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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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Ärmel seines Hemds hoch und entblößte damit die blütenweiße Haut seiner Unterarme. „Gehen wir“, sagte er mit beherrschter Stimme.
    Mit seinen Unterarmen stimmte etwas nicht. Lange, rote Striemen bedeckten seine Arme wie tiefe Kratzer. Sie zogen sich über seine Adern und höher, bis zum Armgelenk. Corvus bemerkte meinen Blick und zog die Hemdsärmel ha s tig wieder über seine Wunden.
    „Was …?“ Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Wie gelähmt starrte ich auf seine Handgelenke.
    Seine Schultern sackten ein wenig nach unten. „Das hättest du nicht sehen dürfen.“
    „Wer hat dir das angetan?“, fragte ich, während mir gespenst i sche Bilder durch den Kopf schossen.
    „Es ist nicht das, was du denkst.“ Sein Gesicht war noch blasser als sonst. „Es ist kompliziert, das zu erklären.“
    Ich wollte mich nicht einfach so abspeisen lassen. War sein Leben als Vampir vielleicht doch gefährlicher, als er mich hatte wissen la s sen?
    „Versuch es.“
    Er legte den Kopf schief und schloss die Augen, während sich ein trüber Ausdruck auf sein Gesicht legte. So weich und gleichzeitig zwielichtig. Ohne all seine Schutzmauern.
    „Ich habe dir doch schon gesagt, dass es mir manchmal schwerfällt, mich unter Kontrolle zu halten.“ Seine Lider öffn e ten sich bebend wieder, und er richtete den Blick seiner dun k len Augen auf mich.
    Langsam dämmerte es mir. Ich nickte.
    „Wenn der Hunger …“ Es schien ihn Mühe zu kosten, weiterz u sprechen. Er sah mich an, als wollte er meine kommende Reaktion abschätzen. Ich weiß nicht, was er in meinem Gesicht sah, aber schließlich fuhr er fort. „Wenn der Hunger zu groß wird, bin ich fast nicht mehr kontrollierbar. Wer auch immer sich in dieser Situation in meiner Nähe befindet, ist in Gefahr. Wenn ich allein bin und der Hu n ger wächst, verletze ich mich selbst. Ich bin dann wie ein Tier. Ich komme nicht dagegen an, es ist ein Zwang, den ich nicht unte r drücken kann. Aber immerhin hilft er mir, nicht den Verstand zu verlieren.“
    Ich brauchte eine Weile, um dieses Geständnis zu verarbeiten. „Und jetzt gerade hast du keinen Hunger?“
    „Wenn es so wäre, wärst du jetzt wahrscheinlich nicht mehr am Leben.“ In seinen Augen mischten sich Groll und Wehmut.
    Es war, als hätte sich mein Körper in einen schweren Stein ve r wandelt, denn ich konnte mich nicht mehr bewegen.
    „Ich hätte nicht davon sprechen sollen“, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab dich darum gebeten, es mir zu erzählen. Danke, dass du so ehrlich zu mir warst.“
    Er presste die Lippen zusammen, während seine dunklen Augen mich besorgt fixierten. Sein Blick hielt mich gefangen, und mir war, als würde ein helles Band meine Brust umschlingen. Für einen Moment fühlte es sich so an, als gäbe es etwas, das uns verband, als wären wir zwei Teile ein und desselben. Prickelnde Wärme breitete sich bis in meine Fingerspitzen aus.
    „Ich halte mich so gut ich kann von euch Menschen fern.“ Er l ä chelte noch immer, was in komplettem Gegensatz zu dem Klang seiner Stimme stand. „Wie ein wildes Tier.“
    „Ich finde dich sehr menschlich.“
    Sein Körper versteifte sich, und er sah an mir vorbei. „Wir sollten gehen. Du kannst nicht hier bleiben. Ich habe unte r schätzt, dass ich für dich genauso gefährlich bin wie Dave. Ich könnte es nicht ertr a gen, wenn …“ Er unterbrach sich, als hätte er sich eben eine peinl i che Schwäche eingestanden.
    Er ging aus dem Raum und ließ mich allein und auf der Ma t ratze sitzend zurück. Langsam kam ich wieder zu mir. Die Stille, die plöt z lich im Zimmer herrschte, wirkte befremdlich, fast schon unheiml i ch. Es war, als wäre noch jemand a n wesend.
    Ich atmete tief durch, stand auf und folgte Corvus.
     
    Er brachte mich nach Hause und sprach die ganze Zeit über kaum ein Wort mit mir. Er schien den Weg zu kennen, was mich nicht wunderte. Mit leichtem Unbehagen fragte ich mich, was er wohl alles über mich wusste, wie oft er mich bereits b e obachtet hatte.
    Als wir vor der Haustür standen, wandte er mir zum ersten Mal seit Minuten sein blasses Gesicht zu. Unter seinen zusa m mengekniffenen Augen lagen dunkle, bläuliche Ringe. Seine Lider zitterten; die Herbstsonne schien ihn tatsächlich in den Augen zu schmerzen, o b wohl sie nur sehr schwach war. Sel t sam, dass mir das zuvor noch nie aufgefallen war. Wahrschei n lich hatte meine Furcht mich für alles andere blind gemacht.
    „Ist es sehr schlimm?“ Ich

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