Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
das zweistöckige Haus, das Doneval für die Dauer seines Aufenthalts in Rifthold gemietet hatte. Es lag in unmittelbarer Nähe der Prachtstraße und war für ein Wohnhaus mitten in der Stadt riesig. Mit seiner Bauweise aus solidem weißem Stein und dem Dach aus grünen Tonschindeln sah es genauso aus wie jede andere Luxusvilla in der Stadt, bis hin zu den detailreich gearbeiteten Fenstersimsen und Türöffnungen. Der Rasen im Vorgarten war akkurat gemäht und ungeachtet des Regens eilten Bedienstete über das Grundstück und trugen Lebensmittel, Blumen und andere Lieferungen nach drinnen.
Das war das Erste, was Celaena auffiel – dass den ganzen Tag Leute kamen und gingen. Und dass überall Wachen waren. An der Haustür wurde jedes Gesicht kontrolliert, was manchen der Bediensteten sichtlich Angst einjagte.
Von der Dachkante kam das leise Geräusch von Schritten und gleich darauf schlüpfte Sam, der die andere Seite des Hauses erkundet hatte, flink in den Schatten des Wasserspeiers.
»Eine Wache an jeder Hausecke«, erklärte Celaena, als Sam sich neben ihr niederließ. »Drei an der Haustür, zwei am Tor. Wie viele hast du auf der Rückseite entdecken können?«
»Eine an jeder Seite des Hauses und weitere drei an den Stallungen. Und sie sehen nicht gerade wie Anfänger aus. Werden wir sie beseitigen oder umgehen wir sie irgendwie?«
»Mir wäre es lieber, sie nicht umzubringen«, gestand sie. »Wir sollten an ihnen vorbeischlüpfen, wenn es so weit ist. Offenbar haben sie einen zweistündigen Turnus. Die abgelösten Wachen gehen dann ins Haus.«
»Ist Doneval immer noch weg?«
Sie nickte und rückte einen Tick näher zu ihm, natürlich nur, um sich mit seiner Wärme vor dem eiskalten Regen zu schützen. Als er sich ebenfalls enger an sie drückte, versuchte sie, so zu tun, als wäre nichts. »Er ist noch nicht zurück.«
Doneval war vor einer knappen Stunde aufgebrochen, dicht gefolgt von einem bulligen Kerl, der wie aus Granit gemeißelt aussah. Der Leibwächter hatte die Kutsche, den Kutscher und den begleitenden Diener inspiziert, die Tür aufgehalten, bis Doneval sich drinnen niedergelassen hatte, und war dann selbst eingestiegen. So strenge Sicherheitsvorkehrungen hatte Celaena selten gesehen. Doneval schien genau zu wissen, wie begehrt und vertraulich seine Liste von Sklavenbefürwortern war.
Celaena und Sam hatten sich bereits einen Überblick über Haus und Grundstück verschafft und dabei auf alle Details geachtet: aus was für Steinen das Gebäude bestand, mit welchem Typ Riegel die Fenster gesichert waren, wie groß der Abstand zu den Dächern der umliegenden Häuser war. Selbst bei dem Regen war durch dasFenster im zweiten Stock ein langer Flur zu erkennen. Aus mehreren Räumen waren Bedienstete mit Bettlaken und Wolldecken gekommen – also Schlafzimmer. Vier. Außerdem gab es eine Abstellkammer im Flur, in der Nähe der Treppe. Nach der Helligkeit dort zu schließen, musste die Haupttreppe ziemlich ausladend sein, genau wie in der Assassinenvilla. Keine Chance, sich zu verstecken, außer sie fanden die Dienstbotentreppe.
Sie hatten jedoch Glück, als Celaena beobachtete, wie jemand in eines der Zimmer im zweiten Stock einen Stapel Nachmittagszeitungen brachte. Wenige Minuten später schleppte ein Dienstmädchen in denselben Raum einen Eimer und Utensilien zum Ausfegen eines offenen Kamins und dann tauchte ein Diener mit etwas auf, das wie eine Flasche Wein aussah. Von dort hatte Celaena niemanden mit Bettwäsche kommen sehen, und so achteten sie besonders darauf, welche Bediensteten hineingingen und herauskamen.
Das musste das abgeschiedene Arbeitszimmer sein, das Arobynn erwähnt hatte. Wahrscheinlich unterhielt Doneval im Erdgeschoss ein offizielles Arbeitszimmer; dass er zwielichtige Geschäfte in einem abgelegeneren Raum des Hauses abwickelte, erschien plausibel. Nun mussten sie allerdings noch herausfinden, um welche Uhrzeit das Treffen stattfinden sollte.
»Da ist er«, zischte Sam. Donevals Kutsche hielt an, der bullige Leibwächter stieg aus und kontrollierte zuerst kurz die Straße, bevor er dem Geschäftsmann das Zeichen zum Aussteigen gab. Celaena hatte das Gefühl, dass Donevals Eile, ins Haus zu gelangen, nicht nur etwas mit dem starken Regen zu tun hatte.
Sie duckten sich wieder in den Schatten. »Was meinst du, wo er war?«, fragte Sam.
Celaena zuckte mit den Achseln. An diesem Abend würde die Erntemondparty seiner Exfrau stattfinden; vielleicht hatte es etwasdamit zu
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