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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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ist vorbereitet und die Priester haben alles Notwendige für die Waffenweihe vorbereitet.“
    „Also müssen wir das Rennen unter Risiko stattfinden lassen oder es absagen“, fasste Varus pragmatisch den Stand zusammen. „Beides kann als schlechtes Omen gesehen werden!“
    „Kein Rennen ist nicht so schlimm wie ein Rennen, das als böses Omen gilt!“
    Tiberius hatte sich jedoch bereits zu einer Entscheidung durchgerungen: „Dann müssen die Eingeweide der Opfertiere eben besonders gut sein!“ Alle lachten, und Tiberius fuhr an Varus gewandt fort: „Ein paar Tage nach den Equirria soll die Augusta nach Vindonissa aufbrechen!“
    „Vor oder nach dem Quinquatrusfest? Die Legionäre würden nur ungern die Gladiatorenkämpfe verpassen“, wandte Varus ein.
    Tiberius schüttelte den Kopf. „Nach dem Quinquatrus, denn selbstverständlich sollen die Handwerker gebührend geehrt werden. Aber Gladiatorenkämpfe wird es dieses Jahr nicht geben, schließlich sind wir nicht in Lugdunum.“
    Er sah die langen Gesichter, besonders bei den Tribunen. Junge Schnösel, dachte er verächtlich. Zur Zeit der Republik wären eure Familien weder bedeutend noch reich genug gewesen, um eine
munera
zu veranstalten.
    Tiberius winkte Canidius heran und bedeutete den anderen, einige Schritte zurückzutreten.
    „Wie macht sich unser Sorgenkind?“, fragte er Candidus.
    „Gut!“, erwiderte der zögernd, als müsste er erst überlegen, ob er die Wahrheit sagen sollte. „Überraschend gut! Die Nachschubfrage hat er ganz brauchbar gelöst. Es gab einige Scherereien, aber er hat seine Autorität durchgesetzt. Und bei der Ausbildung der Allobroger und hier im Winterlager hat er sich gut geschlagen!“
    Tiberius sah nachdenklich aus. „Habt ein Auge auf ihn, ihr wisst, ein Feldzug ist eine gute Gelegenheit für einen Unfall!“
    „Solange ich Primipilus bin, wird es keinen Unfall geben!“, erklärte Canidius gewichtig.
    Lucius freute sich auf die Feierlichkeiten, da es eine Waffenweihe in Arausio wegen der fehlenden Garnison nicht gab. Als dann die Zeremonie begann, machte sich bei ihm Ernüchterung breit. Die Waffenweihe war sehr feierlich und äußerst langatmig. Lucius verstand von dem Sing-sang der Priester kein Wort, da das Latein so uralt war, dass er sich fragte, ob die Priester die Beschwörungsformeln überhaupt selbst verstanden. Es würde ihn nicht wundern, wenn nicht, da sich wahrscheinlich der Wortlaut seit Romulus nicht mehr geändert hatte. Das kurz darauf folgende Quinquatrusfest hatte er natürlich schon viele Male gefeiert. Ein Fest zu Ehren der Handwerker und Lehrer. Nur schade, dass die Gladiatorenkämpfe ausfielen!
    Die Schneeschmelze und das Tauwetter hatten das Gelände außerhalb des Lagers in einen Morast verwandelt. Die Stimmung in beiden Legionen war nach den Feierlichkeiten ausgezeichnet und alle erwarteten begierig den Beginn des Feldzuges gegen die Raeter und Vindelicer. Die Legionäre versprachen sich davon Ruhm und Reichtum, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
    Einen Monat nach dem Quinquatrusfest erhielt die Augusta ihren Marschbefehl. Innerhalb von zwei Tagen machte sie sich marschbereit. Die Kohorten bekamen Rationen für eine Woche zugeteilt, die sie auf ihren Maultieren transportieren sollten. Jedes Contubernium hatte ein Maultier für das schwere Gepäck, das Zelt, Schanzwerkzeug, die Mühle, die
pila muralia
und die Zusatzverpflegung. Der Hauptanteil der Vorräte wurde auf Wagen transportiert. Die Geschütze, die Ballisten und Katapulte wurden gleichfalls auf Wagen verladen.
    Lucius fühlte sich in diesen zwei Tagen wie im Traum. Er überwachte die Vorbereitungen seiner Einheit, aber alles kam ihm unwirklich vor. Er hatte mit dem Waffenmeister gesprochen, der sicherheitshalber die Kettenhemden der Legionäre kontrollieren und, wo es nötig war, den Männern bei der Ausbesserung zur Hand gehen sollte. Er selbst sah die Proviantlisten durch, konnte sich aber nicht darauf konzentrieren. Am liebsten wäre er in seinem Quartier auf- und abgelaufen, aber dafür war es zu klein. Jetzt wurde es also ernst. Er dachte an die bevorstehenden Aufgaben, die Verantwortung für das Leben seiner Männer, die Kämpfe, die Möglichkeit, Ruhm und Ehre zu erringen oder zu sterben. Er bekam plötzlich einen trockenen Mund und seine Hände waren schweißnass. Seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als plötzlich der Vorhang zurückgeworfen wurde und Valens erschien. Lucius seufzte innerlich. Der schon

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