Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
drei Asse auf den Tisch und sah sie fragend an. Sie nickte, strich das Geld ein. Er folgte ihr in den Nebenraum.
AUGUSTA • RAURICA
Der Konsul Lucius Calpurnius Piso sah zu Tiberius und Drusus hinüber. Letzterer versuchte soeben, ein Gähnen zu unterdrücken.
„Wir haben noch einen Punkt zu besprechen, bevor wir uns dem Abendessen widmen können.“
Er machte eine Pause, während Drusus sich bemühte, einen klaren Kopf zu bekommen.
„Wir sollen eine
colonia
anlegen. Welcher Ort eignet sich am besten zur Ansiedlung von Veteranen und als Zentrum der römischen Kultur?“
Drusus’ Antwort war durch ein erneutes Gähnen nur schwer zu verstehen.
„Bratanium liegt zu weit im Osten, Brigantium liegt verkehrstechnisch günstig!“
Tiberius setzte die Aufzählung fort: „Das Lager der Gemina, das Castra Vindelicum, ist eigentlich gut geeignet. Aber obwohl es eine verkehrsgünstige Lage an zwei Flüssen hat, ist es zu abgelegen. Es gibt dort keine weitere Keltensiedlung, und bis aus dem Lager ein Zentrum römischer Kultur werden könnte, würden noch einige Jahre vergehen. Castra Raurica ist zu klein.“
Piso nickte zustimmend: „Ich habe mir so etwas gedacht. Wir brauchen aber mehr Stützpunkte und Zentren der römischen Kultur im Norden. Dies ist der Wunsch von Augustus. Wir werden entlang des Rhenus weitere Legionen stationieren und wo es geht,
coloniae
anlegen. Wir werden die erste
colonia
hier in der Nähe gründen. Sie wird Augusta Raurica heißen. Diese Gegend hier ist sehr gut geeignet. So sichern wir zunächst das Gebiet entlang des Rhenus.“
Drusus sah erstaunt auf: „Hier in Basilia?“
Piso verneinte: „Ein Stück weiter südlich. Dort hatte Lucius Munatius Plancus im Jahr von Caesars Tod bereits eine
colonia
gegründet. Sie ist aber nie besiedelt worden, das werden wir jetzt nachholen.“
„Und wer soll dort angesiedelt werden?“, hakte Drusus nach.
„Derzeit stehen vier Legionen in Gallien. Und vier hier südlich des Danuvius. In den nächsten Jahren wird es eine Reihe von Veteranenentlassungen geben. Die Entlassenen werden wir hier und bei den Treverern ansiedeln. Castra Treverorum ist nun schon einige Jahre ein Legionsstützpunkt und soll ebenfalls zur
colonia
erklärt werden“, führte Piso aus.
„Ich werde so bald wie möglich einen Trupp losschicken. Sie sollen den
locus gromae
festlegen und die Via Principalis und die Via Praetoria abstecken“, sagte Tiberius.
Piso nickte zustimmend. „Wir werden die Gründung der
colonia
feierlich begehen und das Armilustrium, die Reinigung der Waffen, dort abhalten. Die eigentlichen Bauarbeiten beginnen dann im Frühjahr.“
Drusus erhob sich. „So soll es geschehen.“
Lucius stand breitbeinig da und hielt die Vitis hinter dem Rücken, während er die Arbeiten beaufsichtigte. Obwohl er nur mit einer Tunica bekleidet war, spürte er, wie ihm der Schweiß den Rücken herunterlief. Seine Centurie ging den Ingenieuren und Feldmessern zur Hand, die die neue
colonia
abstecken und ihren Bau vorbereiten sollten. Die Männer arbeiteten verbissen und vermieden seinen finsteren Blick.
Der hellte sich jedoch auf, als er Ambiorix mit seinem federnden Gang näher kommen sah.
Dieser hob lässig die rechte Hand zum Gruß. „Ich habe schon gehört, dass die Legion in ihrer Weisheit dir eine verantwortungsvolle Aufgabe zugewiesen hat!“
Er ließ den Blick über Schaufeln und Körbe wandern. Lucius verzog das Gesicht, als ob er Essig getrunken hätte. Ambiorix hob die linke Hand, in der er einen
torquis
, einen Halsring, hielt.
„Ich habe ein Abschiedsgeschenk für dich!“
Lucius nahm das Geschenk erstaunt und gerührt entgegen. Der Ring lag schwer und kühl in seiner Hand. Es waren einige kunstvolle Muster eingraviert und in der Sonne glänzte er.
„Dies ist nur ein kupfernes Erinnerungsstück und kein reiches Geschenk. Schließlich bin ich kein Häuptling oder gar König, sondern nur ein Centurio“, rief Ambiorix lachend. „Er soll dich an unseren gemeinsamen Feldzug erinnern!“
„Warum Abschied?“, fragte Lucius erstaunt.
„Unsere Einheit kehrt mit der Gemina über die Alpen zurück, um die letzten Widerstandsnester der Raeter auszuheben!“
Lucius packte den Kelten an den Schultern und suchte nach Worten des Dankes. Ambiorix wies die Dankesbezeugungen mit einem Kopfschütteln zurück, sah Lucius noch einmal freundlich mit seinen grauen Augen an, wandte sich um und ging.
Lucius’ Männer hatten verstohlen zugehört und begannen
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