Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
Schriftsteller, die gerade in Arobynns Gunst standen. Glücklicherweise war sie auf einen der Salons begrenzt, dennoch war im gesamten zweiten Stock Gelächter und Musik zu hören. Auf der Kutschfahrt nach Hause hatte Arobynn Celaena dazu eingeladen, aber das Letzte, was sie sehen wollte, war, wie Lysandra vonArobynn, Sam und allen anderen hofiert wurde. Deshalb sagte sie, sie sei müde und brauche Schlaf.
Dabei war sie überhaupt nicht müde, höchstens aufgewühlt von der Aufführung, aber es war erst halb elf und der Gedanke, ihr Kleid auszuziehen und ins Bett zu steigen, deprimierte sie eher. Sie war Adarlans Assassinin; sie hatte Sklaven befreit und Asterionpferde gestohlen und sich den Respekt des Stummen Meisters verdient. Sie hatte mit Sicherheit Besseres zu tun, als früh ins Bett zu gehen.
Also schlüpfte sie in eins der Musikzimmer, wo es bis auf gelegentliches Gelächter ziemlich ruhig war. Die anderen Assassinen waren entweder auf der Party oder mit einem Auftrag unterwegs. Als sie den Deckel des Klaviers aufklappte, war sonst nur noch das Rascheln ihres Kleides zu hören. Sie hatte als Zehnjährige spielen gelernt – Arobynn achtete darauf, dass sie sich neben dem Töten von Menschen auch noch andere Kunstfertigkeiten aneigneten – und war sofort Feuer und Flamme gewesen. Mittlerweile nahm sie zwar keinen Unterricht mehr, spielte aber, sobald sie ein paar Minuten erübrigen konnte.
Sie hatte noch die Musik aus dem Theater im Ohr. Wieder und wieder dieselbe Abfolge von Harmonien, die ihr im selben Takt wie ihr Herz durch den Kopf schwirrten. Was würde sie darum geben, die Musik noch einmal zu hören!
Sie schlug ein paar Töne an, stutzte, nahm andere Tasten und versuchte es noch einmal, verglich dabei mit der Musik in ihrer Erinnerung. Irgendwann begann die vertraute Melodie richtig zu klingen.
Aber es war nur eine kurze Phrase und es war das Klavier, kein Orchester; sie schlug die Tasten stärker an, arbeitete den Rhythmus heraus. Es war fast da, aber eben nur fast. Sie konnte die Töne nicht exakt so wiedergeben, wie sie in ihrem Kopf erklangen, und sie lösten nicht dasselbe Gefühl in ihr aus wie vor kaum einer Stunde.
Ein paar Minuten lang versuchte sie es weiter, doch irgendwann schlug sie den Klavierdeckel zu und stapfte aus dem Raum. Im Flur entdeckte sie Sam, der an der Wand lehnte. Hatte er etwa die ganze Zeit zugehört, wie sie herumgeklimpert hatte?
»Ähnlich, aber nicht ganz dasselbe, stimmt’s?«, fragte er. Sie schoss einen vernichtenden Blick in seine Richtung und steuerte auf ihr Zimmer zu, obwohl ihr nicht danach zumute war, den Rest des Abends allein da drin zu verbringen. »Es muss dich wahnsinnig machen, es nicht genau so spielen zu können, wie es in deiner Erinnerung klingt.« Er ging neben ihr her. Seine mitternachtsblaue Tunika brachte die Goldtöne seiner Haut zum Leuchten.
»Ich habe nur herumgealbert«, gab sie zurück. »Ich kann schließlich nicht in allem die Beste sein. Das wäre euch anderen gegenüber nicht fair, oder?« Am anderen Ende des Flurs hatte jemand auf den Instrumenten im Salon ein fröhliches Lied angestimmt.
Sam knabberte an seiner Lippe. »Warum bist du Doneval nach dem Theater nicht gefolgt? Du hast doch nur noch vier Tage, oder?« Sie war nicht überrascht, dass er Bescheid wusste; ihre Aufträge waren meist nicht so geheim.
Sie zögerte, immer noch davon besessen, die Musik noch einmal zu hören. »Manche Dinge sind wichtiger als der Tod.«
Sams Augen flackerten. »Ich weiß.«
Sie kämpfte, um seinem Blick standzuhalten. Ihr war klar, dass er an etwas Bestimmtes dachte – aber woran nur? »Warum hilfst du Lysandra?« Eigentlich wusste sie gar nicht, warum sie das fragte.
Sam runzelte die Stirn. »Sie ist gar nicht so übel, weißt du. Wenn niemand sonst dabei ist, ist sie … besser. Reiß mir nicht den Kopf ab für das, was ich jetzt sage. Du verhöhnst sie zwar, aber sie hat sich diesen Weg nicht ausgesucht – genauso wenig wie wir.« Er schüttelte den Kopf. »Sie will nur deine Aufmerksamkeit – dass du Notiz von ihr nimmst.«
Celaena biss die Zähne zusammen. Natürlich hatte er eine Menge Zeit allein mit Lysandra verbracht. Und natürlich fand er sie sympathisch. »Es interessiert mich nicht besonders, was sie will. Du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum hilfst du ihr?«
Sam zuckte mit den Schultern. »Weil Arobynn es mir befohlen hat. Und da ich keine Sehnsucht danach habe, dass mein Gesicht wieder zu Brei geschlagen
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