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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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teilgenommen. Er war mit dem Leben eines Kriegers vertraut, seit er in jugendlichem Alter Waffenträger seines Bruders gewesen war. Ambiorix hatte Lucius die Handhabung der keltischen Speere erläutert: Die Kelten benutzten keine schweren Wurfspeere oder Lanzen, sondern leichte Speere zum Werfen und kurze zum Stoßen. Seiner Meinung nach waren diese besser geeignet als die römischen Pila. Sie würden durch Wälder ziehen oder im Gebirge umherklettern. Wozu bräuchten sie da Speere, mit denen man fünfzig Doppelschritte weit werfen konnte? Sie seien nur eine unnötige Belastung und viel zu sperrig.
    Lucius erzählte Ambiorix von seinen Ausbildungsmärschen. Wie oft hatten die Rekruten heimlich das Marschgepäck erleichtert! Sie hatten den Sand, der das Gewicht des Getreides ersetzte, weggeschüttet, sogar die Trinkflaschen geleert und alle Möglichkeiten genutzt, um ein bisschen Erleichterung und Gewichtsreduzierung zu bekommen. Dies musste während des Feldzuges unter allen Umständen vermieden werden, versuchte er Ambiorix einzuschärfen. Der ließ die Ausführungen stoisch über sich ergehen. Dann und wann zuckte es in seinem Gesicht, als ob er ein Lachen unterdrücken würde. Lucius blickte in die grauen Augen des Kelten und sah dessen Belustigung. Er musste sich selbst ein Lächeln verkneifen: „Ich weiß, ich rede wie ein ängstliches Weib und versuche einen erfahrenen Veteranen vieler Feldzüge zu belehren, aber es ist mein erstes Kommando und daher meine Aufgabe, mich um so etwas zu kümmern!“
    Ambiorix lachte und schüttelte den Kopf. „Ah, Centurio Marcellus!“ Lucius genoss die förmliche Anrede. „In der Tat, du versuchst einem alten Krieger sein Handwerk zu erklären. Aber das macht nichts. Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit, wie mein Vater immer zu sagen pflegte.“
    Lucius nickte zustimmend: „Bei uns sagt man: ‚Der Sieg liebt die Sorgfalt!’“
    Ambiorix grinste Lucius an: „Nur dass wir Kelten nicht vorsichtig sind und ihr Römer sehr sorgfältig seid!“
    „Deswegen sind wir die Herren der Welt und nicht ihr!“, platzte Lucius heraus.
    „
Civis Romanus sum!
“, sagte Ambiorix und zitierte damit die Formel, die jeden Römer schützte. „Ich bin ein Bürger Roms! So haben die Götter die Welt gemacht! Gaius Julius Ambiorix steht dir zu Diensten!“
    Lucius war Ambiorix für seine Ruhe und Gelassenheit dankbar. Er würde ihm eine wertvolle Hilfe sein. Doch auch die Unerschütterlichkeit des Häuptlings konnte seine eigene Nervosität nicht lindern.
    In loser Formation durchstreiften die Allobroger vor ihnen die Wälder und Gehölze längs des Vormarschweges. Lucius stand unter höchster Spannung. Er hatte noch die Worte des Legaten im Ohr, dass hier kaum mit Feinden zu rechnen war, und er wusste, dass links und rechts von ihm Verbündete waren, aber dies beruhigte seine Nerven keineswegs. Hatten nicht die großen Geschichtsschreiber mehr als einmal über die verheerenden Folgen schlechter Aufklärung berichtet?
    Er lag fast jede Nacht wach, weil die Anspannung ihn nicht schlafen ließ. Am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert, aber auch in der darauffolgenden Nacht inspizierte er wiederholt die Wachen und zog sich nur kurz zurück, um zu schlafen, was ihm nicht besonders gut gelang.
    Mit flauem Gefühl im Magen führte er am nächsten Morgen wieder seine Centurie an. Er beobachtete mit Argusaugen die Umgebung. Als sie einen Wald durchkämmten, zuckte er beim kleinsten Geräusch zusammen und griff mehr als einmal nach seinem Schwert. Diese Nervosität übertrug sich nach und nach auf seine Männer, denen die Anspannung ihres Centurios selbstverständlich nicht entging.
    Mittags rasteten sie kurz. Lucius kontrollierte die Wachposten und kehrte dann zu den Männern zurück. Er beachtete die Mahlzeit nicht, die Ajax für ihn bereitgestellt hatte, sondern trank nur einen Schluck aus seiner Feldflasche. Dabei kratzte er sich an seinem langsam wachsenden Bart. Drusillus trat zu Lucius, der angespannt die Gegend beobachtete.
    „Centurio. Ich weiß, dass dies dein erster Feldzug ist. Ich beobachte schon seit Tagen deine Anspannung! Das führt zu nichts. Entspann dich!“
    „Du hast gut reden.“ Er zeigte auf die umliegenden Wälder und Höhen. „Überall hier können unsichtbare Feinde lauern. Das zehrt an den Nerven. Wir könnten jederzeit angegriffen werden.“
    Drusillus lächelte. „Ich als erfahrener Soldat kann dir versichern, dass die meiste Zeit im Krieg nichts

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