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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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eine Gruppe Kelten aufstöberten, die im Unterholz versteckt lagerte. Seine helvetischen Späher identifizierten sie auf Grund der Stammeszeichnungen und von Farbe und Muster ihrer Mäntel als Caluconen. Es gab nur ein kurzes Scharmützel, dann zogen es die Gallier vor, im Wald zu verschwinden. Lucius dachte an Hilarius’ Warnung und ließ die Signalhörner blasen, um die Männer zurückzurufen, als sie sich anschickten, die Verfolgung aufzunehmen.
    Sein Mund war ganz ausgetrocknet. Seine Einheit hatte zum ersten Mal gekämpft. Der Feldzug war Ernst, keine Übung. Es ging um Leben und Tod.
    Im Laufe der nächsten Tage stöberten seine Männer immer wieder Gruppen caluconischer Krieger auf. Diese Gruppen waren nie größer als drei oder vier Contubernia, also keine ernst zu nehmende Gefahr für die Centurie und erst recht keine für die Kohorte. Es gab einige kleinere Scharmützel, bei denen es auf beiden Seiten aber nur wenige Tote und Verletzte gab. Die Barbaren zogen es vor, sich nicht auf lange Kampfhandlungen einzulassen. Wenn sie aufgestöbert wurden, gab es ein paar Pfeilwechsel und Speerwürfe, meistens zur Deckung des Rückzugs, und schon waren die Kelten wieder im Unterholz verschwunden. Die Männer waren durch diese kleinen, gefahrlosen Siege in bester Stimmung. Das Einzige, was Sabinus ärgerte, war, dass die Wälder ihren Vormarsch immer wieder verzögerten: Sie mussten jedes Gehölz erst einmal durchsuchen, bevor die Kohorten es passieren konnten. Keine Kriegertruppe, egal, wie klein sie war, durfte in ihrem Rücken zurückbleiben. Die Nachschubwege mussten offen gehalten werden.
    Lucius spürte seinen deutlichen Widerwillen gegen den Wald immer stärker, da die Bäume, das Gestrüpp und das dichte Unterholz eine unbestimmte Angst in ihm schürten. Nicht sehen zu können, was vor oder neben einem geschah, war beängstigend. Diese Wälder waren der perfekte Platz für einen Hinterhalt, da konnte Drusillus sagen, was er wollte.
    Lucius schauderte es allein bei dem Gedanken, dass die germanischen Wälder noch viel schlimmer sein sollten.
    Er beobachtete, wie die Allobroger langsam im Wald vorrückten. Seine Legionäre bildeten die zweite Linie und deckten sie. Wenn er die Männer sah, die unter seinem Kommando standen, die jeden seiner Befehle befolgten, fühlte er Stolz. Er war Teil der mächtigsten Armee und des mächtigsten Imperiums der Welt, ein kleiner Teil nur, aber ein wichtiger. Dieser Stolz überlagerte die Unsicherheit, die er in seinem Inneren spürte – die Unsicherheit, ob er in einer Krisensituation die richtige Entscheidung treffen würde, und die Unsicherheit, ob er in einer echten Kampfsituation bestehen könnte. Er dachte an den allerersten Alarmruf „Wir werden angegriffen!“, als er für mehrere Augenblicke wie gelähmt dagestanden hatte – ihm selbst schienen es Stunden zu sein –, bis er reagieren und seine Befehle geben konnte. Das Herz schlug ihm bis zum Halse und seine Stimme klang ihm selbst unnatürlich, aber seine Männer reagierten unverzüglich und formierten sich zum Gegenangriff. Lucius lächelte in sich hinein, als er daran dachte. Niemand hatte seine Paralyse bemerkt, niemand ihn in Frage gestellt. Nur Drusillus hatte ihn mit gerunzelter Stirn angesehen.
    Ein Warnruf brachte ihn in die Realität zurück. Albanus, einer der Legionäre, hatte ihn ausgestoßen. Lucius fuhr erschrocken zusammen und sah verständnislos zu Albanus, der auf ihn zustürmte und jetzt auch noch sein Pilum warf. War der übergeschnappt? Warf mit seinem Pilum nach seinem Centurio? Ein Geräusch schräg hinter ihm ließ Lucius herumfahren. Zwei caluconische Krieger hatten sich auf einem Baum versteckt und waren gerade im Begriff, ihn von hinten anzugreifen. Lucius starrte die beiden nur erschrocken an und machte keine Anstalten, sich zu verteidigen. Albanus’ Pilum hatte keinen von beiden getroffen. Einer der Barbaren hob seinen Speer zum Stoß. Lucius versuchte nervös und mit hektischen Bewegungen sein Schwert zu ziehen, aber seine schweißnasse Hand bekam den Griff nicht zu packen und rutschte ab. Er machte eine lahme Bewegung mit dem Scutum, um den Speerstoß abzublocken, als plötzlich etwas an ihm vorbeisauste und den ersten Caluconen in die Seite traf. Dieser sah verständnislos auf das Pilum, das ihn getroffen hatte, und sackte dann zusammen. Der zweite stieß einen Wutschrei aus und griff mit seinem Speer an. Lucius gelang es noch immer nicht, seinen Gladius zu ziehen, er konnte aber

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