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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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hatte, ihm zu trauen. Mein Vertrauen zu ihm konnte ebenso gut ein verdrehtes psycholog i sches Phänomen sein. Vielleicht entwickelte ich ja so etwas wie das Stockholm-Syndrom. Denn war es nicht die ganze Zeit über Dave gewesen, der mich beschützt hatte und mir ein Freund gewesen war? Corvus hi n gegen hatte von Anfang an bedrohlich auf mich gewirkt.
    Trotzdem begann ich an meiner Freundschaft mit Dave zu zwe i feln. Ja, er war oft für mich da gewesen und hatte mir g e zeigt, dass es Mut und Durchhaltevermögen brauchte, um diese Zeiten zu überst e hen. Andererseits wusste ich kaum etwas über ihn, und der Gedanke, dass Corvus keinen Grund hatte, mich zu belügen, erschien mir ei n leuchtend. Bedeutete das, dass D a ve tatsächlich ein Mörder war? Ein Vampir?
    Vampire. Wiedergänger. Wie konnte ich überhaupt wissen, dass ich mir alles, was passiert war, nicht nur eingebildet hatte? Je mehr ich darüber nachdachte, desto öfter versuchte mein Verstand mir einz u reden, dass das alles nur ein schlechter Scherz war. Doch gleichzeitig war sich mein Gefühl ganz s i cher, dass das nicht sein konnte.
    Eine andere Frage kreiste zudem immer öfter am Rande meiner Gedanken. Wenn es Vampire gab, vielleicht konnten dann auch Tote ins Reich der Lebenden zurückkehren.
     
    Dad war es tatsächlich nicht einmal aufgefallen, dass ich fast zwei Tage nicht nach Hause gekommen war. Er hatte sich in seinem Zimmer verschanzt und war in seiner Trauer versunken. Ich war über den Punkt hinaus, an dem seine Teilnahmslosigkeit mich noch verle t zen konnte. Ich fragte mich, ob es immer so bleiben würde.
    Joanne war die Einzige, der meine Abwesenheit aufgefallen war. Offenbar hatte sie am Freitag ständig versucht, mich zu erreichen, aber mein Vater war nicht ans Telefon gegangen.
    Am Montag in der Schule erzählte ich, dass ich am Freitag und     ü bers Wochenende krank gewesen sei. Als ich an diesem Tag nach Schulschluss zusammen mit Joanne, Megan und Hannah – die mit t lerweile zu der Überzeugung gelangt waren, dass ich immer noch derselbe Mensch war wie vor dem Tod meiner Mutter und wieder mit mir redeten – das Schulgebäude verließ, traf mich fast der Schlag. Auf dem Schulhof stand Dave und blickte in meine Richtung.
    „Mist“, fluchte ich leise.
    „Was ist los?“, fragten Joanne und Megan wie aus einem Munde.
    „Ähm … Ich hab was vergessen“, sagte ich hastig. „Geht doch ei n fach schon mal vor.“
    Megan und Hannah nickten, Joanne hingegen runzelte die Stirn. Ganz offensichtlich hatte sie meine erbärmliche Ausrede durc h schaut, aber zum Glück folgte sie den and e ren, ohne etwas dazu zu sagen.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und tat so, als hätte ich Dave nicht gesehen. Er würde das durchschauen, da war ich mir s i cher, aber im Augenblick war es mir egal. Ich tat es, weil ich keine andere Wahl hatte, gleichzeitig wusste ich aber nicht, ob es die richtige En t scheidung war. Im Moment erschien es mir am empfehlen s werte s ten, sowohl Dave, als auch Corvus aus dem Weg zu gehen. Die Frage war nur, ob ich das tatsächlich durchziehen konnte.
    Erneut betrat ich das Schulgebäude, verkroch mich in einer Ecke der Aula, wo ich nicht auffiel, und wartete. Nach einer Weile, als ich glaubte, dass genügend Zeit verstrichen war, wa g te ich mich langsam wieder nach draußen.
    „Versteckst du dich vor mir?“
    Daves sanfte, leicht verärgerte Stimme drang an mein Ohr, und ich versteinerte auf der Stelle. „Nein“, stammelte ich hilflos, „es ist nur so … ich …“
    „Ja?“
    Ich schaute in sein Gesicht und bemerkte den verlet z ten Ausdruck darin. „Ich kann dir das jetzt nicht erklären“, sagte ich.
    „Du hast es dir also anders überlegt“, sprach er unumwunden seine Vermutung aus. „Du willst nichts mehr mit mir zu tun haben.“ Er legte eine fast unerträglich lange Pause ein, dann fragte er leise: „Aber warum?“
    Ich seufzte. Das hier war schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich konnte Dave nicht einfach aus dem Weg gehen, wie Corvus es mir geraten hatte, und ich wollte auch nicht. Die Vorstellung, dass er Menschen getötet haben sollte, war gerad e zu lächerlich. Was machte ich hier eigentlich? Tappte ich nicht in Corvus’ Falle, indem ich ta t , was er wollte?
    „Warum hasst du mich?“ Daves verletzte Stimme war zu viel für mich.
    „Bitte, hör auf damit“, flehte ich. „Es ist auch so schon schwer g e nug.“
    „Erklär mir erst, warum du das tust. Sag mir ins Gesicht,

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