Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
getan?«
Arobynn zuckte wieder mit den Schultern. »Warum sollte ich nicht in den Genuss von Lysandra kommen, nachdem ich so viele Jahre in ihre Karriere investiert habe? Und warum interessiert es dich, was ich mit meinem Geld mache? Soviel ich gehört habe, hast du jetzt Sam. Ihr seid beide unabhängig von mir.«
Natürlich wusste er schon Bescheid. Und natürlich versuchte er, von sich abzulenken – es als ihren Fehler hinzustellen. Warum hatte er sie dann zuerst mit Geschenken überschüttet? Warum hatte er sie über Doneval belogen und damit gequält? Warum hatte er ihr vor neun Jahren das Leben gerettet, um dann so mit ihr umzuspringen?
Er hatte ihr Geld für eine Person ausgegeben, von der er wusste , dass sie sie hasste. Um sie zu demütigen. Vor Monaten hätte das funktioniert; sie wäre über so einen Verrat am Boden zerstört gewesen. Auch jetzt tat es noch weh, aber nachdem Doneval und Philip und andere durch ihre Hand gestorben waren, sich diese Unterlagen in Bardingales Besitz befanden und Sam ihr treu zur Seite stand … hatte Arobynns gehässiger letzter Auftritt sein Ziel knapp verfehlt.
»Du solltest dir viel, sehr viel Zeit lassen, bevor du mir jemals wieder unter die Augen kommst«, erwiderte sie. »Sonst könnte es sein, dass ich dich umbringe, Arobynn.«
Er winkte ihr zu. »Ich freue mich schon auf den Kampf.«
Sie ging. An der Tür wäre sie beinahe mit drei großen Männern zusammengestoßen, die das Arbeitszimmer betreten wollten. Alle drei sahen ihr ins Gesicht und murmelten eine Entschuldigung. Sie ignorierte sie und ignorierte auch Wesleys finsteren Blick, als sie an ihm vorbeiging. Arobynns Geschäfte waren seine Sache. Sie hatte jetzt ihr eigenes Leben.
Die Absätze ihrer Stiefel hallten auf dem Marmorboden der prächtigen Eingangshalle. Irgendwo gähnte jemand und Celaena entdeckte Lysandra, die am Treppengeländer lehnte. Sie trug ein weißes Seidennachthemd, das ihre intimeren Körperpartien nur ansatzweise bedeckte.
»Du hast es wahrscheinlich schon gehört, ich habe einen Rekordpreis erzielt«, säuselte die Kurtisane, während sie ihren schönen Körper genüsslich dehnte. »Dafür wollte ich mich noch bei dir bedanken; du kannst sicher sein, dass Arobynn für dein Gold sehr, sehr viel bekommen hat.«
Celaena erstarrte und wandte sich langsam ab. Lysandra grinste sie an.
Blitzschnell schleuderte Celaena ein Messer.
Die Klinge bohrte sich haarscharf neben Lysandras Kopf in das Holzgeländer.
Lysandra schrie wie am Spieß, doch Celaena ging einfach zum Haupteingang hinaus, durchquerte den Vorgarten der Villa und ging immer weiter, bis die Hauptstadt sie verschluckte.
Celaena saß auf dem Rand ihres Flachdachs und sah über die Stadt. Die Abordnung aus Melisande war bereits abgereist und hatte dieletzte Regenwolke mitgenommen. Manche hatten Schwarz getragen, um ihrer Trauer über Donevals Tod Ausdruck zu verleihen. Leighfer Bardingale war auf Kasidas Rücken die Prachtstraße entlangparadiert. Statt in Trauerfarben war die Dame in Safrangelb gekleidet gewesen – und hatte strahlend gelächelt. Natürlich nur, weil der König von Adarlan sich bereit erklärt hatte, sie finanziell und technisch beim Bau ihrer Straße zu unterstützen. Celaena hätte nicht übel Lust gehabt, sich an ihre Fersen zu heften – um sich die Unterlagen zurückzuholen und Bardingale ihren Betrug heimzuzahlen. Und wenn sie schon dabei war, auch Kasida zurückzuholen.
Doch sie tat es nicht. Sie war hereingelegt worden und hatte verloren – auf der ganzen Linie. Sie wollte nichts mehr mit diesen ganzen Machenschaften zu tun haben. Denn Arobynn hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie immer den Kürzeren ziehen würde.
Um sich von diesem deprimierenden Gedanken abzulenken, hatte Celaena dann den ganzen Tag Diener zwischen der Villa und ihrer Wohnung hin und her geschickt und all die Kleider und Bücher und den Schmuck holen lassen, die nun ihr gehörten und nur ihr. Nun war es später Nachmittag und das Licht nahm einen tiefen Goldton an, der das Meer aus grünen Hausdächern zum Glitzern brachte.
»Ich dachte mir schon, dass du vielleicht hier oben bist«, sagte Sam, kam über das Flachdach auf sie zu und blickte über die Stadt. »Keine schlechte Aussicht. Ich kann verstehen, warum du umziehen wolltest.«
Sie sah über die Schulter zu ihm hoch und lächelte ihn an. Er stellte sich hinter sie und streckte zögernd die Hand aus, um ihr über die Haare zu streichen. Sie genoss die
Weitere Kostenlose Bücher