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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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Arzt war an diesem Morgen schon bei ihm gewesen und hatte ihm gemeldet, dass der Zustand des Primipilus alles andere als zufriedenstellend war. Wahrscheinlich, so der Arzt, habe er schlechtes Wasser getrunken und deswegen Koliken bekommen, aber auch Gift sei nicht auszuschließen.
    „Woran denkst du, Publius Quintilicius?“, fragte Quirinius.
    „An den Besuch des Arztes und sein Gerede von einer Vergiftung“, antwortete Varus.
    „Du glaubst doch diesen Unsinn nicht?“
    Varus rollte die Augen. „Natürlich nicht! Du weißt doch, wann immer ein Arzt nicht weiterweiß, faselt er von Gift, um seine Ignoranz zu verbergen!“
    „Das Gefasel soll er aber vor den Männern für sich behalten. Schlimm genug, wenn der Primipilus im Laufe eines Feldzuges krank wird oder gar stirbt, aber wenn man noch von Gift redet dabei …!“ Er sprach den Satz nicht zu Ende.
    „Ich weiß, ich weiß! Jetzt entschuldige, ich habe zu tun!“
    Heute hatte die Legion Ruhetag, aber dies galt nicht für den Legaten und seinen Stab. Er würde sich den ganzen Tag mit Verwaltungsaufgaben herumschlagen müssen und mit so arroganten Narren wie diesem Sabinus. Bei diesem Feldzug ging es in erster Linie darum, Erfahrungen zu sammeln. Sowohl die Legionäre und Tribune als auch die Centurionen und Legaten sollten auf die Probe gestellt werden, da dieser Feldzug nur ein Aufgalopp, sozusagen ein Aufwärmen der Muskeln war. Nur Tiberius, Drusus, Piso und er wussten: Der große Krieg gegen einen viel härteren Gegner stand bevor. Für den Krieg gegen die Germanen und Pannonier mussten die Truppen in bestem Zustand sein. Für die erfolgreichen Feldherren und Legaten standen danach alle Türen offen.
    Varus hatte einen Badetag angeordnet, um die Stimmung in der Legion ein wenig zu heben. Lucius konnte daher diesen Ruhetag endlich für ein dringendes Bedürfnis nutzen: Er wollte in dem kleinen See nahe dem Lager baden, auch wenn das Wasser bestimmt eiskalt war. Aber nach Wochen im Dreck, meist im eigenen, war es ein Traum, endlich einmal mehr als nur eine Katzenwäsche zu machen.
    Er zog sich nackt aus und ließ nur die Sandalen an. Wer wusste schon, was für Viecher in dem See lebten oder was für spitze Steine am Ufer lagen! Vorsichtig kletterte er die Böschung hinunter und stieg in das kalte Wasser. Brrr, wie im Frigidarium, stellte er fest, als er seinen rechten Fuß eintauchte. Dann holte er einmal tief Luft und ließ sich komplett ins Wasser sinken. Ah, kalt, als ob tausend kleine Nadeln ihn stachen! Er tauchte einmal komplett unter und stieß mit einem lauten Schrei wieder an die Oberfläche.
    Lucius war nicht allein, während er sich dieses besondere Vergnügen gönnte. Seine Schreie, halb Entzücken, halb Entsetzen, waren am ganzen Seeufer zu hören. Um ein geordnetes Baden zu ermöglichen, hatte Varus richtige Baderegeln erlassen. Er wollte Chaos und Unfälle vermeiden. Vergnügt wusch sich Lucius den Dreck der letzten Wochen herunter und tapste vorsichtig wieder aus dem Wasser. Dort hob er ein Tuch auf und trocknete sich flüchtig ab, bevor er sich wieder seine Tunica überzog. Was hätte er für eine frische, saubere oder gar neue Tunica gegeben!
    Er suchte den Legionsbarbier auf, um sich mal wieder richtig rasieren zu lassen. Endlich nicht mehr das Jucken und Kratzen am Kinn durch einen Bart, der am Abend genau anzeigte, was er tagsüber gegessen hatte. An den letzten Ruhetagen hatte Lucius mit Schere und Messer den Bart immer wieder notdürftig gestutzt, aber sich endlich wieder vernünftig rasieren zu lassen war ein herrliches Gefühl.
    „So, jetzt bist du wieder schön!“, flötete der Barbier ironisch. „Schade, dass wir keine Mädchen im Lager haben, die würden sich sofort in dich verlieben.“
    Als die Legion sich nach dem Ruhetag zum Aufbruch vorbereitete, erschien plötzlich Hilarius bei der zweiten Hastatencenturie.
    „Marcellus!“, rief er in seinem gewohnt ungeduldigen Ton. Bei Hilarius hörte sich alles an wie ein Vorwurf, so als wollte er sagen: Warum ist dies oder das noch nicht erledigt? Selbst dann, wenn das Gegenüber seine Aufgabe noch gar nicht kannte.
    „Centurio Marcellus!“ Wie immer betonte er besonders das Wort „Centurio“ – und wie immer erinnerte Lucius Hilarius’ Dialekt an die römischen Tagelöhner im Hafen von Massilia.
    „Ich habe einen besonderen Auftrag für dich. Geh zum Lager der helvetischen Hilfstruppen! Dort haben sie eine Aufgabe, die für einen tatkräftigen jungen Mann wie dich genau

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