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Celinas Tochter

Celinas Tochter

Titel: Celinas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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mit der Predigt fertig war, bin ich zum Altar gegangen, mit ein paar Dutzend anderen. Er hat seine Hände auf meinen Kopf gelegt und für meine Erlösung von den Sünden gebetet.« Sie verkündete mit strahlenden Augen: »In derselben Nacht habe ich Jesus und Fergus Plummet mein Herz geschenkt.«
    Â»Wie bald danach haben Sie geheiratet?«
    Â»Zwei Tage später.«
    Alex wußte nicht, wie sie ihre nächste Frage taktvoll umschreiben sollte. Aus Rücksicht auf den christlichen Glauben der Frau sprach sie sie mit ihrem ehelichen Namen an. »Mrs. Plummet, Sie und Ihre Schwestern...«, sie hielt inne, schluckte, »ich habe gehört...«
    Â»Ich weiß, was Sie gehört haben, wir waren Dirnen.«
    Alex war schockiert, wie brutal sich diese Frau selbst abwertete, und versuchte es etwas zu mildern. »Ich weiß, daß Sie mit vielen Männern ausgegangen sind.«
    Wanda wrang wieder ihren Lappen zwischen den Händen. »Ich habe Fergus meine Fehltritte gestanden. Er hat mir vergeben, genau wie Gott. Er hat mich in Liebe umarmt, trotz meiner Verworfenheit.«
    Alex hatte ihre eigene Meinung, was die Großherzigkeit des Priesters anbelangte. Er hatte wahrscheinlich eine Frau gesucht, die es als Privileg betrachtete, daß er ihr so selbstlos vergab, eine, die seine Gnade mit der Gottes gleichsetzen würde.
    Gott sah über Sünden hinweg, Fergus Plummet sicher nicht, davon war Alex überzeugt. Wahrscheinlich führte er peinlich genau Buch über Fehltritte und benutzte Wanda Gails Vergangenheit, um sie unter seiner Fuchtel zu halten. Er machte ihr sicher das Leben schwer, indem er sie ständig daran erinnerte, wie glücklich sie über sein Erbarmen zu sein hatte.

    Eins war jedoch klar, was immer Wanda Gail in diesem Zelt passiert war, es war für sie welterschütternd und unumkehrbar gewesen. Ihre Entscheidung an diesem Abend, ihr Leben von Grund auf zu ändern, hatte fünfundzwanzig Jahre lang gehalten. Dafür verdiente sie Alex’ Bewunderung.
    Â»Zwei von den Jungen, mit denen Sie in der High School befreundet waren, waren Reede Lambert und Junior Minton.«
    Â»Ja«, sagte Wanda mit einem nachdenklichen Lächeln, »sie waren die beiden attraktivsten, beliebtesten Jungen der Stadt. Alle Mädchen wollten mit ihnen ausgehen.«
    Â»Einschließlich Stacey Wallace?«
    Â»Die hatte immer nur Augen für Junior Minton. Irgendwie war das richtig jämmerlich, weil Stacey so verrückt nach ihm war und er nur versessen auf Celina.«
    Â»Und Celina gehörte Reede.«
    Â»Aber ja. Reede war und ist eigentlich immer noch ein guter Mann. Er hat mich und meine Schwestern nicht wie den letzten Dreck behandelt, obwohl wir das waren. Er war immer nett, wenn er... na ja, wenn wir uns mit ihm getroffen haben. Er hat hinterher immer danke gesagt.«
    Alex lächelte etwas gequält.
    Â»Hat ihn wahrscheinlich zum Wahnsinn getrieben, wie Celina geheiratet hat. Dann, als sie gestorben ist...« Sie seufzte voller Mitleid. »Er tut jetzt immer recht brutal, aber tief in seinem Inneren ist er immer noch ein liebenswürdiger Mann.« Sie wandte sich ab. »Ich weiß, daß er Fergus nicht mag, aber mich hat er gestern nett behandelt.«
    Diese Frau und Reede hatten miteinander geschlafen. Alex sah sie sich genauer an. Es war unmöglich, sich Wanda Gail in Ekstase mit irgendeinem Mann vorzustellen, ganz zu schweigen von Reede.
    Ihr Gesicht wies immer noch Reste des hübschen Mädchens von einst auf, so daß Alex sie im Jahrbuch auf dem Foto erkannt hatte, aber ihre Haut war jetzt schlaff, der Hals faltig. Die toupierte Frisur auf dem Klassenfoto war durch
einen strengen, wenig schmeichelhaften Knoten ersetzt worden. Die Augen, die sie für das Foto aufregend geschminkt hatte, waren jetzt völlig nackt. Ihre Taille hatte sich den Ausmaßen ihres Busens und ihrer Hüften angepaßt, als Teenager hatte sie sicher eine sensationell üppige Figur besessen.
    Wanda Gail sah mindestens zehn Jahre älter aus als ihre Klassenkameraden Reede und Junior – selbst Stacey wirkte jünger. Alex fragte sich, ob ihr früheres ausschweifendes Leben oder ihre Ehe mit Plummet den Alterungsprozeß beschleunigt hatte. Es war sicher kein Honiglecken, das Leben mit ihm zu teilen. Trotz all seiner Frömmigkeit brachte er seiner Umgebung nur wenig Freude oder Liebe. Für Alex war das das Wichtigste am Glauben.

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