Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
wird, tue ich, was er will.«
»Er … er hat dich auch verprügelt?«
Sam stieß ein leises Lachen aus, antwortete aber erst, als ein Diener mit einem Tablett voller Weinflaschen vorbeigeeilt war. Wahrscheinlich hätten sie sich besser in einen Raum zurückziehen sollen, wo niemand mithören konnte, aber die Vorstellung, ganz allein mit Sam zu sein, jagte Celaenas Puls nach oben.
»Ich war einen Tag lang bewusstlos und habe die nächsten drei vor mich hingedämmert«, antwortete er.
Celaena fluchte heftig.
»Dich hat er in die Red Desert geschickt«, sprach Sam leise und langsam weiter. »Aber meine Strafe bestand darin, in jener Nacht mit anzusehen, wie er dich geschlagen hat.«
»Warum?« Noch eine Frage, die sie eigentlich gar nicht stellen wollte.
Sam kam auf sie zu und stand jetzt so nah, dass sie die feine Goldstickerei auf seiner Tunika sehen konnte. »Nach der Geschichte in Skull’s Bay solltest du die Antwort kennen.«
Wenn sie es sich recht überlegte, wollte sie die Antwort überhaupt nicht wissen. »Wirst du für Lysandra bieten?«
Sam lachte laut. »Bieten? Celaena, dazu habe ich nicht das Geld. Und mit dem, was ich habe, zahle ich meine Schulden bei Arobynn ab. Selbst wenn ich wollte …«
»Willst du denn?«
Er grinste sie schief an. »Warum möchtest du das wissen?«
»Weil ich neugierig bin, ob dein Hirn unter Arobynns Prügel gelitten hat, deshalb.«
»Befürchtest du, dass ich diesen Sommer eine Liebesaffäre mit ihr hatte?« Das unerträgliche Grinsen war noch immer da.
Sie hätte ihm am liebsten mit den Nägeln das Gesicht zerkratzt. Stattdessen griff sie zu einer anderen Waffe. »Das kann ich nur hoffen. Ich habe mich diesen Sommer jedenfalls prächtig amüsiert.«
Sein Grinsen war wie weggewischt. »Was meinst du damit?«
Sie schnipste ein unsichtbares Staubkorn von ihrem roten Kleid. »Sagen wir mal so: Der Sohn des Stummen Meisters war deutlich interessierter als die anderen Schweigenden Assassinen.« Das war nicht mal gelogen. Ilias hatte versucht sie zu küssen und sie hatte sich in seiner Aufmerksamkeit gesonnt, auch wenn sie nichts mit ihm hatte anfangen wollen.
Sam wurde blass. Ihre Worte hatten ins Schwarze getroffen, aber das war nicht annähernd so befriedigend, wie sie gedacht hatte. Im Gegenteil, dass es ihm etwas ausmachte, gab ihr das Gefühl … das Gefühl … Oh, warum hatte sie Ilias überhaupt erwähnt?
Im Grunde wusste sie genau, warum. Als Sam sich wegdrehen wollte, packte sie ihn am Arm. »Hilf mir mit Doneval«, brach es aus ihr heraus. Nicht dass sie Hilfe nötig hatte, aber es war das Beste, was sie ihm als Wiedergutmachung anbieten konnte. »Ich … ich gebe dir die Hälfte des Lohns.«
Sam schnaubte. »Behalt dein Geld. Ich brauche es nicht. Ein weiteres Sklavenhandelsabkommen zu durchkreuzen ist mir Lohn genug.« Er musterte sie einen Moment kritisch. »Bist du sicher, dass du meine Hilfe willst?«
»Ja«, antwortete sie. Es hörte sich ein bisschen gepresst an. Sam suchte in ihren Augen nach irgendeinem Zeichen von Spott. Sie hasste sich dafür, dass sie ihn dazu brachte, ihr so zu misstrauen.
Doch schließlich nickte er. »Dann fangen wir morgen an. Wirnehmen sein Haus unter die Lupe. Oder hast du das schon getan?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich komme nach dem Frühstück in deinem Zimmer vorbei.«
Sie nickte. Sie wollte ihm noch so viel sagen, wollte nicht, dass er ging, doch ihr Hals war wie zugeschnürt, wie verstopft von all den unausgesprochenen Worten. Sie wandte sich ab.
»Celaena.« Als sie zu ihm zurücksah, bauschte sich ihr rotes Kleid um ihre Beine. Er lächelte sie mit leuchtenden Augen an. »Ich habe dich diesen Sommer vermisst.«
Sie sah ihm entschlossen in die Augen und erwiderte sein Lächeln mit den Worten: »Ich gebe es ungern zu, Sam Cortland, aber ich habe dein dämliches Grinsen auch vermisst.«
Er lachte nur in sich hinein, bevor er, die Hände in die Taschen gestopft, zur Party zurückging.
4
I n den Schatten eines Wasserspeiers gekauert, bewegte Celaena am nächsten Nachmittag leise stöhnend ihre tauben Beine. Normalerweise hätte sie eine Maske getragen, aber bei dem Regen hätte das ihr Blickfeld noch weiter eingeschränkt. Ohne Maske fühlte sie sich allerdings ein wenig schutzlos.
Obendrein machte der Regen den Untergrund schlüpfrig und sie war besonders vorsichtig, als sie ihre Position veränderte. Sechs Stunden. Sechs Stunden hockte sie nun schon auf diesem Hausdach und starrte über die Straße auf
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