Celinas Tochter
Dame finden würde, aber dann steuerte er den Pick-up doch weiter nach Hause.
Er litt an einer unbekannten Krankheit und konnte sie nicht abschütteln, wieviel Mühe er sich auch gab. Sein ganzes Inneres juckte und kribbelte, und sein Bauch rumorte ständig.
Sein Haus, das er aufgrund seiner Ruhe und Abgeschiedenheit immer gemocht hatte, schien plötzlich nur einsam, als er das quietschende Fliegengitter öffnete. Wann würde er endlich mal diese Scharniere ölen? Das Licht, das er einschaltete, trug nur wenig zur Gemütlichkeit des Wohnzimmers bei. Es erleuchtete höchstens die Tatsache, daà keiner hier war, um ihn willkommen zu heiÃen.
Nicht einmal ein Hund kam angetrabt, um ihm die Hand zu lecken und mit dem Schwanz zu wedeln, weil er sich freute, ihn zu sehen. Er besaà keinen Goldfisch, keinen Papagei, keine Katze, nichts, was ihm wegsterben und ein weiteres Vakuum in seinem Leben hinterlassen konnte.
Pferde waren etwas anderes. Geschäftliche Investitionen. Aber eins davon stellte doch etwas Besonderes dar, wie Double Time. Das hatte weh getan. Er wollte nicht daran denken.
Flüchtlingslager in von Hungersnöten geplagten Ländern hatten mehr Vorräte zu bieten als seine Küche. Er aà nur selten zu Hause. Wenn ja, so wie jetzt, muÃten ein Bier und ein paar Cracker mit ErdnuÃbutter genügen.
Auf dem Gang regelte er den Heizungsthermostaten, damit er nicht bis zum Morgen steif gefroren wäre. Sein Bett lag noch zerwühlt da; er konnte sich nicht mehr erinnern, was ihn so plötzlich rausgeholt hatte, als er das letzte Mal drin schlief.
Er streifte seine Kleidung ab und lieà sie in den Wäschekorb im Bad fallen, den Lupes Nichte ausleeren würde, wenn sie das nächste Mal vorbeikam. Er besaà wahrscheinlich
mehr Unterwäsche und Socken als jeder andere Mann, den er kannte. Das war kein übertriebener Luxus, nur eine VorsichtsmaÃnahme, damit er nicht so oft waschen muÃte. Seine Garderobe bestand hauptsächlich aus Jeans und Hemden. Er brachte jede Woche ein paar davon in die Reinigung, damit er ordentlich angezogen war.
Während er sich im Bad die Zähne putzte, studierte er sein Gesicht im Spiegel. Er muÃte zum Haareschneiden. Wie meistens. Da fand er ein paar graue Haare mehr in seinen Koteletten, seit er das letzte Mal nachgesehen hatte. Wann waren denn die gewachsen?
Mit einem Mal wurde ihm klar, wie viele Falten sein Gesicht inzwischen aufwies. Er lieà die Zahnbürste im Mundwinkel stecken, beugte sich übers Waschbecken und betrachtete sein Spiegelbild aus der Nähe. Sein Gesicht war voller Schrunden und Furchen.
In direkten Worten: Er sah alt aus.
Zu alt? Wofür? Um genauer zu sein, für wen zu alt?
Der Name, der ihm sofort in den Sinn kam, beunruhigte ihn sehr.
Er spuckte aus und spülte seinen Mund, vermied es aber, sich noch einmal anzusehen, bevor er das grausam entlarvende Licht löschte. Er brauchte keinen Wecker zu stellen. Bei Sonnenaufgang wachte er von allein auf. Er verschlief nie.
Die Laken waren eiskalt. Er zog die Decke bis zum Kinn und wartete darauf, daà die Wärme seinen nackten Körper fand. In Augenblicken wie diesen, wenn die Nacht am dunkelsten und kältesten und einsamsten war, wünschte er sich immer, Celina hätte ihn nicht für alle anderen Beziehungen verdorben. Zu jeder anderen Zeit war er froh, daà er nicht ein Sklave seiner Emotionen war.
Zu Zeiten wie diesen wünschte er sich jedoch insgeheim, er wäre verheiratet. Selbst neben dem warmen Körper einer Frau zu schlafen, die man nicht besonders liebte oder die ein paar Monate nach der Hochzeit Fett angesetzt hatte, oder einen im Stich gelassen hatte, oder ständig nörgelte über zuwenig
Geld und daà er ständig Ãberstunden machen muÃte, wäre besser, als allein zu schlafen.
Oder vielleicht auch nicht. Er würde es nie wissen, dank Celina. Er hatte sie nicht mehr geliebt, als sie starb, nicht so, wie fast sein ganzes Leben lang vorher bis zu jenen Ereignissen.
Er hatte angefangen sich zu fragen, ob ihre Liebe über ihre Jugend hinaus bestehen würde, ob sie echt und solide wäre oder bloà ein willkommener Ersatz für all die anderen Mängel ihres Lebens. Er würde sie sicher immer als Freund lieben, aber hatte bezweifelt, daà ihre gegenseitige Abhängigkeit eine gute Grundlage für ein Leben zusammen wäre.
Vielleicht hatte Celina seine
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