte.
    Doch in diesem Fall war das Märchen wahr. Ahstyn war seither oft Zeuge geworden, wie der Kaiser sich die Visionen des Seijin zunutze gemacht hatte. Das hatte all seinem Zweifeln ein Ende gesetzt. Er begriff, warum es so wichtig war, niemanden sonst wissen zu lassen, zu welchen Dingen der Seijin tatsächlich imstande war. Als angeblich tödlichster Leibwächter der Welt - eine Übertreibung, die so groß ja gar nicht war - war es nur verständlich, dass Athrawes sich stets in der Nähe des Kaisers aufhielt. Es bestand kein Bedarf für Außenstehende, diesen Umstand in Frage zu stellen. Niemand käme daher darauf, der Captain könnte der wichtigste Berater Seiner Majestät sein, der Mann, dem Cayleb am meisten vertraute und dessen Scharfblick, wie Sergeant Faircaster es so treffend ausgedrückt hatte, so sehr gefragt war.
    Es war daher kein Wunder, dass alle Gardisten besorgt gewesen waren, als der Seijin nicht zum Frühstück erschienen war. Merlin aß immer recht früh, stets bevor der Kaiser aufstand. Auf diese Weise konnte er bereits zum Dienst antreten, während man Cayleb noch das Frühstück servierte. So präzise, wie Athrawes sein Schwert führte, so präzise hielt er sich an Zeitpläne. Als Merlin also nach ganzen fünfzehn Minuten immer noch nicht aufgetaucht war, hatte Ahstyn vorsichtig den Kopf in das kleine Zelt gereckt, das man Merlin als privates Quartier zugewiesen hatte.
    Er hatte damit gerechnet, den Seijin dort vorzufinden. Er würde mit untergeschlagenen Beinen auf dem Zeltboden sitzen und sich auf eine seiner Visionen konzentrieren. Genau aus diesem Grund hatte er ein Zelt für sich ganz allein überhaupt zur Verfügung gestellt bekommen. Zum großen Erstaunen des Lieutenants jedoch war das Zelt leer gewesen. Der Schlafsack hatte ausgesehen, als sei er in der vergangenen Nacht ungenutzt geblieben.
    Das war ganz und gar beispiellos und hatte mehr als ausgereicht, um Ahstyn geradewegs zum Kaiser laufen zu lassen. So weit Ahstyn das wusste, hatte Captain Athrawes noch nie gefehlt, wenn er eigentlich im Dienst hätte sein sollen. Ganz gewiss war er noch nie mitten in der Nacht einfach verschwunden, ohne zumindest irgendjemandem von seinem Vorhaben in Kenntnis zu setzen! Athrawes' spurloses Verschwinden ärgerte Ahstyn. Es bewies, dass es Merlin irgendwie gelungen war, sich an sämtlichen Wachen vorbeizuschleichen, die für die Sicherheit des Kaisers sorgen sollten, ohne das auch nur ein einziger von Caylebs Gardisten ihn bemerkt hätte. Dieser Mann mochte ja ein Seijin sein, aber er war doch nicht unsichtbar!
    Glücklicherweise wusste wenigstens der Kaiser, wohin Merlin verschwunden war. Geduldig hatte Ahstyn abgewartet, während Gahlvyn Daikyn das Zelt Seiner Majestät betreten und den schlafenden Kaiser vorsichtig geweckt hatte. Dann hatte der kaiserliche

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