Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass
von dort entfernt lehnte, wo Kasida und Hisli jetzt ihr neues Zuhause hatten. »Das ist auch gut so. Ich hab mir auf dem Weg hierher von den anderen schon genug anhören müssen.«
Celaena stützte sich auf ihre Gabel. »Mikhail wird doch bestimmt auch sein Teil abbekommen, oder?«
Ansel richtete sich auf und sah sie überraschend finster an. »Nein, wird er nicht. Sie werden ihm gratulieren, wie immer, wenn einem der Jungs eine Eroberung geglückt ist.« Sie schnaubte. »Und ich? Ich werde gehänselt, bis ich sie anfauche. Es ist immer dasselbe.«
Sie arbeiteten schweigend zusammen weiter. Nach einer Weile fragte Celaena: »Aber du willst mit Mikhail zusammen sein, obwohl sie dich damit aufziehen?«
Ansel zuckte mit den Schultern und beförderte den Mist auf den Haufen, der bereits im Wagen lag. »Er ist ein unglaublich guter Krieger und hat mir Dinge beigebracht, die ich sonst nie gelernt hätte. Sollen sie mich also ruhig aufziehen, so viel sie wollen – solange er mir im Training die meiste Aufmerksamkeit schenkt …«
Wie Ansel darüber sprach, gefiel Celaena gar nicht, aber sie sagte lieber nichts dazu.
»Im Übrigen«, bemerkte Ansel mit einem Seitenblick auf Celaena, »schafft es schließlich nicht jeder, den Meister so leicht dazu zu überreden, mit ihm zu trainieren.«
Das versetzte Celaena einen Stich. War Ansel neidisch auf sie?»Ich bin mir überhaupt nicht sicher, warum er es sich anders überlegt hat.«
»Ach nein?«, fragte Ansel in einem scharfen Ton, der Celaena ganz neu war. Zu ihrer eigenen Überraschung jagte er ihr Angst ein. »Die edle, kluge, schöne Assassinin aus dem Norden – die große Celaena Sardothien hat keine Ahnung, warum der Meister mit ihr trainieren will? Keine Ahnung, dass er vielleicht auch seine Spuren bei dir hinterlassen will? Daran beteiligt sein will, dein ruhmreiches Schicksal zu prägen?«
Celaenas Kehle schnürte sich zusammen und sie verfluchte sich dafür, dass diese Worte sie so kränkten. Sie glaubte zwar nicht, dass der Meister so dachte, konterte aber trotzdem: »Ja, mein ruhmreiches Schicksal. Einen Stall ausmisten. Eine würdige Aufgabe für mich.«
»Aber sicherlich eine würdige Aufgabe für ein Mädchen aus den Flatlands?«
»Das habe ich nicht gesagt«, zischte Celaena durch zusammengebissene Zähne. »Dreh mir nicht die Worte im Mund herum.«
»Warum denn nicht? Ich weiß, dass du das denkst – und du weißt, dass es stimmt. Der Meister trainiert nicht mit mir, weil ich nicht gut genug bin. Ich habe angefangen, mich mit Mikhail zu treffen, damit ich im Unterricht mehr beachtet werde. Schließlich habe ich keinen berühmten Namen zum Angeben.«
»Na gut«, sagte Celaena. »Ja, du hast recht, die meisten Bewohner der Königreiche kennen meinen Namen – und wissen mich zu fürchten.« Von einer Sekunde auf die andere kochte sie vor Wut. »Aber du … Willst du die Wahrheit über dich wissen, Ansel? Die Wahrheit ist, dass es keinen interessieren wird, ob du nach Hause zurückgehst und dir dein Land wiederholst. Keiner wird je davon hören, denn keinem außer dir liegt überhaupt etwas daran.«
Sie bereute die Worte, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte.Weiß vor Wut, presste Ansel die zitternden Lippen zusammen und warf ihre Mistgabel auf den Boden. Einen Moment lang dachte Celaena, sie würde sich auf sie stürzen, und machte sich kampfbereit.
Aber Ansel stelzte an ihr vorbei und sagte: »Du bist nur ein verwöhntes, egoistisches Biest.« Damit ließ sie Celaena mit der ganzen Arbeit allein.
9
I n dieser Nacht hatte Celaena große Mühe, sich auf ihre Lektion mit dem Meister zu konzentrieren. Ansels Worte hatten ihr den ganzen Tag in den Ohren gedröhnt. Sie hatte ihre Freundin seit dem Wortwechsel nicht mehr gesehen – und sich vor dem Moment gefürchtet, wenn sie ins Zimmer zurückkommen und sie ihr wieder in die Augen sehen würde. Auch wenn sie es sich kaum eingestehen mochte, hatte sich Ansels letzter Satz doch wahr angefühlt. Sie war verwöhnt. Und egoistisch.
Der Meister schnipste mit den Fingern und Celaena, die gerade wieder einmal eine Schlange studierte, sah auf. Obwohl sie die Bewegungen der Schlange nachgeahmt hatte, war ihr gar nicht aufgefallen, dass das Tier langsam auf sie zugekrochen kam.
Celaena sprang ein Stück zurück und drückte sich an die Brüstung, hielt jedoch inne, als sie die Hand des Meisters auf der Schulter spürte. Er gab ihr ein Zeichen, sich von der Schlange abzuwenden und sich neben ihn auf die
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