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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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deutete auf meine eigenen Augen, denn ich wollte ihm nicht noch einmal zu nahe treten.
    „Nein, es ist auszuhalten“, gab er zur Antwort. „Im Sommer wären die Schmerzen um einiges schlimmer.“
    Überrascht erkannte ich, dass ich den Moment, in dem er gehen musste, hinauszuzögern versuchte. Ich durchforstete meine Geda n ken nach etwas Vernünftigem und Normalen, das ich zu ihm sagen konnte.
    „Denk daran, was ich dir gesagt habe“, kam er mir zuvor. Zum er s ten Mal seit langer Zeit lächelte er. „Du darfst Svarog nicht wieders e hen.“
    „Ich weiß.“
    Ich lächelte nervös zurück. Würde ich mich daran ha l ten können? Bereits jetzt vermisste ich Dave und wollte ihn wiedersehen. Gleic h zeitig wollte ich aber nichts tun, was Co r vus wütend machen könnte. Ich steckte in der Zwickmühle und wusste sehr wohl, dass ich mich verrückt aufführte. Wem sollte ich vertrauen? Corvus oder Dave?
    Corvus’ Stimme senkte sich zu einem Flüstern. „Pass auf dich auf.“
    „Das sollte ich zu dir sagen, nicht du zu mir.“
    „Keine Sorge, so ei n fach sterbe ich nicht“, sagte er und schnaubte. „Obwohl es vielleicht besser wäre.“
    „Was soll denn das schon wieder heißen?“ Die Vorstellung, dass er sterben könnte, ließ mich unruhig werden.
    „Das sollte dich nicht stören.“ Sein alter Ernst war z u rückgekehrt.
    „Tut es aber.“ Ich versuchte, nicht wütend zu klingen. Mein Blut hatte zu kochen begonnen.
    Er atmete tief ein und wich abrupt zurück. „Könntest du wenig s tens versuchen, etwas gelassener zu bleiben?“
    „Du meinst das nicht ernst, oder? Das mit dem Sterben?“ Ich musste es wissen. Um mich selbst zu schützen.
    Er seufzte. „Nein.“ Es klang nicht überzeugend.
    „Gut. Ich hab nämlich so meine Probleme mit dem Tod.“ So eh r lich hatte ich das noch zu niemandem gesagt, nicht einmal zu Dave.
    „Ich verstehe.“ Er versuchte sich an einem gequälten Lächeln.
    Seine Worte irritierten mich ein bisschen. Er reagierte anders, als ich es mir vorgestellt hätte.
    „Willst du nicht wissen, warum?“, fragte ich ihn.
    Für eine Sekunde sah er mich erschrocken an, dann legte sich wi e der die für ihn übliche Maske der Gleichgültigkeit auf sein Gesicht. „Warum?“, fragte er mit einer Spur von Ironie in se i ner Stimme.
    Mom. Blut. Tod.
    „Es ist wegen meiner Mom. Sie ist kürzlich gestorben.“
    „Was ist passiert?“
    „Man hat sie mit blutverschmierter Kehle gefunden. Vielleicht war es Mord, die Polizei weiß noch nichts Genaueres. Vom Täter keine Spur.“ Ich konnte kaum glauben, wie ruhig meine Stimme plötzlich klang. Wie abgestorben.
    Aber Corvus ließ sich nicht täuschen. „Geht es dir gut?“
    Eine einzelne Träne rann über meine Wange, dann noch eine. Im nächsten Moment legte sich eine kühle Hand auf meine. Wusste er, was das mit mir machte, diese Berührung? Spürte er, was ich spürte? Konnte es sein, dass ihm ebenso wie mir auffiel, dass es vollkommen passte, wie sich meine kleine Hand in seine größere, längere schmie g te?
    „Ich kann nicht weinen, aber dafür hast du Tränen für uns beide“, sagte Corvus leise.
    „Versprich mir, nicht zu sterben.“ Ich wusste, wie dumm und ki n disch das klang. Hastig wischte ich mir die Tränen aus den Augen.
    „Das kann ich nicht“, sagte er und biss sich auf die Lippen.
    „Versuch es zumindest.“
    Er zögerte, doch schließlich nickte er. „Ich muss jetzt gehen. Schaffst du den Rest allein?“ Es klang nicht spöttisch, sondern beu n ruhigt.
    Ich zwang mich zu einem Nicken und einem Lächeln. „Sehen wir uns wieder?“
    Er schluckte. „Es wäre besser, wenn wir das nicht täten, aber ich schätze, es wird sich nicht vermeiden lassen.“
    Worte wie Geschosse. Ahnte er, wie sehr sie mich verletzten?
     
     
     

Durst
     
    D ie nächsten Tage versuchte ich, mich an meinen Alltag und die damit verbundene Normalität zu gewöhnen, aber ich sah bald ein, dass es mir nicht mehr möglich war.
    Ich war kaum länger als einen Tag weg gewesen, aber dieser Tag hatte mein Leben und alles, was damit zu tun hatte, komplett umg e krempelt. Ich schien nicht in dieses Leben zu passen. Die Sch u le und alles andere rückte in den Hintergrund. Die Dinge, die ich erlebt und erfahren hatte, machten es mir nicht möglich, einfach ‚normal’ we i terzumachen.
    Ich wusste nicht, ob ich Corvus oder Dave Glauben schenken sol l te, und begann mich zu fragen, ob Corvus mir überhaupt zufriede n stellende Gründe gegeben

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