Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
aus dem Geheimfach in ihrem Stiefel gleiten, bevor sie in den Flur im zweiten Stock spähte.
Die Türen waren alle geschlossen. Keine Wachen, kein Hauspersonal, keine anderen Hausbewohner. Vorsichtig setzte Celaena einen Fuß auf die Holzdielen. Verdammt, wo waren die Wachen?
Flink und geräuschlos wie eine Katze schlich sie zu Donevals Arbeitszimmer. Unter der Tür schimmerte kein Licht durch, es war kein Schatten zu sehen und kein Geräusch zu hören.
Die Tür war abgeschlossen. Kein großes Problem. Celaena verstaute ihr Messer und zückte zwei schmale Metallstücke, die sie ins Schlüsselloch steckte und so lange bewegte, bis es klick machte.
Dann war sie drinnen, schloss die Tür hinter sich und starrte in den tintenschwarzen Raum. Sie zündete ein Streichholz an. Niemand. Stirnrunzelnd angelte sie die Taschenuhr aus ihrem Anzug.
Sie hatte noch genug Zeit, sich umzusehen.
Celaena löschte das Streichholz, eilte zum Fenster, an das noch immer schwach der Regen trommelte, und schloss sorgsam die Vorhänge. Dann ging sie zu dem massiven Eichenschreibtisch in der Mitte des Raums, zündete die Öllampe an und drehte die Flamme herunter, bis sie nur noch schwaches bläuliches Licht verbreitete. Als Erstes verschaffte sie sich einen Überblick über die Papiere auf dem Schreibtisch: Zeitungen, Briefe, Quittungen, Rechnungen …
Sie zog alle Schreibtischschubladen auf. Noch mehr Rechnungen. Wo waren bloß diese Unterlagen?
Sie hielt sich den Mund zu, um nicht laut zu fluchen, und blickte sich im Raum um. Ein Armsessel, ein Schrank, ein Kästchen … Sie durchsuchte das Kästchen und den Schrank, fand aber nichts bis auf weißes Papier und Tinte. Gleichzeitig achtete sie auf jedes Geräusch, um nicht von Wachen überrascht zu werden.
Als Nächstes nahm sie sich die Bücher auf dem Bücherbord vor,klopfte an die Buchrücken und versuchte zu hören, ob welche ausgehöhlt waren, versuchte zu hören, ob …
Unter ihrem Fuß knarrte eine Holzdiele. Augenblicklich war sie auf den Knien und untersuchte das dunkle, abgeschliffene Holz. Sie klopfte den ganzen Bereich ab, bis es irgendwo hohl klang.
Vorsichtig, mit hämmerndem Herzen, schob sie ihr Messer unter die Diele und benutzte es als Hebel. Papiere starrten ihr entgegen.
Sie zog sie heraus, legte die Diele an ihren Platz zurück und war in der nächsten Sekunde wieder am Schreibtisch, wo sie die Papiere vor sich ausbreitete. Sie würde nur einen Blick darauf werfen, um sicher zu sein, dass sie die richtigen Unterlagen hatte …
Mit zitternden Händen blätterte sie eine Seite nach der anderen um. Landkarten mit rot markierten Stellen, Tabellen mit Zahlen und Namen, unendlich viele Listen mit Namen und Orten: kleine und große Städte, Wälder, Berge, alles in Melisande.
Aus diesen Papieren ging nicht nur hervor, welche Melisander gegen die Sklaverei waren, sondern auch, an welchen Orten sichere Unterkünfte für befreite Sklaven geplant waren. Die Informationen waren detailliert genug, damit all diese Leute hingerichtet oder selbst versklavt wurden.
Und Doneval, das miese Schwein, würde genau diese Leute dazu zwingen, den Sklavenhandel zu unterstützen – wenn sie nicht an den König ausgeliefert werden wollten.
Celaena schob die Papiere zusammen. Sie würde nie zulassen, dass Doneval ungestraft davonkam. Niemals.
Als sie die Papiere gerade wieder zurücklegen wollte, hörte sie die Stimmen.
11
I m Handumdrehen hatte sie die Lampe gelöscht und die Vorhänge aufgezogen und fluchte lautlos, während sie die Papiere unter ihren Anzug stopfte und sich im Schrank versteckte. Es würde nicht lange dauern, bis Doneval und sein Partner herausfanden, dass die Unterlagen weg waren. Aber das machte nichts – sie musste nur erreichen, dass beide hier drin waren, weg von den Wachen, und zwar lange genug, um mit ihnen fertig zu werden. Jeden Moment würde das Feuer im Keller ausbrechen und hoffentlich viele der anderen Wachen ablenken, hoffentlich noch bevor Doneval das Fehlen der Papiere bemerkte. Celaena ließ den Schrank einen Spalt offen und spähte hinaus.
Die Arbeitszimmertür wurde aufgeschlossen und öffnete sich.
»Brandy?«, fragte Doneval den Mann in Umhang und Kapuze, der hinter ihm den Raum betrat.
»Nein danke«, sagte der Mann und streifte die Kapuze ab. Er war durchschnittlich groß und unauffällig bis auf sein sonnengebräuntes Gesicht und die hohen Wangenknochen. Wer war er?
»Willst du es schnell hinter dich bringen?« Doneval lachte in sich
Weitere Kostenlose Bücher