Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
hält mich denn hier? Arobynn hat selbst mal gesagt, es könnte nützlich sein, wenn wir uns auch dauerhaft im Süden etablieren.«
»Arobynn …«, sagte sie aufgebracht und hatte Mühe, leise zu sprechen. »Du hast mit Arobynn darüber geredet?«
Sam zuckte nur mit einer Achsel. »Beiläufig. Es ist noch nicht offiziell.«
»Aber … aber Banjali ist fast zweitausend Kilometer weg.«
»Ja, aber Rifthold gehört dir und Arobynn. Hier bin ich immer nur … die Nummer zwei.«
»Ich wäre lieber die Nummer zwei in Rifthold als der Anführer der Assassinen in Banjali.« Sie hasste es, dass sie so leise sprechen musste. Gleich würde sie jemanden an die Wand knallen. Den Kanal mit bloßen Händen auseinandernehmen.
»Ich gehe Ende des Monats«, sagte er, immer noch ruhig.
»Das ist in zwei Wochen!«
»Gibt es irgendeinen Grund, warum ich hierbleiben sollte?«
»Ja!«, rief sie, so laut sie konnte, aber immer noch im Flüsterton. »Ja, den gibt es.« Sam erwiderte nichts. »Du kannst nicht weggehen.«
»Nenn mir einen Grund.«
»Weil ich dich vermissen werde, verdammt!«, zischte sie und breitete die Arme aus. »Weil das Ganze überhaupt keinen Sinn macht, wenn du jetzt für immer verschwindest!«
»Welches Ganze, Celaena?« Wie konnte er so ruhig bleiben, wenn sie so außer sich war?
»Das mit Skull’s Bay und dass du diese Noten für mich besorgt hast und dass du Arobynn gesagt hast, du würdest ihm verzeihen, wenn er mir nie wieder ein Haar krümmt.«
»Du hast gesagt, es interessiert dich nicht, was ich denke. Oder was ich tue. Oder ob ich sterbe. Oder sehe ich das falsch?«
»Ich habe gelogen! Und du wusstest , dass ich gelogen habe, du blöder Mistkerl!«
Sam lachte leise. »Willst du wissen, wie es mir diesen Sommer ergangen ist?« Sie konnte nichts sagen. Er fuhr sich mit der Hand durchs braune Haar. »Ich musste mich jeden einzelnen Tag beherrschen, Arobynn nicht die Kehle aufzuschlitzen. Und das hat er genau gewusst .«
Ich bring dich um!, hatte Sam Arobynn zugeschrien.
»Als ich nach seinen Prügeln wieder aufwachte, war mir klar, dass ich weggehen muss . Dass ich ihn sonst umbringen würde. Aber ich konnte nicht. Noch nicht.« Er musterte ihr Gesicht. »Zuerst musstest du zurückkommen. Ich musste wissen, dass es dir gut geht – ich musste mit eigenen Augen sehen, dass du in Sicherheit bist.«
Atmen war plötzlich etwas sehr, sehr Schwieriges.
»Er wusste das auch«, sprach Sam weiter. »Und wollte es ausnutzen. Er vermittelte mir keine Aufträge. Stattdessen sollte ich Lysandra und Clarisse helfen. Ich musste sie durch die Stadt begleiten, auf Picknicks und zu Partys. Es wurde zu einem Spiel zwischen Arobynn und mir – wie viel von diesem Schwachsinn würde ich ertragen können, bevor ich ausrastete? Aber wir wussten beide, dass er immer am längeren Hebel sitzen würde. Dass er immer dich haben würde. Trotzdem habe ich diesen Sommer jeden Tag gehofft, dass du heil zurückkommst. Mehr noch – ich hoffte, du würdest zurückkommen und dich dafür rächen, was er dir angetan hatte.«
Aber das hatte sie nicht getan. Sie war zurückgekommen und hatte sich von Arobynn mit Geschenken überhäufen lassen.
»Und jetzt wo es dir gut geht, Celaena, jetzt, wo du deine Schulden bezahlt hast, kann ich nicht mehr in Rifthold bleiben. Nicht nach allem, was er uns angetan hat.«
Sie wusste, dass es egoistisch und grausam war, aber trotzdem flüsterte sie: »Bitte geh nicht.«
Er atmete schwer. »Dir geht es auch ohne mich gut. Das war schon immer so.«
Früher vielleicht, aber jetzt nicht mehr. »Wie kann ich dich dazu überreden, dass du hierbleibst?«
»Gar nicht.«
Sie ließ die Fackel abrupt sinken. »Soll ich dich anflehen – ist es das?«
»Nein, das will ich nicht.«
»Dann sag mir …«
»Was soll ich denn noch sagen?«, brach es aus ihm heraus, ein schroffes, raues Flüstern. »Ich hab dir schon alles gesagt – wenn ich hierbleibe, wenn ich mit Arobynn unter einem Dach leben muss, springe ich ihm an seine verdammte Gurgel.«
»Aber warum? Warum kannst du es nicht vergessen?«
Sam packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Weil ich dich liebe!«
Celaena fiel aus allen Wolken.
»Ich liebe dich«, sagte er noch einmal und schüttelte sie wieder. »Schon seit Jahren . Und Arobynn hat dich verprügelt , und zwar vor meinen Augen, weil er die ganze Zeit wusste, was ich für dich empfinde. Aber wenn ich dich vor die Wahl gestellt hätte, hättest du dich für Arobynn
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